1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Street Food Festival in Wittenberg : Street Food Festival in Wittenberg : Appetit auf Zebra und Heuschrecke

Street Food Festival in Wittenberg  Street Food Festival in Wittenberg : Appetit auf Zebra und Heuschrecke

Von Marcel Duclaud 26.08.2017, 10:00
Freunde der Knolle kommen hier auf ihre Kosten, denn an diesem Stand auf dem Streetfood-Festival in Wittenberg werden Kartoffeln in vielen Variationen angeboten.
Freunde der Knolle kommen hier auf ihre Kosten, denn an diesem Stand auf dem Streetfood-Festival in Wittenberg werden Kartoffeln in vielen Variationen angeboten. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Essen zieht, gerade wenn es exotisch ist. Muss ja nicht immer Bockwurst, Pizza oder Döner sein. Das denken sich offensichtlich eine ganze Menge Menschen, neugierig und aufgeschlossen für Küchengeheimnisse anderer Länder. Schon vor Beginn des ersten Wittenberger „Streetfood Festivals“ am Freitagnachmittag steht am Arsenalplatz eine Schlange, eine halbe Stunde später sind die rund 45 Stände gut besucht, Plätze werden allmählich knapp.

Street Food, also das Häppchen für Zwischendurch, liegt im Trend. Festivals unter diesem Motto organisiert seit zwei Jahren das Magdeburger Unternehmen Street Art Event. Laut Daniel Heuer außerordentlich erfolgreich: „Wir haben die Idee von Reisen nach Thailand oder England mitgebracht und sind zurzeit jedes Wochenende unterwegs“, berichtet er. Binnen zwei Jahren sind 60 Termine organisiert worden: „Wir wissen inzwischen, was funktioniert.“ Das Thema, betont er, dürfe nicht verwässert werden und die Betreiber „müssen authentisch sein“.

Street Food Festival in Wittenberg: Original kenianische Rezepte

Sprich, die Anbieter kommen oft aus den Ländern, deren Spezialitäten sie darbieten, leben allerdings meist in Deutschland. Das trifft etwa auf Mary Hänel zu, die aus Kenia stammt, jetzt aber in der Nähe von Chemnitz wohnt. Ihr Stand mit afrikanischen Spezialitäten ist dicht umlagert, es gibt unter anderem Krokodil-Gulasch in Kokosmilchsoße mit exotischen Früchten und Couscous, für acht Euro: „Alles selber zubereitet, von meiner Mama gelernt“, sagt die charmante Köchin zum Reporter.

Krokodil ist ein bisschen süßlich in dieser Variation, das Zebra herzhaft. Familie Perner aus Zahna kostet und befindet: „Lecker. Wir bleiben noch eine Weile, um uns hier durchzuprobieren. Das Mittagessen haben wir ausfallen lassen.“ Schräg gegenüber steht Joseph Calladine aus England und bietet Cidre-Steak an (ein Rezept aus Frankreich), superzart, was kein Wunder ist: Das Rindfleisch aus Australien wird 24 Stunden in Cidre eingelegt und gart elf Stunden im Wasserbad. Das hat seinen Preis: 40 Gramm, sechs Euro.

Geöffnet hat das nahrhafte Festival auf dem Wittenberger Arsenalplatz an diesem Wochenende am Sonnabend von 11 bis 22 Uhr und am Sonntag von 11 bis 20 Uhr.

Der Eintritt kostet für Besucher ab 14 Jahren drei Euro, ein Ticket für alle Tage fünf Euro. Der Veranstalter begründet den Eintritt mit Kosten für Sicherheit, Musik und Sauberkeit. „Wir brauchen das zur Refinanzierung und können keine exorbitanten Standmieten erheben“, sagt Daniel Heuer auf Anfrage der MZ.

Stationen waren in diesem Jahr unter anderem bereits Wolfenbüttel, Greifswald, Schwerin, Weimar Neubrandenburg oder Kassel.

Wer es deftiger und üppiger mag, der geht zu Hasan Aydingünes. Er bietet Pincho moruno an, 300 Gramm Fleisch am Spieß über Holzkohle gegrillt, ein Rezept aus Spanien (acht Euro). „Sehr saftig“, bemerkt der kräftige Grillmeister. Und natürlich sind da die frittierten Tierchen bei „Dr. Bobs gefährlicher Insektenküche“, es gibt afrikanische Wüstenheuschrecken in Kräuteröl und Knoblauch (2,50 Euro das Stück), eine Portion Mehlwürmer an Meersalz und Limette ist für vier Euro zu haben.

Auch hier: kein Mangel an Wagemutigen. „Ich gehe voll auf Risiko, Rouladen kann ich auch zu Hause essen“, erklärt die Kembergerin Christa Hoch und widmet sich ihrem Insektenschälchen. Das einzige, was sie ärgert, ist der Umstand, dass es, als sie an der Kasse danach fragt, keine Mehrtagestickets gibt: „Ich wäre gerne öfter gekommen.“

Auch Vegetarier werden beim Street Food Festival fündig

Sie könnte dann zum Beispiel am Veggiemobil einen Power-Burger ordern oder am Wiener Strudelhaus einen Marillen-Topfenstrudel oder einen Tapas-Teller oder, wenn nötig, einen Wodka mit Mehlwurm. Die Vielfalt jedenfalls ist groß, auch wenn der Veranstalter gerne mit noch viel mehr Ständen nach Wittenberg gekommen wäre. Der Raum am Arsenalplatz ist beschränkt.

Für ein bisschen Irritation sorgen am Freitag die provisorischen Zaunfelder, mit denen das Food-Festival-Gelände komplett abgeriegelt ist. Das hat nach den Worten von Daniel Heuer mit der Sicherheit zu tun und mit dem Eintritt, der erhoben wird. (mz)

Auch Tapas sind zu beim Streetfood-Festival zu haben.
Auch Tapas sind zu beim Streetfood-Festival zu haben.
Thomas Klitzsch