Sternritt in Seegrehna Sternritt in Seegrehna: Fest im Sattel

SEEGREHNA/MZ - Für die Pferde ist das Wetter perfekt. Zudem steht das Gras recht üppig auf dem Innenraum des früheren Hofgestüts Bleesern. Am Sonntag gegen Mittag grasen bereits 30 Pferde auf dem saftigen Grün, während ihre Besitzer, Reiter wie auch Kutscher und Mitfahrer, die Kartoffelsuppe und heiße Getränke genießen.
Infos und Fachvortrag
„Heute ist es nicht so warm. Wir haben auch einen kürzeren Weg genommen“, zieht Ina Grünberg vom Anhaltischen Reit- und Fahrverein Wörlitz, den Vergleich zum Vorjahr. Trotzdem sind die Reiter noch zweieinhalb Stunden bis Bleesern, dem Ziel des Sternritts am Sonntag, unterwegs. Und noch immer kommen Reiter an, die ihre Vierbeiner grasen lassen können und sich über das Areal und seine Geschichte informieren. Oder dem Fachvortrag über Zahnprobleme und deren Behandlung bei Pferden, inklusive praktischer Vorführung, zuhören und -schauen.
Der kleine Nils hat andere Sorgen. Mit seinen Holz-Lkw hat er die begehrten Dahlien „angeliefert“ (siehe „Denkmaltag in Farbe“), nun sucht er eine Fracht für den Rückweg zum Haus der Großeltern nicht weit entfernt. Fünf Wochen hat der Fünfjährige in Seegrehna verbracht, nun holen ihn die Eltern Gerald und Sandra Lock aus Storkow, wieder ab. Allerdings nicht ohne die übrige Familie zu schauen, was sich auf dem Gelände tut.
„Ich bin hier geboren, mein Vater hat hier gearbeitet, meine Mutter war in der Gärtnerei“, erklärt Silvia Deckert, Großmutter von Nils, ihre Verbundenheit mit dem Gelände und seiner Geschichte. Nicht nur Tochter Sandra und Familie sind regelmäßig zu Besuch, auch Sohn Mirko Deckert und Ehefrau Babett schauen öfter vorbei. Nils indes schaut auf die Pferde, hat aber andere Wünsche. Er würde gern mal „auf der Kuh“ reiten, erklärt der Junge selbstbewusst.
Seit zwei Jahren bemüht sich der 2010 gegründete Förderverein um Fördermittel, um aus den teils ohne Dach stehenden Mauerresten ein Zentrum für Tourismus, Kultur und Geschichte zwischen Wittenberg und Wörlitzer Gartenreich herzurichten. „Ich sehe 2014 optimistisch“. sagt die Vereinsvorsitzende Peggy Guszahn. „Wir wussten vorher, dass es eine Mammutaufgabe wird und es nur langsam voran geht.“ Doch dank der Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen wie den Sternritt und Führungen zum Tag des offenen Denkmals ist die Zahl der Vereinsmitglieder bereits auf 42 gestiegen.
Auf der Spur des Vorfahren
Kurz nach Mittag kommt ein junger Mann auf die Vereinsmitglieder zu. Er komme aus Berlin und stamme ursprünglich aus Pratau, erzählt Konstantin Tesch. „Ein Vorfahre von mir hat hier in Bleesern gearbeitet, Martin Schmidt. Er war Vogt auf dem Gestüt.“ Dessen Sohn sei 1704 hier geboren worden. „Insofern ist das hier auch ein besonderer Ort für mich“, findet Tesch, der mit dem Förderverein des Hofgestüts in Kontakt bleiben will.
Dass es mit der Sanierung bald voran geht, daran haben Silvia und Wolfgang Deckert keinen Zweifel. „Wir wollen hier unseren 80. Geburtstag feiern“, scherzen sie. Bis dahin gehen zwar noch etliche Jahre ins Land, aber man wird ja schon mal planen dürfen.

