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Schweinehaltung Düben Schweinehaltung Düben: Mehr Tiere - weniger Gestank?

Von Ute Otto 24.11.2015, 18:48
Die Schweinehaltung in Düben. Besitzer Leon van Dijck will den Betrieb erweitern.
Die Schweinehaltung in Düben. Besitzer Leon van Dijck will den Betrieb erweitern. Thomas Klitzsch Lizenz

Düben/MZ - Die Schweinehaltung Düben soll in etwas geringerem Maße erweitert werden als ursprünglich geplant. Der Dessauer Stadtplaner Boris Krmla stellte in der jüngsten Bauausschusssitzung in Coswig den überarbeiteten vorhabenbezogenen Bebauungsplan vor. In der Bürgerbeteiligung zum ersten Entwurf hatte es etwa 70 Einwände und Hinweise gegeben.

Heike Donhauser vom Ahrensfelder Ingenieurbüro Eckhof, das auf die Planung landwirtschaftlicher Anlagen spezialisiert und vom Dübener Investor Leon van Dijck beauftragt ist, erläuterte die baulichen Veränderung hinsichtlich der Auswirkungen auf die Umwelt. In ihrem Vortrag vor den Volksvertretern konzentrierte sie sich bewusst auf den Teil, „der für den Schutz der Menschen wichtig ist“, und dabei hauptsächlich auf die Belastungen durch Staub, Lärm und Gestank.

Umbau auch im alten Teil

Die Schweinehaltung in Düben wird nach Süden erweitert, wo zwei Ställe, ein Güllelager und ein Waschwasserbehälter - jeweils mit Zeltdachabdeckungen - sowie ein Futterhaus neu entstehen sollen.

Auch die bestehende Anlage, die bisher in fünf Ställen Plätze für 2 492 Sauen und Eber, 10 560 Ferkel und 3 328 für die Jungsauen-aufzucht ausweist, wird umgebaut.

Ein Stall wird abgerissen, ein anderer Stall laut Plan „geringfügig“ in westliche Richtung verlängert. Dazu kommen zwei neue Güllebehälter, der vorhandene wird abgerissen.

Mit zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung (bei einem Mitwirkungsverbot) hat der Ortschaftsrat Düben den überarbeiteten Bebauungsplanentwurf abgelehnt. „Von uns eingebrachte Änderungsvorschläge sind nicht berücksichtigt worden“, begründet Ortsbürgermeisterin Christiane Henschel.

So weit wie möglich entfernt von den Wohnhäusern die neuen Güllebehälter anzuordnen, hatten Dübener Bürger bei der Auslegung des Vorentwurfs gefordert. Im nun vorliegenden Plan sind die Behälter weiterhin an der zum Ort weisenden nördlichen Seite.

Die Frage, wie der Eigentümer die Gülle verwerten will, da doch nicht unbegrenzt Fläche zur Verfügung stünde, beschäftigte nach den Ortschaftsräten auch die Mitglieder im Bauausschuss.

„Organische Dünger sind wertvoll und heiß begehrt“, sagte Planerin Heike Donhauser. Van Dijck werde vom Landesverwaltungsamt die Genehmigung für den Betrieb der Anlage nicht bekommen, wenn er die Verwertung der Gülle nicht nachweisen könne. „Allerdings kann er in der so frühen Phase des Baurechts auch noch keine Verträge abschließen.“

Leon van Dijck will auf die Haltung von zusätzlich 2 500 Sauen verzichten, so dass die Zahl der ausgewachsenen Tiere auf bisherigem Stand bleibt. Dafür will er die Jungsauenaufzucht auf 12 074 Plätze erweitern.

Drei der alten und die beiden neuen Ställe werden mit Abluftwäsche ausgerüstet. Damit werde die Luftbelastung deutlich verringert, erläuterte die Ingenieurin. Der prognostizierte Ausstoß von Geruchsstoffen liege mindestens 20 Prozent unter dem für Wohnbebauung zulässigen Immissions-Richtwert. Der Faktor 0,10 in den Richtlinien - das ist das, was bei den Dübenern ankommt - bedeutet zu deutsch, dass es den Anwohnern an 36,5 Tagen im Jahr stinken darf. Wie stark, stehe allerdings nirgendwo geschrieben: „Menschen nehmen Geruch verschieden wahr“, so Donhauser. Eine zwölf Meter breite und zudem hohe Hecke, so Krmla im städtebaulichen Teil der Planvorstellung, soll nicht nur als Sichtschutz für das Wohngebiet, sondern als zusätzlicher Luftfilter wirken. Auch die Staubbelastung - zulässig sind 40 Mikrogramm je Kubikmeter - falle allein durch die Abluftwäsche um mindestens 70 Prozent geringer aus.

Auch die Immission von Aerosolen, in diesem Fall Ammoniak, spielt bei solchen Anlagen eine Rolle: Um 85 Prozent soll sich das verbessern, so dass weniger als drei Prozent des zulässigen Richtwertes erreicht würden. Bei den Schallwerten, Lärmquelle sind dabei hauptsächlich die Lüfter, versprechen die Planer eine Unterschreitung um mindestens sechs Dezibel. Erlaubt sind im Mischgebiet 60 Dezibel am Tag und 40 in der Nacht.

Abriss in Buko

Bestandteil des Bebauungsplanes ist auch das Gelände der ehemaligen Milchviehanlage in Buko, das van Dijck erworben hat. Ursprünglich wollte er dort einen Teilbetrieb einrichten. Die Stadt kam dem mit einem eigenen Bebauungsplan zuvor, der eine Aufwertung des Wohnumfeldes durch Abriss der alten Stallungen, Grünflächen und Pflanzungen vorsieht. In der Folge erklärte sich van Dijck bereit, das Areal in Buko im Gegenzug selbst herzurichten. Der Bauausschuss hat den Plan auch mit Verweis auf die Wirtschaftsförderung mehrheitlich gebilligt. Am 3. Dezember berät der Stadtrat. (mz)