1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Geschichte in Sachsen-Anhalt: Schlacht im Teutoburger Wald: Was Gentha und das Hermannsdenkmal verbindet

Geschichte in Sachsen-Anhalt Schlacht im Teutoburger Wald: Was Gentha und das Hermannsdenkmal verbindet

Dietmar Steinecker berichtet über eine unerwartete Verbindung zwischen einem Gutsbesitzer und einem Monument.

Von Dietmar Steinecker Aktualisiert: 03.02.2025, 14:23
Das Gutshaus von Gentha.
Das Gutshaus von Gentha. (Foto: Annette Schmidt)

Gentha/MZ. - Was verbindet den kleinen Ort Gentha mit einem Denkmal, das an eine Schlacht im Teutoburger Wald neun Jahre nach Christi Geburt erinnert? Mit dieser Frage hat sich Genthas Ortschronist Dietmar Steinecker auseinandergesetzt und eine interessante Familiengeschichte entdeckt.

Ohne diese gäbe es das gewaltige 53 Meter hohe Hermannsdenkmal auf den Grotenburg (386 Meter über dem Meeresspiegel) nicht, das acht Kilometer südwestlich von Detmold steht. Errichtet wurde es als Erinnerung an den Cheruskerfürsten Hermann (Armenius), der das römische Heer vernichtend geschlagen hatte.

Künstler auf Besuch

In Gentha wohnte einst von 1874 bis 1887 ein Gutsbesitzer. Er war der 20. von insgesamt 32 Gutsbesitzern und hieß Hans von Bandel. Er war einer von sieben Geschwistern. Ihr Vater war Ernst von Bandel, der stammte aus Ansbach und erblickte am 18. Juli 1800 die Welt.

Der Vater Ernst von Bandel weilte öfters bei seinem Sohn in Gentha. Er schätzte bei seinen Spaziergängen die Förstersche Mühle in Gorsdorf, wo er einen Schoppen Wein trank. Ernst von Bandel war ein berühmter Bildhauer, Architekt und Maler seiner Zeit.

Bandels Kindheit war überschattet von politischen Ereignissen. Als Kind erlebte er 1805 die französische Besatzung und nur wenige Jahre danach 1813 die Befreiungskriege, die bei ihm eine starke patriotische Gesinnung bewirkte. Als 14-Jähriger erhielt Bandel 1814 an der Nürnberger Kunstschule Zeichenunterricht durch den Kupferstecher Albert Christoph Reindel. Zwei Jahre später ging Bandel nach München.

Um sich am Königlich bayerischen Forstamt zu bewerben. Dort lernte er den Architekten Karl von Fischer kennen, wurde dessen Schüler und blieb somit doch bei der Kunst. Bandel war 1816 an der Akademie der Bildenden Künste München und wurde Schüler der Dozenten Joseph Hauber, Carl Ernst Christoph von Hess, Moritz Kellerhoven, Wilhelm von Kobell, Johann Peter von Langer, Robert von Langer und Andreas Seidl. Die Bildhauerei studierte Bandel bei Johann Nepomuk von Haller. Auf der Kunstakademie in München bereitete er sich auf seinen Lebensberuf vor.

Nachdem er hierauf mehrere Jahre in Nürnberg und Rom gearbeitet hatte, kehrte er nach München zurück, wo er sich hauptsächlich mit der Schaffung von Porträtbüsten beschäftigte. 1834 wandte sich Bandel nach Berlin und noch in demselben Jahr nach Hannover, wo er, außer verschiedenen Arbeiten zur Ausschmückung des königlichen Schlosses und für Kirchen, unter anderem das Gipsmodell zur Statue König Wilhelm IV (für Göttingen) und das zu einer Kolossalfigur Hermanns des Cheruskers fertigte. Anfang 1838 siedelte er nach Detmold über und arbeitete dort an einem Unterbau zu dem Hermannsdenkmal.

Das Hermannsdenkmal von Ernst Bandel erinnert an die Varusschlacht im Teutoburger Wald.
Das Hermannsdenkmal von Ernst Bandel erinnert an die Varusschlacht im Teutoburger Wald.
Foto: DPA

20 Jahre Arbeit

Mehr als 20 Jahre versuchte der Künstler nun in Hannover vergeblich die Aufrichtung der Statue, sodass ihm schließlich nichts Anderes übrig blieb, als die Arbeit selbst mit Aufopferung seines Vermögens weiter fortzuführen. 1871 wurden ihm letztendlich 10.000 Taler aus Reichsmitteln bewilligt. Sein Sohn Hans von Bandel aus Gentha stand für das Hermannsdenkmal oft Modell.

Ernst investierte 37 Jahre, bis sein Traum wahr wurde und am 16. August 1875 die Enthüllung des Hermannsdenkmals erfolgte. Das mit einem Gesamtgewicht von 44.500 Kilogramm und einer Höhe von 53,46 Metern beeindruckt.

Während seiner Zeit führte auch Ernst von Bandel regen Schriftverkehr mit seinem Freund Fritz von Uhde (Gebürtig, Friedrich Hermann Carl Uhde). Dieser war ein sächsischer Kavallerieoffizier und Maler. Sein Stil lag zwischen Realismus und Impressionismus. Er malte auch religiöse Bilder. Am 25. September 1876 starb Ernst von Bandel kurz nach der Einweihung dieses Denkmals in Neudegg bei Donauwörth.Der Autor ist Hobbyhistoriker in der Region.