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Technik zollt Tribut an Minusgrade

Von KLAUS ADAM 07.01.2009, 19:22

WITTENBERG/MZ. - Der private Wetterbeobachter und MZ-Fotograf Achim Kuhn trug für Mühlanger 26,9 Grad in seine Meldung, in Erdnähe ging auch in seinem Heimatort die Temperatursäule bis auf 29,7 Grad herunter. Den letzten vergleichbaren Frosteinbruch gab es 1987, recherchierte der Wetterfan in den Annalen.

Probleme mit Heizungen

Angesichts solcher Bibbergrade blieb zu Hause, wer an der warmen Heizung bleiben konnte. Allerdings gab es doch einige Havarien in zentralen und Fernwärmeversorgungsanlagen. Das bestätigten sowohl Rüdiger Pohl, technischer Leiter der Wohnungsbaugenossenschaft, und Dietmar Huth, sein Amtsbruder von der Wittenberger Wohnungsgesellschaft. Oft war es aber auch nur zu viel Luft in den Heizanlagen, die von den Technikern herauszulassen war, so Pohl. Zuweilen hatten es die Mitarbeiter der Wohnungsunternehmen aber auch mit mangelndem Verständnis der Bewohner zu tun. "Wenn man bei diesen Temperaturen Heizkörper über Nacht abdreht, dann muss man sich nicht wundern, wenn die Wohnung morgens nicht wie gewohnt in zehn Minuten warm ist", lautete eine Erfahrung, die Pohl den Mietern weitergab.

Laut Dietmar Huth meldeten sich am Mittwoch einige Mieter bei der Wohnungsgesellschaft, weil Abwasserleitungen verstopft waren - auch am Feiertag. Die beauftragten Firmen versuchten zu spülen. Wobei dann das Spülwasser erst recht einfror. "Heute hatten wir eine Firma aus Dessau mit einem Warmwasserspülgerät hier, die solche Engpässe beseitigte", informierte Huth. Wegen eines gänzlich verstopften Abflusses habe jedoch keine Familie ihre Wohnung verlassen müssen. Insofern ging alles glimpflich ab. Derweil betonte Wittenbergs Stadtwerkechef Hans-Joachim Herrmann, dass es aus Sicht seines Unternehmens weder in der Belieferung mit Warmwasser, noch mit Trinkwasser und Gas zu keinerlei Ausfällen gekommen sei. Das spreche für den guten Zustand der Anlagen.

Weitaus mehr Probleme hatten dagegen viele Nutzer von Fahrzeugen, die mit Diesel angetrieben werden. Der fror nämlich massenhaft ein - fachlich ausgedrückt, er paraffinierte. Betroffen waren auch Fahrzeuge des Neuen Wittenberger Busverkehrs.

Fahrzeuge bleiben stehen

Nicht so sehr im städtischen Linienverkehr. Doch insbesondere im ländlichen Bereich Annaburg / Holzdorf. Dort herrschten noch deutlich tiefere Temperaturen als im übrigen Kreis, erklärte Hans-Jürgen Wolf, Betriebsleiter der Vetter GmbH, die doch teils drastischen Verspätungen an diesem ersten Schultag im neuen Jahr. Da blieben die Busse einfach unterwegs stehen. Besser kam das Busunternehmen an den Standorten Bad Schmiedeberg, Kemberg und Gräfenhainichen zurecht. Dort nutzte man die Hallen, um die Fahrzeuge warm zu halten.

Das blieb den zahlreichen Autowerkstätten oft auch die einzige Lösung. Die massenhaft stehen gebliebene oder gar nicht erst gestartete Pkw abschleppten. Kerstin Schönemann vom Autohaus Moll musste sogar an Tankstellen die Erfahrung machen, dass vor dem Paraffinieren schützende Zusätze zum Diesel gegenwärtig nicht lieferbar seien. Seit morgens 6 Uhr war auch Uwe Schöne, Chef der gleichnamigen Werkstatt in Jessen, im Einsatz. Angesichts der noch tieferen Temperaturen als im übrigen Kreis war die Palette seines Eingreifens größer. Batterien, die nicht mehr wollten, eingefrorene Heizungskühler, Ventilatoren und Scheibenwischermotoren kamen hier dazu.

Züge mit Verspätungen

Während das Wasser- und Schifffahrtsamt Dresden am Mittwoch eine Warnung an die "Elbedampfer" wegen Eisgangs herausgab und riet, doch im nächsten Hafen zu bleiben, sah sich auch die Bahn AG vor etliche Probleme gestellt. Weichen wollten nicht mehr, etwa, wenn Eisbrocken dazwischen steckten, und auch Fahrzeugstörungen sorgten für etliche Verspätungen, wie Bahnsprecherin Daniela Bals in Leipzig bestätigte. Bei -30 Grad hätten selbst Weichenheizungen gut zu tun, meinte sie. Sollten über längere Zeit derart tiefe Temperaturen herrschen, werde die Bahn Lösungen finden, die dramatische Verspätungen verhindern sollen. "Aber die Frage stellt sich nicht", meinte Frau Bals, laut Wetterbericht solle es nicht so kalt bleiben. Sie räumte ein, dass am Mittwoch "der eine oder andere Zug" an Bahnstationen nicht weiterfahren konnte.