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Sanierung Sanierung: Von oben kommt das Licht ins Landratsamt

Von UTE OTTO 18.02.2010, 17:42

WITTENBERG/MZ. - Helm ist Pflicht bei der Begehung des historischen Wittenberger Landratsamtes. Die Sanierungsarbeiten, deren Beginn am Donnerstag mit der Enthüllung des großen Schildes an der Ecke Breitscheidstraße / Melanchthonstraße offiziell wurde, sind innen schon längst im Gange.

Und mancher, der sich dort früher bestimmt gut auskannte, wie etwa der SPD-Kreistagsabgeordnete Reinhard Rauschning, findet sich nun nicht mehr zurecht. Wände, die nachträglich in den von 1878 bis 1880 nach Entwürfen von Franz Schwechten errichteten Amtssitz des Landrates gezogen worden waren, sind abgerissen. Auch Fußböden - und so sind ganze Räume verschwunden, wie die hinter den beiden Haupteingangstüren zur Breitscheidstraße hin. Die Heizkörper, zuvor in Bodenhöhe, hängen noch verloren in den Treppenaufgängen. Die beiden Eingänge sollen wieder aktiviert werden.

Der Schmuck des Hauses soll aber das Atrium werden. Der Lichthof reichte ursprünglich bis in den Keller, wurde aber schon 1895 bis zum ersten Obergeschoss zugebaut. Nun wird er wieder bis zur Kellerdecke freigelegt und bekommt ein Glasdach. "Damit werden Außenwände zu Innenwänden", denkt Architekt Winfried Heine auch an den energetischen Aspekt. Heine ist nach eigenem Bekunden schon seit 1994 in unregelmäßigen Abständen an dem Objekt beteiligt. Dass die Sanierung eine denkmalpflegerische Herausforderung wird, wie Landrat Jürgen Dannenberg (Linke) sagte, sei frühzeitig klar gewesen. "Wir haben das Gebäude schon sanft entkernt", so Heine.

Im "denkmalpflegerisch wertvollsten Raum" verweist der Architekt auf eine Holzbalkendecke, die unter dem Stuck vermutlich reich ausgemalt ist. Denkmalpfleger Harald Meller hat einige Stellen davon sowie auch historischen Putz an den Wänden freigelegt. Die Deckenbemalung wieder herzustellen, dazu fehle das Geld. "Wir werden es konservieren und das späteren Generationen überlassen", so Heine. Eine Besonderheit gibt es auch im Sitzungssaal. Die Scheiben der hohen Bogenfenster sind noch aus mundgeblasenem Glas, was in Mitteldeutschland sehr selten sei. Ob sie tatsächlich vollständig gesichert werden können, hänge nicht zuletzt vom Zustand der Rahmen ab, sagte Rolf Häuser vom Fachdienst Bauordnung.

Die Firma "Bilfinger Berger Hochbau" hat im November den Zuschlag für den Auftrag bekommen und ist nicht nur bauausführend, sondern im Rahmen des PPP-Modells (Private-Public-Partnership) auch Finanzierungspartner des Kreises für die 2,48 Millionen Euro teure Investition. Die Mitarbeiter hoffen auf ein baldiges Ende des Winters. "Spätestens nach Ostern wollen wir an die Fassaden heran", sagte Niederlassungsleiter Reinhard Kübler. Da setzt neben dem Denkmalschutz auch der Artenschutz Prämissen: Die Turmfalken, die seit Jahren in der runden Maueröffnung zwischen den beiden Türen auf der Straßenfront nisten, werden nicht "zwangsgeräumt", versichert Heine. "Mit dieser Seite dürfen wir deshalb erst im Herbst beginnen." Am 30. November soll das Haus bezugsfertig sein.