SV Grün-Weiß Wittenberg ist verärgert über Kostenexplosion Es regt sich Widerstand im Beiträge-Streit: Vereine im Kreis Wittenberg wollen sich gegen Landessportbund wehren
Der ESV Bergwitz will sich wehren und nicht zahlen. Der Landessportbund spricht von einer „moderaten Erhöhung“ und nimmt 689.000 Euro von den Vereinen zusätzlich ein.
Wittenberg/MZ. - Für Mario Göttert ist der Fall klar. „Man muss sich wehren“, sagt der Schatzmeister vom ESV Bergwitz.
Die Beiträge, die die Vereine an den Landessportbund (LSB) für die Mitgliedschaft überweisen müssen, sind zum 1. Januar gerade für den Nachwuchs deutlich erhöht worden. Für Kinder und Jugendliche wird das Doppelte fällig. Drei Euro statt bisher 1,50 Euro müssen jetzt pro Jahr und Mitglied überwiesen werden. Für die Erwachsenen werden sechs Euro statt bisher 4,50 Euro kassiert.
Einstimmige Ablehnung
„Wir werden nicht zahlen“, sagt Göttert, der Kontakt mit dem LSB aufgenommen hat. „Die Fragen werden zu einem späteren Zeitpunkt beantwortet“, zitiert der Bergwitzer aus der LSB-Antwort. Ines Kramer spricht im TV von einer „moderaten Erhöhung“ und von 689.000 Euro Mehreinnahmen. Die LSB-Finanzvorständin bleibt – und das ärgert Göttert besonders – bei der Reporter-Frage nach der Verwendung der Mittel vage.
Beim Kreissporttag wird vermutet, dass das Geld für ein „Haus des Sports“ – der neue LSB-Verwaltungssitz soll 5,7 Millionen Euro kosten – verwendet werden soll. Die Delegierten lehnen die Erhöhung der Beiträge einstimmig ab. Doch beim Landessporttag in Burg werden ohne Debatte mit 18 Gegenstimmen – neben Wittenberg sagen die Vertreter aus dem Burgenland und vom Landesturnverband „Nein“ – die erhöhten Beiträge von der großen Mehrheit beschlossen. „Die hatten Schiss in der Hose“, vermutet Göttert, der sich gern an einer Sammelklage beteiligen möchte. Er korrespondiert per Mail mit einer Juristin. Die Anwältin hat laut Daniel Gehrt, Geschäftsführer beim Kreissportbund (KSB), mit „mehreren Vereinen“ Kontakt aufgenommen.
Kritik an Verteilung der Fördergelder
Besonders hart trifft die Erhöhung den SV Grün-Weiß Wittenberg-Piesteritz. Schatzmeister Rene Peper hat hier Mehrkosten von 2.300 Euro ausgerechnet. Der Club fühlt sich auch beim Erhalt von Fördermitteln benachteiligt. „Jeder Verein darf einmal in zwei Jahren einen Förderantrag stellen. Für die 20 Abteilungen von Grün-Weiß bedeutet das: Jede 40 Jahre darf auf eine Unterstützung gehofft werden“, so SV-Präsident Olaf Rodewald auf dem Kreissporttag.
Diese Kritik richtet sich an die Sparkassenstiftung. „Das ist aber aus dem Zusammenhang gerissen“, erklärt Björn Kieselstein von der Stiftung und verweist auf die auf der Homepage veröffentlichten Förderrichtlinien. Der Experte betont aber auch: „Zum Teil hat er recht.“ Allerdings könne der SV laut Gehrt insgesamt pro Jahr fünf Förderanträge – drei für Trainingslager, zwei für Wettkämpfe – über den KSB an den Landkreis stellen. „Der SV bekommt in der Förderung des KSB 4.440 Euro pauschale Grundförderung (440 Kinder U 18 mal zehn Euro) und damit mit Abstand die meiste Förderung.
Im Bereich der besonderen Förderung hat der Verein 1.500 Euro für das Weihnachtsschauturnen im Elbhafen erhalten. Zusätzlich hätte der Verein noch zweimal 1.500 Euro für Veranstaltungen erhalten, wenn die Anträge vollständig gewesen wären. Aufgrund der Unvollständigkeit der Anträge hat das KSB-Präsidium diese beiden Anträge abgelehnt. Somit wären wir theoretisch bei 8.940 Euro. Das wäre knapp ein Zehntel der zur Verfügung stehenden Fördermittel die der Kreis dem KSB gibt“, so Gehrt.
Kreis Wittenberg stellt 90.000 Euro zur Verfügung
Der Kreis stelle jährlich 90.000 Euro für 185 Sportvereine zur Verfügung. Da ist ein Verteilungsstreit programmiert. In Piesteritz wird befürchtet, dass große Clubs wegen der aktuellen Förderpraxis vor dem Aus stehen. In Coswig, dem zweitgrößten Verein, wird diese Gefahr nicht gesehen. Laut Chef Markus Hänelt will der Club weiter wachsen und plant zwei neue Abteilungen.
Neue Überlegungen zur Förderung gibt es aber nicht. Landrat Christian Tylsch (CDU) – der Verwaltungschef ist auch Kuratoriums-Vorsitzender der Sparkassenstiftung – hat das Machtwort gesprochen: „Wer das Geld gibt, bestimmt die Spielregeln!“ Das mag für Menschen in Chefsesseln stimmen, an der Basis gelten andere Regeln. Hier müssen Clubs Geld der Mitglieder weiter reichen – und wissen nicht wirklich wofür.