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Rotte im Bergwitzsee Wie Wildschweine im Badesee für Aufruhr sorgen - Besucher bringen sich in Sicherheit

Eine schwimmende Wildschweinrotte hat am Sonntag in Bergwitz viel Aufregung verursacht. Spaziergänger sind besorgt. Was die rund 20 Borstentiere am helllichten Tag aufgeschreckt hat.

Von Paul Damm Aktualisiert: 24.11.2023, 15:28
Solch ein Anblick bietet sich  nur selten: Eine Wildschweinrotte durchquert am Sonntagmittag den Bergwitzsee.
Solch ein Anblick bietet sich nur selten: Eine Wildschweinrotte durchquert am Sonntagmittag den Bergwitzsee. (Foto: Screenshot/Facebook)

Bergwitz/MZ. - Am Ufer des Bergwitzsees herrscht am Sonntagmittag großer Aufruhr: Einige Spaziergänger werden Zeuge, wie sich schwarze Schatten im Wasser dem Strandbereich nähern. Doch das, was sie geradewegs auf sich zuschwimmen sehen, wird manchen im ersten Moment wohl die Sprache verschlagen haben: Eine Rotte Wildschweine überquert den Badesee in Bergwitz.

Vorweg die kräftige Leitbache, hinter ihr mehr als ein Dutzend Tiere. „Es müssen um die 20 Schweine gewesen sein“, berichtet Marek Staginnus, Chef des Bergwitzsee-Resorts – und die wilden „Wasserschweine“ haben dort den großen Campingplatz ordentlich aufgemischt.

Hier rennen die Wildschweine aus dem Bergwitzsee

Wie Videoaufnahmen vom Wochenende zeigen, ist die Rotte am Ufer des Campingplatzes gestrandet. Im Affenzahn sind die Wildtiere dann über das eingezäunte Gelände galoppiert – auf der Suche nach einem Ausgang ins schützende Unterholz des Waldes.

„Als ich von meiner Hunderunde zurückkam, liefen mir schon aufgebrachte Wanderer entgegen. Sie sagten, hier laufen Wildschweine herum“, gibt der Betreiber wieder. Und sie sollten damit Recht behalten. Spaziergänger und Camper brachten sich daraufhin in Sicherheit. Manche stellten sich auf Sitzbänke, andere wiederum warteten in ihren Wohnmobilen, bis die aufgebrachte Rotte außer Reichweite war.

Wildschweine schwimmen durch Bergwitzsee - Flucht durch Haupteingang

Doch die Tiere irrten den Angaben des Campingplatzchefs zufolge eine ganze Weile auf dem Areal herum, bevor sie verschwanden. „Die Wildschweine sind echt schlau. Sie sind am Ende über die Schranke am Haupteingang abgehauen.“ Wanderer und Gäste hatten Schwein: Keiner kam zu Schaden. Zurück blieb bei manchen sicherlich ein erhöhter Adrenalinspiegel.

Denn wie oft begegnet man am helllichten Tag und bei schönstem Herbstwetter einer rund 20-köpfigen Wildschweinrotte? „Ich habe noch nie erlebt, dass Wildschweine hier über den See geschwommen sind“, sagt Marek Staginnus. Und sie müssen dabei eine ganz schöne Strecke zurückgelegt haben, schätzt er, denn sie kamen augenscheinlich vom entgegengesetzten Ufer.

Spaziergänger, die sich auf eine überdachte Sitzgruppe geflüchtet haben, filmen, wie die Wildschweine aus dem Wasser stürmen.
Spaziergänger, die sich auf eine überdachte Sitzgruppe geflüchtet haben, filmen, wie die Wildschweine aus dem Wasser stürmen.
(Foto: Screenshot/Facebook)

Dass Schwarzwild schwimmen kann, sei bekannt und in erster Linie nicht verwunderlich, sagt Matthias Milewski. Er ist der Vorsitzende in der Kreisjägerschaft Wittenberg. Erst gegen Montagmittag ist ihm ein Handyvideo der „schweinischen“ Wasserdurchquerung in Bergwitz zugespielt worden.

Auch für den Vorsitzenden besteht kein Zweifel daran, dass es sich hierbei um Wildschweine handelt, die auf dem See paddeln. Aber was hat die Borstentiere am Sonntag gegen 14 Uhr aufgeschreckt? Sonst sind sie meist in der Nacht aktiv.

Was hat die Wildschweine in Bergwitz aufgescheucht?

Die möglichen Gründe sind vielfältig, sagt Milewski. Vorstellbar wäre, dass sich Spaziergänger mit Hunden in der Nähe der Rotte aufgehalten haben und diese daraufhin geflüchtet ist. Denkbar sei darüber hinaus, dass die Borstentiere verfolgt wurden, beispielsweise von einem Wolf – auch eine Treibjagd, die zu dieser Jahreszeit üblich ist, könnte Auslöser für den eiligen Aufbruch ins kühle Nass gewesen sein.

Eher unwahrscheinlich sei die Vermutung, erklärt der Jäger, dass „Waldarbeiter die Schweine gestört“ haben. Zwar könnten sie durch Lärm aufgescheucht werden, jedoch seien die Waldtiere mittlerweile daran gewöhnt und würden sich davon nicht beeindrucken lassen, berichtet Matthias Milewski.

Generell rät der Wildtierexperte, Abstand zu halten. Besonders in einer Stresssituation oder wenn sich die Wildschweine in die Enge getrieben fühlen, könnten sie aggressiv reagieren. „Grundsätzlich aber zählen die Wildschweine zu Fluchttieren.“ Lässt man ihnen den nötigen Freiraum, dann werden sie einem auch nichts anhaben.