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Schwere Zeit nach einem schönen Ende

Von MARKUS WAGNER 22.05.2009, 17:48

WITTENBERG/MZ. - Doch erst einmal muss der Auftrag vom Hof. Man merkt Gunter Woitschig den Stolz durchaus an. Einen 134 Meter langen Portalkran jedenfalls kann nicht jeder bauen. Kranbau Köthen vielleicht noch, die Wittenberger auf jeden Fall, "dann gibt es da nicht mehr viele". Rund 300 Tonnen Stahl hat Krafotec verbaut. "Es war gar nicht so einfach, den zu besorgen", sagt Woitschig. Aufgrund der Größe habe es besondere Anforderungen an Qualität und Güte gegeben, erklärt der Krafotec-Gesellschafter. Gerade weil der Kran so lang sei, habe man darauf achten müssen, so wenig Material wie möglich zu verbauen, um das Gewicht in Grenzen zu halten. Das sei auch die besondere Anforderung gewesen. "Im Grundprinzip ist das ein Portalkran", so Woitschig, nur eben ein bisschen größer.

Der am Montag ausgelieferte Kran ist einer von zweien, mit denen in Zukunft auf einem Lagerplatz in Gronau Behälter transportiert werden sollen. Der Großkonzern Evonik hat den Auftrag zum Bau des Platzes erhalten - und Krafotec den Kran fertigen lassen. Geplant wurde der in Leipzig, die Elektrik stammt von einer anderen Firma, die Wittenberger haben sich diesmal auf den Stahlbau konzentriert - der ja reichlich ausgefallen ist.

Seit Freitag nun steht der Riesenkran in sechs Teile zerlegt in der Krafotec-Halle, die sogar mit einem neuen Tor auf der Westseite ausgestattet worden ist, um die fast sechs Meter hohen Abschnitte rausschaffen zu können. Am Montagabend ab 22 Uhr werden sie mit Schwerlasttransportern zum SKW-Hafen gebracht, am Dienstag auf zwei rund 100 Meter lange Spezialschiffe verladen und ins holländische Eschede verschifft und von dort ans Ziel nach Gronau gebracht. "Die Schiffe können teilweise geflutet werden, damit die Teile unter den Brücken durchpassen", erklärt Woitschig. Er muss es wissen, schließlich bekommt der Auftraggeber den Kran frei Haus geliefert. Sprich, Krafotec muss sich auch um den Transport kümmern.

Dazu gehört auch, einen Straßenkran zu besorgen, der die rund 40 Tonnen schweren Einzelteile im Wittenberger Hafen auf die Schiffe laden kann. "Das wird schon einer der größeren sein", sagt Woitschig. Nicht wegen des Gewichts der rund 24 Meter langen Teile - "ein kleinerer würde umkippen", so Woitschig, den ein arbeitsreicher Wochenanfang erwartet.

Danach allerdings wird's deutlich ruhiger. So ruhig, dass Krafotec bereits Kurzarbeit angemeldet hat. Am Mittwoch hatte Woitschig das seinen Mitarbeitern in einer Betriebsversammlung mitgeteilt. Betroffen ist zunächst die Fertigung mit rund 40 der 70 Mitarbeiter. Derzeit lägen zwar zwei Aufträge vor, die bis Frühjahr 2010 rund 50 Prozent der Kapazität auslasteten, allerdings schlössen die nicht nahtlos an. "Wir merken seit Dezember einen deutlichen Einbruch bei den Anfragen", sagt er. Grund sei die Wirtschaftskrise.

Derzeit sei in der Planungsabteilung reichlich zu tun, damit der Bau der beiden beauftragen Krane im Juli beginnen könne. So lange herrscht in der Fertigungshalle Ruhe. "Wir haben ja schon versucht, uns beim Stahlbau für Hallenkonstruktionen zu bewerben", sagt Woitschig, doch auch da sei die Konkurrenz groß. Also bleibt nur, mit Überstundenabbau, vorgezogenem Urlaub und Kurzarbeit die Zeit zu überbrücken. Die Lehrlinge werden in einer Art Lehrwerkstatt fortgebildet, Mitarbeiter sollen qualifiziert werden. "Wir haben auch schon abgebaut", sagt Woitschig. So hart betroffen sei derzeit nur die Fertigung. Die Montage-Truppe, die auch im Auftrag anderer Kranbauer unterwegs ist, sei gut ausgelastet.