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Sprengstoffhersteller bei Wittenberg Sprengstoffhersteller bei Wittenberg: Auf den Spuren der Wasag

Von Irina Steinmann 12.11.2019, 10:22
Altes Wasag-Land. Apollensdorf-Nord mit Ex-Klinik (vorn, im Hintergrund: SKW) und Siedlungshäuschen
Altes Wasag-Land. Apollensdorf-Nord mit Ex-Klinik (vorn, im Hintergrund: SKW) und Siedlungshäuschen A. Baumbach

Wittenberg - Der Geschichts- und Forschungsverein „Wasag Haupt-Werk Reinsdorf“ bemüht sich seit geraumer Zeit erfolgreich darum, die Geschichte des historischen Sprengstoffunternehmens und dessen großen Anteil an der Entwicklung der Stadt Wittenberg für die Allgemeinheit erlebbar zu machen. Beispielsweise gibt es Führungen über das riesige, insgesamt 5,5 Quadratkilometer große Werksgelände und auch das Informations- und Dokumentationszentrum im Pförtnerhaus des ehemaligen Klinikums in Apollensdorf nimmt Gestalt an.

Der Verein habe das Archiv eines inzwischen emeritierten Mainzer Professors übernehmen dürfen, der 35 Jahre über die Wasag mit ihren Standorten in Reinsdorf und Coswig forschte, berichtet Vereinschef Joachim Zander, der selbst in seiner Freizeit sogar schon seit 40 Jahren mit dem Thema befasst ist.

Erbe Apollensdorf-Nord

Jüngstes Projekt des Vereins ist die Einrichtung eines Geschichtslehrpfades auf den Spuren der Wasag, deren Hauptwerk ab 1893 in Reinsdorf errichtet wurde; das Unternehmen selbst war bereits 1891 im benachbarten Coswig gegründet worden. Eine Station ist auch die 1906 gegründete Werkssiedlung - eine von mehreren, die aber nicht alle erhalten sind - heute bekannt unter dem Namen Apollensdorf-Nord.

Markierte Orte werden Zander zufolge beispielsweise auch das landwirtschaftliche Gut, das Ärztehaus und die Fabrikantenvilla sein sowie die Reste des 1912 in Betrieb genommenen Personenbahnhofs. Später soll der Rundweg über B 187 und Schiene hinweg auch ins Alte Dorf führen, so zum historischen Schulhaus, weiteren Wohngebäuden an der Roßlauer Straße sowie zum - deutlich jüngeren - Mahnmal.

Metalltafeln im Querformat sollen in Text und Bild Auskunft geben über die Geschichte des jeweiligen Ortes. Die Oberflächen würden sicherheitshalber mit Graffiti-Schutz beschichtet, so Zander, die Gestelle spendiere das Reinsdorfer Unternehmen Feldbinder. Das ebenfalls auf den Tafeln befindliche Wasag-Logo - W und A übereinandergelegt in einem Kreis - habe er sich bereits nach 2001, dem endgültigen Ableben des Unternehmens, schützen lassen, so Zander.

Für den beschilderten Geschichtslehrpfad erwartet der Verein, der darüber hinaus Spenden und Eigenleistung einbringe, Fördermittel aus dem „Leader“-Programm; ein mündlicher Bescheid liege vor. Unvorhergesehene Verzögerungen bei der Bearbeitung des Antrags hätten allerdings dazu geführt, dass der Lehrpfad nun voraussichtlich erst im kommenden Frühjahr realisiert werden kann. „Im Winter möchte ich dort nicht bauen“, so Zander, allerdings könnten - vorbehaltlich des endgültigen Förderbescheids - in dieser Zeit die Stelltafeln angefertigt werden. Derzeit rechne er mit einer Übergabe des Rundwegs im April oder Mai.

Nur mit Genehmigung

In der vergangenen Woche hatte Joachim Zander Verein und Projekt im Kulturausschuss des Stadtrats vorgestellt, er traf dort auf einhellige Zustimmung. „Auch für die jetzige Friedenspolitik ist das schlau“, sagte zum Beispiel Grünen-Fraktionschefin Reinhild Hugenroth. Zum Weltfriedenstag hatte eine Fahrrad-Exkursion zum Informations- und Dokumentationszentrum im Pförtnerhaus geführt.

Die Zusammenarbeit mit der Tourist-Information sei „schon jetzt sehr gut“, sagte Zander mit Blick auf die vom Verein angebotenen Führungen. Für das kommende Jahr seien allein acht Termine in der Siedlung geplant. Hochoffizielle Betretungsgenehmigungen für das nicht ungefährliche ehemalige Werksgelände im Wald haben Zander zufolge nur er und der Apollensdorfer Maik Müller. Nur im Rahmen von Führungen darf auch die interessierte Öffentlichkeit mit hinein zu den Ruinen des einst so bedeutenden Sprengstoffherstellers. (mz)