Science Center "futurea" Science Center "futurea": SKW eröffnet Ausstellung in Wittenberg
Wittenberg - Kein Zweifel, das Haus am Marktplatz ist ein echtes Schmuckstück geworden. Dass nicht nur die Fassade des denkmalgeschützten, frisch sanierten Gebäudes Ecke Schlossstraße etwas hermacht, davon können sich seit Freitag Besucher des Science Centers „futurea“ überzeugen.
Das Schild „Eröffnung demnächst“ ist verschwunden, man darf eintreten – und landet gleich zu Beginn des Rundgangs im 17. Jahrhundert. Am Tisch der Familie Blume – die dereinst das Haus bewohnte – taucht man tief in die Vergangenheit ein, hat Teil an Sorgen und Nöten, an Diskussionen über Missernten und Schwierigkeiten, die Ernährung zu sichern.
Die gute Stube bei Luthers und der Esstisch im Hause Melanchthon lassen grüßen - und doch ist im Science Center einiges anders.
„Dies ist kein Museum“, versichert Janina Dorn. Das historische Ambiente sei wiederbelebt worden, um von der Geschichte in Gegenwart und Zukunft zu führen, unterstreicht die Leiterin des Science Centers. Vom Tischgespräch ausgehend, knüpft die Ausstellung geschickt an die landwirtschaftlichen Entwicklungen an und bringt die Wissenschaft ins Spiel.
Justus Liebig höchstpersönlich stellt das Verfahren der Stickstoffherstellung dar, sein Kollege Friedrich Wöhler stellt Harnstoff her und zusammen mit William Crookes und Margarethe Blume wird aus dem Bilderrahmen heraus diskutiert. „Die sprechenden Bilder haben wir uns von Harry Potter abgeguckt“, gesteht Janina Dorn lächelnd.
Die SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH hat die zwei denkmalgeschützten Häuser am historischen Marktplatz in Wittenberg erworben, in dreijähriger Bauzeit aufwändig saniert und zum Science Center umgebaut.
Am 3. März wurde das Haus, das „eine Brücke zwischen Gesellschaft und moderner Chemie“ schlagen will, eröffnet. Besucher können das Haus derzeit von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr besichtigen. Ab April soll es dann auch am Montag geöffnet sein.
Das sind indes bei weitem nicht die einzigen Mittel der Moderne, die im Science Center zum Einsatz kommen. Das Reservoir an technischen Möglichkeiten wird weidlich ausgenutzt, um Wissenschaftsgeschichte anschaulich zu machen. Für die ausgestellten Exponate gilt: Nicht nur anschauen ist angesagt, anfassen ist ausdrücklich erlaubt, mitmachen erwünscht.
Wer sich auf eine Waage stellt, kann den Stickstoffgehalt im eigenen Körper messen lassen. Wer sein chemisches Schulwissen wiederbeleben will, kann Harnstoff und Ammoniakmoleküle zusammenbauen; auch als Landwirt aktiv zu werden ist möglich. Interaktivität ist die Zauber-Formel, mit der hier spielerisch gearbeitet wird.
Erwachsene und (Schul-)Kinder sind gleichermaßen eingeladen mitzutun und mitzuerleben, auszuprobieren und zu erkennen. Allerorten stehen Fußbänke bereit, damit auch die Jüngsten überall heranreichen.
Auf drei Ebenen werden acht Themenfelder beleuchtet; die insgesamt 65 Exponate sollen das lebendige Bild eines wichtigen Industriezweigs in der Lutherstadt vermitteln, Wittenberg als Industrie- und Kulturstandort zeigen - und letztlich auch „das Image der Chemie aufwerten“, so Leiterin Janina Dorn.
Die ersten Besucher zeigen sich durchaus angetan. Der zehnjährige Niklas Sarcher aus Bayern – derzeit zu Besuch bei der Oma in Wittenberg - kann sich gar nicht losreißen angesichts der vielen Möglichkeiten, Dinge selbst auszuprobieren. „Ich find’s super“, bekundet er. Auch Erwachsene sind begeistert. „Das ist ganz, ganz toll gelungen“, urteilt Elke Hurdelbrink.
„Zukunftsweisend“, findet die ehemalige Lehrerin für Mathematik und Physik die Ausstellung und freut sich zudem, „was aus dem heruntergekommenen Haus geworden ist“. Sie werde wiederkommen, zusammen, verspricht sie, zusammen mit den Mitgliedern des Wittenberger Heimatvereins, in dem die Pensionärin aktiv ist. (mz)