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Tourismus Stephan Ziegler übernimmt „Elbterrassen“ bei Coswig

Stephan Ziegler übernimmt die Wörlitzer „Elbterrassen“. Was der Gastronom plant und warum die Verpächter über sein Engagement glücklich sind.

14.04.2021, 09:54

Oranienbaum-Wörlitz - „Meinen Mitarbeitern werde ich wohl regelmäßig einen Gutschein für eine Autowerkstatt spendieren“, überlegt Stephan Ziegler. Denn die Pflasterung der Straße, die zur „Elbterrasse Wörlitz“ führt, strapaziert die Stoßdämpfer sogar im gemächlichen Tempo wirklich über das übliche Maß hinaus. Ziegler ist jetzt häufiger in dem aus Hotel und Restaurant bestehenden Komplex anzutreffen. Er ist neuer Pächter des beliebten Ausflugszieles am Fluss.

Uta Jungwirth und Nicolai Brandt, die Besitzer der Immobilie, sind überzeugt, mit dem Gastronomen einen guten Fang gemacht zu haben. Sie schätzen die kreative Küche, die im Wörlitzer „Zieglers“ für Gaumenfreuden sorgt, schon eine ganze Weile. „Ungefähr zur gleichen Zeit, als Stephan Ziegler begann, sich in der Stadt um sein Lokal zu kümmern, richteten wir dort unseren Zweitwohnsitz ein“, berichtet Nicolai Brandt.

Persönliche Gründe

Es sei wichtig gewesen, recht zügig einen Nachfolger für den bisherigen Pächter, der nach 14 Jahren aus persönlichen Gründen auf eine Vertragsverlängerung verzichtete, zu finden. „Wir wollten eine Zukunft für dieses einzigartige Haus, das für uns ein Sehnsuchtsort ist. Es verdient keinen Leerstand“, erklärt Uta Jungwirth. Dass Stephan Ziegler sich ungeachtet der mit der Corona-Pandemie verbundenen wirtschaftlichen Unwägbarkeiten entschloss, sich am Wörlitzer Elbufer zu engagieren, habe sie „sehr glücklich“ gemacht.

„Wir empfinden es wie einen Sechser im Lotto“, fügt Nicolai Brandt hinzu. „Er ist der Profi“, geht sein Blick zu Stephan Ziegler, der gemeinsam mit seiner Partnerin Elisabeth Zimmer begonnen hat, die 15 Zimmer umzudekorieren. Parallel erhielten die urigen Dielenbretter einen aufhellenden Schliff. Und draußen sind die Steinplatten der Terrasse mit kräftigem Wasserstrahl gereinigt worden. „Ich denke, es lässt sich meistern, beide Objekte zu bewirtschaften“, sagt der Oranienbaumer, der auch im „Zieglers“ Gästezimmer einrichten möchte. „Sicher ist das Projekt nicht unriskant. Aber es ist eine einmalige Chance, die einfach passte. Nach dem Jahreswechsel stand fest, dass wir es wagen und anpacken wollen.“

Kulinarisch wolle er beide Gaststätten vorantreiben. Frische, regionale Küche anzubieten, bleibe oberste Priorität. Uta Jungwirth und Nicolai Brandt wissen diesen Anspruch zu würdigen. „Wir waren von Anfang an seine Stammgäste“, gestehen sie. „Aus unserer Sicht ist er in der Lage, das Potenzial des idyllisch gelegenen, einzigartigen Hauses zu entfalten. Wir schätzen Stephan Ziegler und haben Vertrauen in ihn.“ Der so gelobte 39-Jährige versichert: „Ich möchte mich hier wiedererkennen können. Aber uns schwebt keine Kopie vom ,Zieglers’ vor.“

Der Fährverkehr werde es mit sich bringen, dass in regelmäßigen Abständen viele Gäste gleichzeitig Hunger und Durst stillen wollen. Auf einen solchen „Durchlaufverkehr“ müsse man sich einstellen. Und auch darauf, dass nicht jedes Mal lediglich der Sinn nach einer Bockwurst steht.

Doch Ziegler wäre nicht Ziegler, wenn er nicht darauf abzielen würde, selbst aus einem schnöden Snack „etwas Einzigartiges“ zu zaubern. „Klar muss man auch gewisse Erwartungen erfüllen. Doch die schließen ja geschmackliche Überraschungen nicht aus.“ Für Nicolai Brandt steht fest, dass die Menschen nach überstandener Corona-Krise eher den Urlaub im eigenen Land bevorzugen werden.

Hierfür seien die „Elbterrassen Wörlitz“ bestens geeignet. Und Seminare und Workshops würden ebenfalls wieder ins Buchungssystem eingetragen werden können. „Hier ließen sich doch fast ohne Ablenkung Unternehmensstrategien ausbrüten. Hier ist doch ein wunderbarer, nahezu magischer Ort, um intensiv in die Tiefe gehen zu können“ schwärmt der Verpächter.

Spielplatz im Konzept

Stephan Ziegler, mit seinem „Stammhaus“ in Wörlitz fünfjähriges Bestehen feiernd, will das Areal möglichst umfassend „bespielen“. Neben Wein-Proben mit Christian Wilhelm, dem aus Wittenberg stammenden Sommelier des Jahres 2018 (gekürt vom Gault Millau), zu dessen Stationen unter anderem die MS „Europa“ und aktuell die Weinhandlung Pracht in Berlin-Zehlendorf gehören, und kleinen kulturellen Angeboten ist ein kleiner Spielplatz ins Konzept integriert. Für den ist bereits ein überdachter Sandkasten angeschafft worden. „Das Gelände“, meint der Gastronom, „lässt viel zu.“ Sogar Sauna-Gänge sollen wieder möglich sein. (mz/Andreas Behling)