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Sekundarschule Friedrichstadt Sekundarschule Friedrichstadt: Zweiter Anlauf für die Gemeinschaftsschule

Von irina steinmann 28.03.2014, 11:27
Die Sekundarschule Friedrichstadt in Wittenberg.
Die Sekundarschule Friedrichstadt in Wittenberg. Klitzsch/Archiv Lizenz

wittenberg/MZ - Die Ganztagsschule Friedrichstadt hält am Ziel Gemeinschaftsschule fest und kann sich dabei sowohl der erklärten Unterstützung von SPD und Linker als auch des Kreiselternrates sicher sein. Im ersten Anlauf war die Schule im vergangenen Dezember am Votum des Kreistages gescheitert. Anders als an herkömmlichen Sekundarschulen ist es an einer Gemeinschaftsschule möglich, auch das Abitur zu erlangen, und zwar nach 13 Jahren. Das Land Sachsen-Anhalt hat es den Sekundarschulen freigestellt, zu einer Gemeinschaftsschule zu werden - vorbehaltlich der Zustimmung des Trägers, das ist im Fall Friedrichstadt eben der Landkreis.

Durch das längere gemeinsame Lernen und den Verbleib an derselben Schule gilt der Übergang von der Mittel- zur Oberstufe als sanfter als der Wechsel zum Gymnasium. Gegner befürchten Konkurrenz für bestehende Sekundarschulen vor allem auf dem Land und teils auch eine Abwertung des Gymnasiums.

Wahlkampfthema

Er werde die Gemeinschaftsschule zum Wahlkampfthema machen, kündigte SPD-Landratskandidat Olaf Kurzhals gestern Vormittag bei einem eigens einberufenen Pressegespräch in der Schule an, an der neben seiner Parteifreundin Petermann unter anderem auch die SPD-Landtagsabgeordnete Corinna Reinecke und die Vorsitzende des Kreiselternrates, Vera Zech, teilnahmen. Kurzfristig hatte sich zudem der Vorsitzende der Linke-Fraktion im Kreistag, Horst Dübner, der Veranstaltung der politischen Konkurrenz angeschlossen. „Wir begreifen das als gemeinsames Projekt“, erklärte Dübner seine Anwesenheit. Die Kreistagsfraktion der Linken werde auch in der nächsten Legislaturperiode - am 25. Mai wird bekanntlich ein neuer Kreistag gewählt, ein neuer Landrat auch - hinter dem Konzept Gemeinschaftsschule Friedrichstadt stehen. Kurzhals, Herausforderer des linken Landrats Jürgen Dannenberg, kündigte an, mit weiteren Fraktionen das Gespräch zu suchen, „auch mit der großen“, sagte er, ohne die CDU zu nennen.

„Der Kreiselternrat“, heißt es in dessen Mitteilung vom Mittwoch, „unterstützt die Planungen der Ganztagssekundarschule Friedrichstadt, in einem separaten Zweig die Schulform Gemeinschaftsschule anzubieten, um Sekundarschülern, die den erweiterten Realschulabschluss erreichen, die Möglichkeit zu geben, ohne einen Wechsel der Schulform eine Allgemeine Hochschulreife in 13 Jahren zu erreichen.“ Wegen ihrer zentralen Lage sei die Schule auch eine Alternative zum Fachabitur in Dessau. Eine Konkurrenz zu privaten Schulen sowie Gymnasien sehe man nicht. Missbilligt wird die „ausdrückliche Missachtung der Stellungnahme des Kreiselternrats durch Fraktionsvertreter der Union“ im Dezember-Kreistag.

Eltern von Grundschülern warten sehnsüchtig auf eine Entscheidung, wie gestern Kreiselternratsvize Enrico Kielholz sagte, der Vater eines Drittklässlers in Klieken.

Nach dem spektakulär knappen Scheitern am 16. Dezember - der Kreistag votierte 17 zu 17 bei einer Enthaltung - wollen die Gemeinschaftschule in spe Friedrichstadt und ihre Verbündeten vor einem neuerlichen Antrag der Schule sondieren, wie der neue Kreistag tickt und entsprechende Überzeugungsarbeit leisten. „Spätestens im September“ (Reinecke) sollte der Antrag gestellt sein, damit zum Schuljahr 2015/2016 die Gemeinschaftsschule ihre Arbeit aufnehmen kann. Schulleiterin Petermann zufolge würde dies wie vom Land vorgesehen „aufwachsend“ ab Klasse fünf beginnen, das bedeutet, die ersten Abiturienten würden erst weit in den 2020er Jahren abgehen. Für die allermeisten gegenwärtigen Schüler der Ganztagsschule Friedrichstadt käme das neue Modell also nicht in Frage. Interessenten aus anderen Sekundarschulen würden dann ab Klasse 11 hinzukommen.

Solche Neuaufnahmen seien aber „nicht vorrangiges Ziel“, betonte Petermann, „wir haben genug Kinder“. Ziel sei vielmehr, „einen anderen Weg zum Abitur anzubieten für alle ab der 11.“

Fahrten sparen

Das von der Friedrichstädter für den angestrebten neuen Status als Gemeinschaftsschule entwickelte Konzept verfolgt wie berichtet einen stärker praxis- und projektbezogenen Ansatz als das Gymnasium. Die Gemeinschaftsschule wird von Eltern daher auch als Alternative zum Fachgymnasium gesehen, für dessen Besuch der Nachwuchs bis dato nach Dessau fahren muss.

Ein hoher zeitlicher und finanzieller Aufwand, konstatierte auf der gestrigen Veranstaltung Conny Bongers-Scholz, deren Sohn früher die Ganztagsschule Friedrichstadt besuchte und inzwischen das Fachgymnasium in Dessau. Eine Gemeinschaftsschule in Wittenberg, so Bongers, „wäre ein großer Gewinn für die Region“. Das sah und sieht auch der Kreiselternrat so (siehe „Unterstützung...“). Fehlt noch die Politik.