Kropstädt Schloss Kropstädt: Stadt Wittenberg sperrt aus Sicherheitsgründen alle Brücken

Kropstädt - Die Stadt Wittenberg zieht am Mittwoch die Reißleine. „Alle drei Brücken am Schloss Kropstädt werden aus Sicherheitsgründen gesperrt“, erklärt Sprecherin Karina Austermann. Nach ihren Angaben fällt die Entscheidung nach einer Vor-Ort-Begehung.
Der Ortsbürgermeister zeigt für die Entscheidung Verständnis. „Alles marode, morsch, nur noch Schrott“, kommentiert Enrico Schulze (CDU). Laut Ortsoberhaupt gehören die Bauwerke, von denen die Gefahr ausgeht, dem Käufer der Immobilie. Allerdings gebe es eine alte Vereinbarung mit der damaligen Verwaltungsgemeinschaft Zahna, nach der sich die Kommune im Falle einer notwendigen Sanierung beteilige. Aber Geld spielt möglicherweise keine oder nur eine untergeordnete Rolle.
Der neue Käufer - zuvor springt ein Mann aus Berlin nach MZ-Infos wegen gesundheitlicher Probleme ab - hat Großes vor. Dabei soll das Schloss künftig nicht mehr als Hotel und Restaurant genutzt werden, erklärt Edouard Faillot. Laut dem Züricher Anwalt, der die Interessen des Käufers vertritt, ist „auf den angrenzenden Grundstücken der Bau eines mittelalterlichen Freizeitparks“ geplant.
„Zurzeit wird der Projektstart jedoch dadurch verzögert, dass ihn das Grundbuchamt noch nicht ins Grundbuch eingetragen hat. Der neue Eigentümer bedauert diese Verzögerung um mehrere Monate außerordentlich“, so der Jurist. Die Eintragung wird auch in Kürze nicht erfolgen. Das geht aus einer Antwort von Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) hervor.
Stadt Wittenberg und Kreis verhandeln über alte Eintragung im Grundbuch
Der Verwaltungschef reagiert dabei auf eine Frage von Stefan Kretschmar (Freie Wähler) nach den Eigentumsverhältnissen. Demnach wurde auf Wunsch des Kreistags eine Rückauflassungsvormerkung ins Grundbuch eingetragen. Damit sind die Bedingungen - es geht unter anderem um die öffentliche Nutzung des Areals -, die der Finanzausschuss Kropstädts in zwei Sitzungen im November 1997 aufgestellt hatte, festgeschrieben.
„Die Löschung der grundbuchlichen Sicherung kann nur von Seiten des Kreises erfolgen. Eine Übertragung dieser Eintragung auf die Stadt ist nicht möglich“, so Zugehör.
Vizelandrat Jörg Hartmann (CDU) bestätigt Verhandlungen. Nach seiner Meinung könne aber nur der Kreistag eine neue Entscheidung treffen. „Wir wurden bisher noch nicht gefragt“, so Schulze. Der Bürgermeister vermutet aber eine Tendenz im Ortschaftsrat - und zwar für die öffentliche Zugänglichkeit. Tatsächlich sind die Einwohner in größter Sorge um ihr „Märchenschloss“.
Anwalt betont: Schloss Kropstädt wird nicht dem Verfall überlassen
Ein Feuerwehreinsatz im Objekt im Januar ist dafür der Anlass. „Mehrere Zimmer des Schlosses erlitten einen Wasserschaden, da bei Frost ein Rohr in der oberen Etage des Schlosses geplatzt war. Der neue Eigentümer bedauert diesen Zwischenfall außerordentlich. Unmittelbar nach dem Wasserschaden hat er spezialisierte Unternehmen damit beauftragt, die mit dem Wasserschaden einhergehende Feuchtigkeit zu beseitigen und die Stromversorgung wiederherzustellen“, so Faillot.
Der Jurist erklärt: „Die Bewohner der Region können sich sicher sein, dass das Schloss nicht einfach dem Verfall überlassen wird. Vielmehr beabsichtigt der neue Eigentümer, in das Schloss zu investieren, um den Tourismus in der Region zu fördern.“ (mz)