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Sammlerleidenschaft Sammlerleidenschaft: Sympathie für die Teufelsrocker

Von Claudia Lasslop 21.10.2012, 17:47

Düben/MZ. - 1962 haben sich in England die Rolling Stones um Frontmann Mick Jagger und Gitarrist Keith Richards gegründet und schreiben bis heute Rockgeschichte. Für Werner Lehmann aus Düben begann die Sammelleidenschaft mit einer Schallplatte, die er Anfang der 70er Jahre aus Westberlin bekam.

"Die Cousine meines Onkels wollte mir die mitbringen, aber bei der Grenzkontrolle ging die Platte aufgrund des Covers erst einmal nicht durch", erzählt er und zeigt auf die gerahmte Hülle der Best-of-Platte. Inhalt und Verpackung erreichten ihn schließlich getrennt voneinander.

Eine Begeisterung für Rockmusik war in der DDR "nicht erwünscht", wie Werner Lehmann und Wolfgang Späthe, Jugendfreund und Stones-Fan, erzählen. "Im Jugendclub wurde die Musik trotzdem gespielt." Als es einst hieß, Jagger und Co. spielen in Westberlin und seien im Ostteil der Stadt zu hören, "sind wir auf die Motorräder gesprungen und losgefahren". Schon auf der Autobahn sei klar geworden, dass das Ganze eine Finte war, "um herauszufinden, wer sich dafür interessiert. Die haben dort nicht gespielt".

Platten und CDs, Bücher, Fotos, Zeitungsartikel, Poster und Musikmagazine - über die Jahre hat Werner Lehmann eine beachtliche Sammlung zusammen getragen. Das Markenzeichen der Gruppe, die leuchtend rote, herausgestreckte Zunge ziert sein Shirt, eine Anstecknadel, die er eigentlich immer trägt und fand sich in essbarer Form vor Kurzen auch auf der Torte zu seinem 60. Geburtstag. Verewigt ist sie zudem auf einer eigens vom Steinmetz angefertigten Steinplatte - ein schwergewichtiger Tribut an das 50. Bandjubiläum in diesem Jahr.

Bis heute ein Highlight geblieben ist das erste Konzert, dass Werner Lehmann und Wolfgang Späthe besuchen konnten. "Wir haben damals an vieles geglaubt, aber nicht daran, dass wir die Stones irgendwann mal live erleben werden", erzählt Lehmann.

Kaum dass die Mauer gefallen war, ging es mit dem ersten Westgeld 1990 zu Pfingsten mit Trabant und Wartburg zum Münchner Olympiastadion. Die Karten der "Urban Jungle"-Tour liegen heute neben denen der Konzerte, die über die Jahre gefolgt sind. Für einige musste er nur nach Leipzig auf die Festwiese fahren.

Die Musik steht im Vordergrund

Bekannt sind die Rocker für Lieder wie "Sympathy for the devil" ("Sympathie für den Teufel") oder "Satisfaction" ("Befriedigung"), Werner Lehmanns Favorit ist "You can't always get what you want" ("Du kannst nicht immer bekommen, was du willst") aus dem Jahr 1969. Denn bei aller Sammlerleiderschaft steht die Begeisterung für die Musik der Gruppe natürlich im Vordergrund.

Und nicht nur für die Stones als Gruppe, sondern auch die einzelnen Gruppenmitglieder interessiert er sich, weiß bestens Bescheid über die wechselnden Besetzungen der zurückliegenden Jahre und über neue Projekte der ehemaligen Mitglieder. Ein Konzert von Keyboarder Chuck Leavill hat er bereits in Wörlitz besucht, Schlagzeuger Charly Watts stand schon in Dessau auf der Bühne.

Autogramm scheiterte am Stift

"Mit Bill Wymann habe ich schonmal gesprochen" erzählt er außerdem. Der Bassist sei in Leipzig aufgetreten und Werner Lehmann bekam die Gelegenheit, sich ein Autogramm zu holen. "Er hat den Stift und das Buch genommen und sagte dann auf Deutsch 'Er geht nicht'", erzählt er lachend. Zumindest der Abdruck des nicht-schreibenden Stiftes ist auf der Buchseite noch gut zu erkennen.