Semperopernball Semperopernball: Wittenberger Pärchen debütiert in Dresden

Wittenberg/Dresden - Freitagbend dürfte bei den Herrmanns und Schaubs freudiger Ausnahmezustand herrschen. Sandra Herrmann jedenfalls erklärte unlängst, man wolle mit anderen zusammen am Freitag den Dresdener Semperopernball im Fernsehen verfolgen. Herrmann ist Kassenwartin beim Tanzsportverein (TSV) Schwarz-Gelb in Wittenberg.
Ihr Sohn Tony ist Jugendwart und, das vor allem, ein begabter (Turnier-)Tänzer. Mit seiner Tanzpartnerin beim TSV, der 19-jährigen Carolin Schaub aus Wittenberg, hat der bald 18-jährige Jessener es unter die Debütantenpaare geschafft. Deren Auftritt - vor Stars und Promis - gilt als ein Höhepunkt des Eröffnungsprogramms der Semperopernbälle.
Erfolgreich beim Casting
Was den erwähnten Ausnahmezustand betrifft, so gilt der für Schaub, die in Halle Biologie studiert, und Herrmann, er bereitet sich in Dessau auf sein Fachabitur vor, längst. Am Sonnabend etwa haben sie noch beim dritten Luther-Cup ihres Vereins im Stadthaus von Wittenberg getanzt.
Montag ging’s direkt nach Dresden zu den Proben. Bis Mittwoch widmete man sich der Choreografie; am heutigen Donnerstag soll es zur Technikstellprobe ins Opernhaus gehen - und dann ist schon der Ball. Schaub und Herrmann sagen, dass Freitagabend die Debütanten zweimal tanzen: einmal zur Eröffnung und später auf dem Vorplatz der Semperoper, dorthin werde das Programm übertragen.
Der Semperopernball ist den Angaben zufolge das größte Klassik-Entertainment-Event im deutschsprachigen Raum. Wie es auf der Homepage heißt, tanzen am 26. Januar etwa 2.500 Gäste inmitten von Stars und Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft bis in die frühen Morgenstunden. Das Motto der Veranstaltung lautet „Magisches Dresden - der Ball bringt Glück“. Glück hatten in jedem Fall Carolin Schaub und Tony Herrmann vom TSV Schwarz-Gelb Wittenberg gehören in diesem Jahr zu den 100 Debütantenpaaren.
Unter www.semperopernball.de stehen Veranstaltungsinfos im Internet.
Der Weg nach Dresden führte über ein von MDR Jump getragenes Casting, das 2017 im September unter anderem in Leipzig stattfand. Eine Jury, in der neben dem Opernballdirektor Schaub zufolge auch Sponsoren, Tanzlehrer und Projektleiter saßen, habe auf Haltung, Takt und Musikalität geachtet.
Nichts, worüber sich die Wittenbergerin und der Jessener die Köpfe zerbrechen müssten, so lange wie sie schon tanzen (sie 14 Jahre, er acht) und angesichts erfolgreicher Teilnahmen etwa an Meisterschaften. Den Kopf ebenfalls nicht zerbrechen müssen sich Schaub und Herrmann über die Kosten - obwohl eine Teilnahme am Semperopernball als Debütant zunächst vor allem eins ist: Teuer!
Schaub und Herrmann jedoch haben bei einer Verlosung des Senders das „Goldene Ticket“ gewonnen, ein „Glitzer- und Glamour-Paket“, wie es beim MDR heißt - im Wert von 1.000 Euro.
Am Morgen der Verlosung habe sie, Schaub, das Telefon mit ans Bett genommen - und nicht ernsthaft an ihr Glück geglaubt. Und dann? „Bin ich vor Freude durchs Zimmer gehüpft“, erinnert sie sich und sagt, dass sie Tony sofort eine WhatsApp geschickt hat.
„Die perfekte Mischung“
Zwar kommen sie nun um die Debütantengebühr von über 100 Euro pro Person trotzdem nicht herum, aber um die Finanzierung etwa der Hotelübernachtungen, von Kleid und Smoking, Schuhen und Styling. Ansonsten scheint das liebe Geld immer wieder ein Thema zu sein, wenn jemand sich entschieden hat, das Tanzen ernsthaft zu betreiben.
Für ein Kleid und einen Frack müssen demnach schnell mal 1.000 Euro berappt werden. Zudem scheint Tanzen ein ähnlich zeitintensives Hobby wie, sagen wir mal, Klavierspielen.
Herrmann und Schaub sprechen im Hinblick auf Kosten und Aufwand irgendwann auch von den Eltern: „Sie sind unser Rückgrat. Sie trösten, päppeln uns auf.“ Tanzen, zumal im Turnier, ist auch ein harter Sport, nichts für zarte Besaitete. Und es mag ja sein, „dass Turnierpaare hinter den Kulissen Freunde sind“, aber „auf der Tanzfläche ist jedes Paar für sich, da ist Kampf“.
Gleichzeitig sei Tanzen die perfekte Mischung aus Sport und Musikalität; dass es „wie Singen mit dem Körper“ ist, schreibt der TSV Schwarz-Gelb auf seiner Homepage. Schaub und Herrmann sagen: „Man kann sich bewegen und sieht auf jeder Veranstaltung gut aus.“
Bella figura!
Gut aussehen, bella figura machen, werden sie gewiss in Dresden. Mehr als zufrieden ist Carolin Schaub schon mal mit den Kleidern, die jedes Jahr neu entworfen werden. Sie hat ein Foto
von einer Anprobe auf ihrem Handy: Schwarz (!) dominiert, wirklich sehr chic. Um 21 Uhr beginnt an diesem 26. Januar die große Eröffnungsgala des inzwischen 13. Semperopernballs. Ehrungen der Preisträger aus Politik, Sport, Gesellschaft und Kultur sollen sich mit Aufführungen von Künstlern aus aller Welt und Auftritten der Klassikstars von heute und morgen abwechseln. Und im Dreivierteltakt schweben sie übers Parkett - die Debütanten. (mz)