Stadtfest "Luthers Hochzeit" Stadtfest "Luthers Hochzeit": Hitziges Vergnügen in Wittenberg

Wittenberg - Das kann heiter werden - und ziemlich heiß. Freitag gibt es schon mal einen Vorgeschmack auf das, was die Tausenden Akteure des Wittenberger Stadtfestes erwartet - und ihr Publikum natürlich ebenso: neben Trubel und Jubel und Hochzeitsfreude, neben Musik und Tanz und Gaukelei hohe Temperaturen, strahlender Sonnenschein. Das verlangt nicht zuletzt nach Schutz, nach Kopfbedeckung zum Beispiel, nach Sonnencreme und sehr viel Wasser.
„Luthers Hochzeit“ hat begonnen - bei Traumwetter und 493 Jahre nach der originalen Zeremonie. Am Nachmittag kommen wie gewohnt die aus dem Kloster Nimbschen entfleuchten Nonnen im von Pferden gezogenen Wagen angerollt - vom Elstertor in Richtung Marktplatz, wo bereits allerlei Volk wartet. Fanfaren ertönen, Trommeln schlagen, Jubel erklingt.
Die Braut, in diesem Jahr dargestellt, von Ivette Winkler, hat auf ihre geliebte Ducati verzichtet - der Stilbruch wäre zu arg. Katharina von Bora reiht sich neben ihren Begleiterinnen ein auf der Bühne, die Hochzeit muss noch ein bisschen warten.
Das Treiben beobachtet aus einiger Entfernung und schön im Schatten Martin Luther alias Klaus Pohl - auf dem Sockel seines Denkmals: „Ich will schon mal einen Blick werfen auf die Nonnen“, bemerkt er und bekennt „freudige Erregung“ angesichts der anstehenden Heirat.
Unterdessen wird das Fest eröffnet: Mit mächtiger Stimme spricht ein letztes Mal Jürgen Simon, 22 Jahre lang ein eindrucksvoller, stets überzeugender Herold. Er verkündet den Landfrieden - und gibt sein Amt zurück. „Möge ein würdiger Nachfolger gefunden werden.“ Der Nachfolger heißt Clemens Meyer, ist Student, 20 Jahre alt und verfügt ebenfalls über eine kräftige Stimme. Aufgefallen sein soll er in der Theatergruppe des Luther-Melanchthon-Gymnasiums.
„Mit Jürgen Simon geht eine Ära zu Ende“, schickt ihm Oberbürgermeister Torsten Zugehör im Gewand seines Vorgängers Christian Beyer warme Worte hinterher: Im Übrigen sei er reich beschenkt worden - weshalb das Stadtsäckel so leer ist. Dass das ein bisschen gefüllt werde, ist des Oberbürgermeisters große Hoffnung, weshalb er die Gäste der Hochzeit auffordert: „Verwendet eure Taler üppig. Und bringt Licht in dunkle Kassen.“
Im Übrigen bittet er die Gäste: „Unterlasset den Blick auf die Teufelsknochen“, was bekanntlich mit gesenkten Köpfen und starrem Blick einhergehe. Statt aufs Smartphone zu blicken, solle sich das Publikum lieber ergötzen an Wein, Gesang und fein herausgeputzten Menschen, wünscht sich das Stadtoberhaupt und betont, dass Höfe und Plätze voller Überraschungen sind in den nächsten Stunden, was wesentlich den Bürgern der Stadt und ihren Vereinen zu danken sei.
Indes machen sich die Veranstalter doch ein bisschen Sorgen wegen der Hitze und möglicher schwerer Gewitter, räumt Fest-Organisator Peter Pajak ein. Die Teilnehmer des Festumzuges werden heute am Sammelplatz vor dem Augusteum von den Stadtwerken mit Wasser versorgt, auch dort, wo der prachtvolle Umzug endet, am Luther-Hotel, stehe Wasser bereit.
Die Schlosswiese spritzen die Vereine ab und an mit Wasser ab. Pajak betont, dass jeder in erster Linie für sich selbst verantwortlich sei: „Keiner muss den Helden spielen und etwa die gesamte Strecke beim Festumzug mitlaufen. Wir sind hier nicht bei Olympia.“ Er verweist außerdem auf das detaillierte Sicherheitskonzept: „Es existiert ein direkter Draht zu Polizei, Feuerwehr, Johannitern und Rotem Kreuz.“
An fünf Stellen in der Altstadt sind Sanitäter, am Schlossplatz, an der Leucorea, an der Sparkasse, in der Juristenstraße und am Lambert-Stadion. „Es gibt zudem Teams von Sanitätern, die zu Fuß unterwegs sind.“ Dass mehr Kräfte als geplant im Einsatz sein werden, betont Dirk Böttcher, Zugführer bei den Johannitern. Besonders der Umzug bereite ihm ein wenig Kopfzerbrechen: wenig Schatten, schwere Gewänder.
„Aber wir sind vorbereitet und werden verstärkt aufpassen.“ Böttcher warnt vor Dehydrierung, rät zu Schatten und beim Alkohol zum Maß halten. (mz)
