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Stickstoffwerke Piesteritz Stickstoffwerke Piesteritz: Drei Arbeiter ersticken an Hochfackel

Von Marcel Duclaud und Steffen Höhne 20.09.2012, 07:44
Polizisten stehen im September 2012 am Fuße des Fackelturms der Ammoniakanlage in der SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH. Drei Menschen starben bei einem Unglück im Werk.
Polizisten stehen im September 2012 am Fuße des Fackelturms der Ammoniakanlage in der SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH. Drei Menschen starben bei einem Unglück im Werk. dpa-Zentralbild

Wittenberg/MZ. - Tragödie in Wittenberg: Die drei Männer, die bei einem Arbeitsunfall im Stickstoffwerk Piesteritz (Landkreis Wittenberg) am Mittwoch ums Leben kamen, sind erstickt. Das haben erste Untersuchungen in der Rechtsmedizin ergeben, sagte ein Polizeisprecher zum vorläufigen Obduktionsergebnis. Näheres sei noch nicht bekannt. Fachleute halten es für denkbar, dass die Männer an einer Gasvergiftung starben. Das Unternehmen äußerte sich dazu nicht. Polizei und Staatsanwaltschaft erhoffen sich nun von einer feingeweblichen Untersuchung genauere Informationen zur Todesursache.

Fest steht, dass die Mitarbeiter der Firma Korro Trend aus Halle - 43, 47 und 52 Jahre alt - an einem 42 Meter hohen Schornstein beschäftigt waren. An der so genannten Hochfackel sollten sie Sandstrahlarbeiten ausführen. Laut Staatsanwaltschaft Dessau sind die Männer, die aus dem Landkreis Wittenberg stammen, am Mittwoch gegen 18 Uhr mit einem Aufzug zu ihren Arbeitsbereichen auf unterschiedlichen Ebenen gefahren. Dann gibt es eine Lücke von zwanzig Minuten, in denen sich das Unglück ereignet haben muss. Weil die Männer mit ihrer Arbeit nicht begannen, ist ein vierter Mitarbeiter der Firma über Leitern des Gerüsts zu den Arbeitsebenen geklettert. Dort fand er seine Kollegen leblos vor. Rettungsbemühungen blieben erfolglos - laut SKW-Sprecher Joachim Haegert seien sofort „alle erforderlichen Rettungsmaßnahmen“ eingeleitet worden. Die Polizei spricht von Notarzt und Rettungssanitätern, die sich gemeinsam mit der Werksfeuerwehr um die Verunglückten bemühten, sie vom Turm bargen und zu reanimieren versuchten. Vergeblich. Die Polizei hat am Donnerstag vor Ort Spuren gesichert, sämtliche Arbeitsgeräte im Umfeld des Unfalls beschlagnahmt und Zeugen befragt.

Zu möglichen Todesursachen wollte sich offiziell niemand äußern. „Wir wissen nicht, wie das passieren konnte“, sagt Korro-Trend-Geschäftsführer Peter Pfeifer. Es habe sich bei den Opfern um langjährige und erfahrene Mitarbeiter gehandelt, die häufiger im Piesteritzer Stickstoffwerk beschäftigt waren. Dort läuft gegenwärtig die alljährliche Generalrevision, bei der 60 Fremdfirmen und mehr als 500 Mitarbeiter die Anlagen auf Vordermann bringen.

Der Schornstein hat die Funktion, überschüssiges Gas, das für die Ammoniak-Produktion benötigt wird, zu verbrennen. Möglich ist laut Insidern, dass während der Wartungsarbeiten noch so genannte Schwergase aus dem Schornstein ausgetreten sind. Diese hätten dann an der äußeren Schornsteinwand den Sauerstoff verdrängt. Daher könnten die Männer erstickt sein. SKW erklärte am Donnerstag allerdings, dass die Fackel ordnungsgemäß abgefahren und gesichert gewesen sei.