1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Stadtreinigung Wittenberg: Stadtreinigung Wittenberg: Die Saubermänner von Wittenberg

Stadtreinigung Wittenberg Stadtreinigung Wittenberg: Die Saubermänner von Wittenberg

Von Andreas Benedix 20.03.2015, 20:22
Dirk Fritz macht mal Pause an der Kleinkehrmaschine.
Dirk Fritz macht mal Pause an der Kleinkehrmaschine. Benedix Lizenz

Wittenberg - Erste Sonnenstrahlen durchfluten die Straßen und Gassen der Wittenberger Innenstadt. Bis auf einige Jogger und Hundehalter ist niemand zu sehen entlang der historischen Meile. Doch da ist noch Reiner Scopp. In seinem orangeroten Arbeitsanzug legt er am Marktplatz eine Arbeitspause ein. „Ich bin bereits seit vier Uhr auf den Beinen“, sagt er.

Scopp ist bei der Kommunalservice GmbH Wittenberg (KSW) als Beikehrer beschäftigt. Er ist in jenen Bereichen tätig, die per Kehrmaschine nicht erreicht werden. Mit Kleintransporter, Besen, Schaufel und Laubbläser ausgerüstet, hat er bereits etliche schwer zugängliche Stellen im Zentrum von Schmutz befreit.

Sorgenkind Arsenalplatz

„Unser Sorgenkind ist der Arsenalplatz. Dort hat man immer gut zu tun. Zerbrochene Bierflaschen, Papier und andere Hinterlassenschaften einer feucht-fröhlichen Nacht sind hier oft an der Tagesordnung“, erzählt Scopp. „Wo es möglich ist, fege ich losen Dreck an solche Stellen, wo er durch die Kehrmaschine aufgenommen werden kann.“

Nach der Säuberung der Straßen und Wege ist für ihn aber noch nicht Feierabend. Die Beräumung der Bachläufe von Unrat gehört ebenso zu seinem Aufgabenbereich wie die regelmäßige Leerung der Papierkörbe. „Es ist eine Menge Arbeit, aber man freut sich eben auch, wenn die Stadt sauber ist.“

Inzwischen hat auch Dirk Fritz mit der Kleinkehrmaschine den Marktplatz erreicht. Auch er ist bereits etliche Stunden im Einsatz. „In der Innenstadt kommt schon eine ganze Menge Dreck zusammen. Je nach Jahreszeit muss ich zwei bis viermal einen Zwischenstopp einlegen, um den Auffangbehälter des Fahrzeuges zu leeren. Und der fasst zwei Kubikmeter.“

Besonders ärgerlich sind für die beiden KSW-Mitarbeiter die Hinterlassenschaften der Vierbeiner. „Schon in den warmen Monaten sind die Hundehaufen ein Problem. Ganz schlimm ist es aber im Winter, wenn sie gefroren sind. Da müsste man manchmal mit Hammer und Meißel ran“, so Fritz. Seine nächste Station ist der Kirchplatz. Später wird er noch Teile des Radwegenetzes „unter die Besen nehmen“.

Am KSW-Standort am Weinbergweg verweisen Geschäftsführer Manfred Sielaff und Einsatzleiter Wolfgang Pescht auf die Komplexität der ihnen von der Stadtverwaltung übertragenen Aufgaben. „Innerhalb der Stadtreinigung decken wir drei Bereiche ab. Das sind die Säuberung der Fußgängerzone, das wöchentliche Kehren der Straßen sowie die Entleerung der 145 Papierkörbe und zwölf Hundetoiletten. Hinzu kommen Sondereinsätze, beispielsweise nach Sturm, starkem Regen oder Vandalismus“, so Sielaff. Schwerpunkt ist die Innenstadt. Zirka 34.000 Quadratmeter Gesamtfläche sind hier, unabhängig von Feiertagen, Veranstaltungen oder Jahreszeit, an jedem Dienstag, Donnerstag und Sonnabend auf Vordermann zu bringen. „Spätestens 9 Uhr müssen wir  in der Fußgängerzone fertig sein. Dann beanspruchen die Gewerbetreibenden Platz für ihre Warenpräsentationen und der Publikumsverkehr beginnt“, verdeutlicht Pescht den Zeitdruck. Unter Zeitdruck anderer Art stehen die Fahrer der Großkehrmaschine. Bei der Bewältigung des beidseitig zu befahrenden, zirka 65 Kilometer langen Straßennetzes ist ein genauer Tourenplan einzuhalten. „Um unseren Fahrzeugen das ungehinderte Arbeiten zu ermöglichen, sind auf vielen Straßen Halteverbotsschilder mit Angabe des Gültigkeitszeitraumes aufgestellt. Nach Ablauf der Frist müssen wir dort durch sein“, erläutert Sielaff.

Vorsicht ist geboten

Mit der großen Kehrmaschine verlässt Ralf Behrendt den Hof der KSW. Er hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt und ist seit 28 Jahren bei der Stadtreinigung tätig. Die Spiegel im Blick, steuert er sein mit Rechtslenkung ausgestattetes Spezialfahrzeug gekonnt durch die Straßen der Lutherstadt. „Die Elektronik erleichtert einem die Arbeit schon sehr. Trotzdem muss man höllisch aufpassen. Einige rücksichtslose Autofahrer können einem das Leben manchmal ganz schön schwer machen. Wie zur Bestätigung wird er im Kreisel an der Belziger Chaussee von einem Pkw geschnitten und muss „in die Eisen gehen“. Im Kehrmodus geht es nun mit einer Geschwindigkeit von sechs bis acht Kilometern pro Stunde den Neumühlenweg und die Rote Landstraße entlang, dann auf der Gegenspur zurück und nach Reinsdorf. Anschließend führt die Tour Richtung Innenstadt.

„Klar, wir sind eine Verkehrsbremse. Einige Zeitgenossen haben dafür wenig Verständnis. Eine saubere Stadt wollen sie aber haben“, so der 62-Jährige. In der Lutherstraße tut sich ein weiteres Problem auf. Trotz Halteverbots stehen Autos am Straßenrand. „Daran habe ich mich fast schon gewöhnt“, sagt Behrendt gelassen. „Da heißt es dann Slalom fahren.“ (mz)

Gelassen am Steuer der Großkehrmaschine: Ralf Behrendt
Gelassen am Steuer der Großkehrmaschine: Ralf Behrendt
Benedix Lizenz
Der „Beikehrer“: Reiner Scopp
Der „Beikehrer“: Reiner Scopp
Benedix Lizenz