Schloss Kropstädt Schloss Kropstädt: Angst ums Märchenschloss

Kropstädt - Das ist eine hochromantische Angelegenheit: die Traumhochzeiten im Kropstädter Märchenschloss mit nächtlichem Feuerwerk - mit allem Drum und Dran, was verliebte Herzen erfreut. So was boomt. 37 Paare sagen 2010 - das ist das Rekordjahr - laut und deutlich „Ja“.
Die Zahlen der Trauungen im Schloss sind danach rückläufig. Sie liegen zuletzt zwischen zehn und 15 pro Jahr. Und wer jetzt seine Liebste überraschen will, kann sofort - so wird es zumindest im Internet suggeriert - die heutige Nacht zum Sonnabend die Hochzeits-Suite für 160 Euro kostenpflichtig buchen.
Doch mit dem Procedere davor wird es so kurzfristig nichts mehr. Das Trauzimmer wird nicht geöffnet. „Das Objekt hat doch einen Wasserschaden“, heißt es dazu aus dem Wittenberger Standesamt. Darüber hinaus gebe es keinen Kontakt zum neuen Schlossherren.
Finger weg von den Internet-Angeboten, rät Bürgermeister Enrico Schulze (CDU). Nach seinen Angaben hatte eine Läufergruppe aus der Schweiz über eine Buchungsmaschine Zimmer im Hotel geordert. Die Anreise endete im Debakel. Das ist kein Einzelfall. „Es standen auch schon Touristen aus Jena und Berlin vor den verschlossenen Türen“, sagt Karl-Heinz Keller. Solche Szenen der Enttäuschung hat auch Joachim Röder erlebt.
Beide Männer - das Duo engagiert sich im Förderverein für den Park - haben Angst um ihr Märchenschloss. „Das vergammelt langsam“, meint Keller, der auf den Feuerwehr-Einsatz Mitte Januar verweist. Bei Frost war im Schloss ein Rohr in der oberen Etage geplatzt. Die Kameraden der Wehr stellten das Wasser ab. Eine Rechnung wird dafür aber nicht gestellt. „Da die Meldeanlage angeschlagen hat, haben wir das nicht als Fahrlässigkeit eingestuft“, erklärt Wittenbergs Stadt-Sprecherin Karina Austermann.
Der neue Besitzer hat bisher auch keine Grundstückssteuer bezahlt. „Er steht noch nicht im Grundbuch“, so Austermann. Im Klartext: Was der neue Besitzer vorhat - und wer es überhaupt ist - kann in Wittenberg keiner sagen.
Schulze hat über die alten Eigentümer versucht, Kontakt aufzunehmen. „Ich habe gebeten, meine Daten an den neuen Schlossherren weiter zu leiten. Eine Antwort habe ich aber nicht erhalten“, sagt der Politiker, der die Storys, die im Ort erzählt werden, genau kennt. Demnach ist der Mann aus Dubai und lebt in der Schweiz - oder umgekehrt.
Plötzlich soll der Investor im Hotel aufgetaucht sein und vor der Chefin einen Koffer voller Geld geöffnet haben. Bei der Summe, so wird es kolportiert, hätte jeder „Ja“ gesagt. „So kenne ich die Geschichte vom Hören-Sagen“, sagt Schulze. Es handelt sich offensichtlich - auch durch die Unterstützung der öffentlichen Hand - um eine Traumrendite.
Der Landkreis, dem das Schloss bis 1998 gehörte, verkaufte nach Angaben von Pressesprecher Ronald Gauert die Immobilie samt 8.600 Quadratmetern Grundstück für 750.000 D-Mark. Die Stadt Wittenberg engagiert sich für den im 19. Jahrhundert angelegten und zehn Hektar großen Park, der städtisches Eigentum ist. 2014 und 2015 flossen 10.000 Euro in die Sanierung der Wege. 42.000 Euro waren es in diesem Jahr.
Die Stadt spricht gern von „Mini-Wörlitz“. Doch dazu wird das Schloss als Highlight benötigt. Aber im Moment werden jene, die hier ein Quartier buchen, bitter enttäuscht. „Uns liegt noch keine Anzeige vor“, stellt Polizeisprecherin Cornelia Dieke dazu fest. (mz)
