Schüleraustausch Schüleraustausch: Lucas-Cranach-Gymnasium in Piesteritz hat Gäste aus Frankreich

wittenberg/MZ - Besuch aus Frankreich hat derzeit das Lucas-Cranach-Gymnasium in Piesteritz. 20 Schülerinnen und Schüler aus Montauban bei Toulouse sind für zehn Tage zu Gast in der Lutherstadt. Die Mädchen und einige wenige Jungen besuchen die neunte bzw. elfte Klasse des „Institut Familial“, das Gymnasium ist seit 15 Jahren Partnerschule der Piesteritzer. Der Schüleraustausch selbst findet zum neunten Mal statt.
Interessante Bäche
Zum Auftakt bekamen die jungen Franzosen am Freitagmittag eine Extra-Stadtführung von Lehrerin Angelika Schenk, die die Partnerschaft gemeinsam mit ihrer Kollegin Andrea Witteck pflegt. In einer kleinen Regenpause nahm man sich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten vor, auf lebhaftes Interesse stießen dabei auch die offenen Bäche. Die Führung fand praktischerweise auf Französisch statt, denn das Schuldeutsch der jungen Leute, die es zum Teil erst im zweiten Jahr lernen, ist noch ausbaufähig. (Und „le petit“ Melanchthon klingt für deutsche Ohren als Abwechslung mal ganz nett.)
Auch Lucie Yapoudjian und Clémence Karkach, beide 14 Jahre jung, ziehen es vor, Englisch zu sprechen. In ihrer Gastfamilie, berichtet Clémence, deren Vorfahren aus dem Libanon kommen, während Lucies Familie armenische Wurzeln hat, fühle sie sich sehr wohl, ihre Gastschwester Franziska wird sie allerdings erst am Nachmittag wiedersehen, zur Stadtführung sind die jungen Franzosen mit den Lehrern unter sich. Für das Wochenende habe ihre Gastfamilie für sie eine „Überraschung“ vorbereitet, berichtet Clémence noch, und dann ist da schon die Thesentür.
"Schöne Stimmung hier in der Lutherstadt, netter als in Flensburg"
Lehrerin Françoise Wiedemann achtet darauf, dass alle brav die Ohren spitzen. Das gelingt ihr auch dann, wenn sie parallel ein Interview gibt. Wiedemann, Elsässer Vorfahren, war schon mehrere Male in Wittenberg, hat längst eine feste Gastfamilie und sie kann vergleichen: Schöne Stimmung hier in der Lutherstadt, sagt sie, irgendwie netter als im größeren Flensburg, wohin das „Institut Familial“ eine weitere Schulpartnerschaft unterhält. Tatsächlich weisen Montauban und Wittenberg ein paar Parallelen auf, mit rund 56.000 Einwohnern ist die Stadt in Südwestfrankreich kaum größer, verfügt ebenfalls über eine lange Historie mit entsprechenden Bauten und der Protestantismus spielte auch hier einmal eine große Rolle - allerdings in der calvinschen Ausprägung.
Nur wenige Schüler lernen Deutsch in Montauban, berichtet Wiedemann, Spanisch sei eine starke Konkurrenz als zweite Fremdsprache. Ihre Piesteritzer Kollegin Witteck sagt, das wäre sicher auch an ihrem Gymnasium ähnlich - wenn denn Spanisch als zweite Fremdsprache angeboten würde, so aber muss sich das Französische lediglich gegen Latein und Russisch durchsetzen.
Gegenbesuch im Frühjahr
In den nächsten acht Tagen, nach dem freien Wochenende in den Gastfamilien, erwartet die Gäste ein volles Programm, das sie unter anderem nach Berlin führen wird. Berlin, sagt Angelika Schenk, zieht immer bei jungen Franzosen (siehe auch „Hip-Hop und Luther“).
Der Gegenbesuch der Wittenberger sei für das kommende Frühjahr geplant, der genaue Termin stehe allerdings noch nicht fest. Möglich macht den Austausch laut Schenk auch die Unterstützung seitens des Landesschulamtes, das pro Kopf und Tag fünf Euro zuschieße, die etwa für Eintrittsgelder verwendet würden. Deutsche Austauschschüler unterstützt beim Gegenbesuch zudem das Deutsch-Französische Jugendwerk.