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Strategien gegen den Frust im Bus

Von UTE OTTO 16.12.2008, 18:47

WITTENBERG/MZ. - Gegenwärtig hat sich Vera Zech dieser Aufgabe für die Sekundarschulen Elster und Reinsdorf angenommen, zusätzlich zu ihrem ohnehin schon ausgefüllten Ehrenamt als Vorsitzende des Kreiselternrates. "Mehr ist nicht zu schaffen", sagte sie dann auch in der jüngsten Sitzung des Schul- und Kulturausschusses.

Mindestens einmal im Monat trifft sich Frau Zech mit den Acht- bis Zehntklässlern. Elf Busbegleiter sind es in Reinsdorf, 17 in Elster. Bevor sich diese den Button mit dem Logo, das sie als Busbegleiter ausweist, an die Brust heften durften, absolvierten sie ein Training, das Motivation, Verhaltensschulung, Gesprächsführung und Strategien zur Konfliktbewältigung umfasste. Auch mit den Gesetzlichkeiten der Personenbeförderung, so weit es die Kunden betrifft, mussten sich die Schüler befassen. Unterstützt wird Vera Zech dabei von Polizei, Verkehrswacht, Fahrschulen wie auch von Busunternehmen.

Aus ihrer Sicht funktioniert es gut, "wenn Schüler selbst auf Schüler einwirken". Wo sich Konflikte abzeichnen, die die Schüler überfordern würden, steigt Frau Zech selbst mit in den Bus. So stellt man sich das auch mit der künftigen "hauptamtlichen" Besetzung der Stelle vor. In dem Zuge soll das Busbegleiter-Projekt wieder im Landkreis ausgeweitet werden, Bedarf sei unter anderem aus Annaburg angemeldet worden.

Als Frau Zech das Konzept in Dessau vor Vertretern des Landesverwaltungsamtes und der Polizei vorstellte, war auch Hans-Jürgen Wolf, Betriebsleiter der Firma Vetter, dabei. Das Unternehmen ist sowohl in Anhalt-Bitterfeld als auch im Neuen Wittenberger Busverkehr Auftragnehmer des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). "Wir favorisieren allerdings die flächendeckende Busbegleitung durch Erwachsene", so Wolf gegenüber der MZ. Das werde im Bitterfelder Raum bereits praktiziert. Das von Frau Zech vorgestellte Konzept könne jedoch eine gute Ergänzung sein.

Im Kreis Wittenberg sind zudem ebenfalls über "Kommunal-Kombi"seit November zwei Busbegleiter unterwegs, die durch den Neuen Wittenberger Busverkehr angeleitet werden. Sie werden flexibel eingesetzt. Örtliche Schwerpunkte mit gehäuften Problemen sieht Wolf weniger. "Es sind immer die gleichen Probleme, die überall mal auftauchen." Das Grundübel sei die Unkenntnis beziehungsweise Nichtakzeptanz der allgemein auch für Schüler gültigen Beförderungsbedingungen im ÖPNV. Dazu gehörten nun mal das Vorhandensein gültiger Fahrausweise, das Wissen, dass es keinen Anspruch auf einen Sitzplatz gibt und ein Benehmen, "dass es dem Busfahrer ermöglicht, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, nämlich die Kunden sicher von A nach B zu bringen". Der Frust von Schülern und die Unzufriedenheit der Eltern mit dem Schulnetz und den damit verbundenen Wegen schlage sich in den Bussen nieder. "Die Busunternehmen haben diese Probleme nicht verursacht", so Wolf, die Lösung dafür müsse man also beim Landkreis einfordern.