Gericht Sexuelle Nötigung: Plötzlich im Schlafzimmer
Ein junger Mann aus dem Landkreis Wittenberg wird wegen sexueller Nötigung verurteilt. Er legte sich in einem fremden Haus zu einer Frau ins Bett.

Wittenberg - Der Staatsanwalt räumt ein, sprachlos zu sein angesichts dieser Tat, die sich im Mai vergangenen Jahres in einem Dorf in der Elbaue im Landkreis Wittenberg ereignete. Auf der Anklagebank sitzt ein junger Mann, das schwarze Basecap hat er abgenommen und beteuert: „Es tut mir wirklich leid.“
Mit Polizei gedroht
Der Vorwurf, der ihn ins Wittenberger Amtsgericht führte, lautet: sexuelle Nötigung. Er soll sich nach Angaben des Staatsanwaltes Zutritt in das Schlafzimmer eines fremden Hauses verschafft haben. Im Bett schlief eine Frau. Der Angeklagte habe sich auf sie gelegt, sich an ihr gerieben und versucht, sexuelle Handlungen vorzunehmen. „Bitte, komm schon, nur einmal“, soll er gesagt haben, als die Frau erwachte.
Erst nachdem sie drohte, die Polizei zu rufen, ließ er von ihr ab und verließ das Haus. Sein Mandant, sagte der Verteidiger des jungen Mannes, räume den Tatvorwurf ein. Er sei alkoholisiert gewesen, habe sich mehrfach entschuldigt „und erkannt, dass er Bockmist gebaut hat“.
Wie er überhaupt ins Haus gekommen ist, wollte Richter Ronald Waltert wissen. Der Angeklagte soll Schlüssel für die Garage gehabt haben und von dort in das Gebäude gelangt sein. Bekannt miteinander waren der Beschuldigte und die nachts urplötzlich überfallene Frau, eine Partnerschaft aber bestand nicht.
Dass der Angeklagte geständig sei, erspare dem Opfer immerhin die Aussage vor Gericht, sagte der Staatsanwalt. Er forderte auch angesichts des Umstandes, dass der junge Mann nicht vorbestraft sei, lediglich eine erhöhte Geldstrafe: 90 Tagessätze je 40 Euro.
Ersttäter und Alkohol
Der Verteidiger betonte ebenfalls, dass sein Mandant Ersttäter sei, Alkohol wegen des Männertages im Spiel war und er sich im Übrigen reumütig gezeigt habe. 60 Tagessätze je 35 Euro halte er daher für angemessen.
Richter Waltert sieht das anders. Er verurteilte den Mann aus dem Landkreis Wittenberg wegen sexueller Nötigung zu acht Monaten Freiheitsentzug auf Bewährung. Sicher, er sei nicht vorbelastet und habe versichert, dass es ihm leid tue, nur müsse man sich auch die Tatumstände vergegenwärtigen. „Da liegt eine Frau in ihrem Bett, schläft und plötzlich ist ein fremder Mann über ihr, der auch nicht gleich von ihr ablässt. Das ist ein unglaublicher Schreck.“ So stelle sich das für das Opfer dar.
Dass er sich wie behauptet in der Wohnung vertan habe, „nehme ich ihnen nicht ab. Das ist eine reine Schutzbehauptung.“ Zusätzlich zur Freiheitsstrafe verhängte der Wittenberger Richter eine Geldauflage. Der Verurteilte muss insgesamt 1.000 Euro zahlen - und zwar an einen Jessener Verein, der sich um krebskranke Kinder kümmert. (mz/Marcel Duclaud)