Spurensuche Spurensuche: Zahnaer Fliesenmanufaktur sucht Detektive der Vergangenheit

Als die Firma Utzschneider und Ed. Jaunez im Jahr 1891 in der Stadt Zahna, nahe der Lutherstadt Wittenberg, ein Tonplattenwerk gegründet hatten, das im Trockenpressverfahren Fliesen herstellte, konnte wohl keiner ahnen, dass fast 130 Jahre später an gleicher Stelle immer noch Fliesen produziert werden würden – und schon gar nicht, dass diese noch genau wie damals entstehen.
Wenn man sich einmal genauer mit der Geschichte der Keramikfliese als Boden- oder Wandbelag beschäftigt, wird man beeindruckt sein, wie früh sich die Menschheit schon mit den heute so verbreiteten Keramikplatten beschäftigt hat. So wurden Keramikfliesen nachweislich schon im Altertum, vor allem in Ägypten, Mesopotamien und Persien, zum Verkleiden von Wänden angewendet. In West- und Mitteleuropa erlangten Fliesen dann im Mittelalter Popularität und im Zuge der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert verbreiteten sich keramische Bodenbeläge und Wandverkleidungen immer weiter und es entstanden immer mehr Fabriken, die Fliesen industriell fertigten – so eben auch in Zahna.
Auf diese fast 130-jährige Tradition ist man in Zahna nicht ohne Grund besonders stolz. Vor allem da sich im Unternehmen all die alten Handwerkstechniken erhalten haben, die es ermöglichen, auch heute noch Fliesen so herzustellen, wie es in der Fabrik 1891 üblich war.
Warum man das tun sollte, erkennt man, wenn man eine Zahnaer Fliese genauer unter die Lupe nimmt. Ob nun mit der Hand oder maschinell hergestellt, sind Zahnaer Fliesen immer durchgefärbt und verfügen über eine 3 bis 5 Millimeter starke Farbschicht. Das garantiert eine minimale Abnutzung auch nach vielen Jahren und Jahrzehnten. In Abhängigkeit von der Beanspruchung können so auch 100 Jahre alte Fliesen durchaus noch fast wie neu aussehen. Da die Dekore bei Zahna Fliesen zudem nicht – wie heute meist üblich – nur aufgedruckt werden, sind sie auch auf stark beanspruchten Flächen und nach vielen Jahren noch immer gut erkennbar. Selbst Absplitterungen können sie vielleicht beschädigen, jedoch niemals zerstören. Hinzu kommt, dass für die Herstellung der Fliesen in Zahna zu 100 Prozent nur natürliche Rohstoffe eingesetzt werden und die Endprodukte garantiert emissions- und schadstofffrei sind.
Das alles zusammen macht die Fliesen aus Zahna natürlich auch für Restauratoren und Denkmalschützer in der ganzen Welt interessant. Dass man hier im Fläming in der Lage ist, jede historische Fliese detailgenau nachzubilden, alte Techniken verwendet und nicht zuletzt auch völlig individuelle Dekore als Unikate entwickelt, hat dazu geführt, dass man sogar in der St. Petersburger Philharmonie und in der Hermesvilla in Wien – um nur zwei Beispiele zu nennen – buchstäblich auf Zahnaer Meisterwerken wandeln kann.
Doch dank ihrer hervorragenden Haltbarkeit muss man gar nicht bis nach Russland fahren um Beispiele kunstvoll verlegter Zahnaer Fliesen zu finden. In der ganzen Region kann man in Ladengeschäften, Wohnungen, Bädern, Haus- und Schulfluren – ja sogar in Durchfahrten, mehr oder weniger historische Fliesen finden, die ihren Ursprung im Zahnaer Werk haben. Und genau diese, möchte das Unternehmen jetzt wiederentdecken und hofft dabei auf die Hilfe und das detektivische Gespür der Bürger.
Wer den Zahnaern bei der Spurensuche in ihrer eigenen Unternehmensgeschichte helfen möchte, macht wo immer er vermutet, es könnte sich um alte Fliesen aus dem Werk handeln, ein Foto und sendet dieses mit einigen Angaben zu Ort und Zeit an die Marketingabteilung von Zahna Fliesen. Dort gehen dann freundliche Mitarbeiter allen Hinweisen nach und hoffen, möglichst viele, jetzt noch unbekannte Orte zu entdecken, an denen die Wand- oder Bodenfliesen ein Stück Firmen- oder sogar Heimatgeschichte erzählen.
Wer sich über die historischen Dekore, die es im Verborgenen zu entdecken gilt, informieren möchte, der ist auf der Homepage von Zahna Fliesen oder auf der Facebook-Seite des Unternehmens richtig.
Wer jedoch selbst einmal einen Blick hinter die Kulissen des Werkes werfen und darüber staunen möchte, wie die Fliesen dort noch von Hand gefertigt werden, ist herzlich zum Tag der offenen Tür am 6. April 2019 zwischen 9 und 15 Uhr unter bei der Zahna-Fliesen GmbH in der Paul-Utzschneider-Straße in Zahna-Elster eingeladen.
Neben den beliebten Werksführungen, die um 10, 12 und 14 Uhr stattfinden, wird auch wieder ein exklusiver Fabrikverkauf durchgeführt. Dazu verwandelt sich das Fabrikgelände in eine Art „Outlet“, in dem die Kunden Fliesen erster Wahl zu günstigen Preisen erstehen können. Diese Topangebote an Fliesen „Made in Germany“ sollte man sich nicht entgehen lassen.