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Rittertag Rittertag: Johanniterorden trifft sich in Wittenberg

Von Stefanie Hommers 23.09.2017, 10:00
Die Johanniter tagen in diesem Jahr in Wittenberg, wegen der Reformation, sagt der Chef der Provinzial-Sächsischen Genossenschaft des Johanniterordens, Martin von Gehren.
Die Johanniter tagen in diesem Jahr in Wittenberg, wegen der Reformation, sagt der Chef der Provinzial-Sächsischen Genossenschaft des Johanniterordens, Martin von Gehren. Klitzsch

Wittenberg - An diesem Wochenende werden sie wieder in ihren schwarzen Ordensmänteln mit dem weißen Kreuz das Stadtbild im Zentrum von Wittenberg prägen, die Blicke der Passanten auf sich ziehen – und vielleicht auch für einige Irritationen sorgen. Wenn die Johanniter sich zu ihrem jährlichen Rittertag treffen, wirkt das bisweilen wie ein Bild aus einer anderen Zeit.

Das hat seinen Grund, schließlich können die Ordensritter auf eine fast 900 Jahre alte Geschichte zurückblicken. Traditionen werden groß geschrieben, bestätigt Martin von Gehren, „aber wir sind nicht von gestern, auch wenn wir manchmal so aussehen“.

Der Rechtsanwalt führt den traditionellen Titel Kommendator und ist somit Chef der Provinzial-Sächsischen Genossenschaft des Johanniterordens. Diese umfasst das Gebiet von Sachsen-Anhalt und Thüringen und der Rittertag ist ihre Jahreshauptversammlung.

Treffen des Johanniterordens in Wittenberg hat einen besonderen Grund

Über 300 Teilnehmer haben sich zu der Zusammenkunft angemeldet, die 2017 nicht zufällig in Wittenberg stattfindet, denn der Johanniterorden – hervorgegangen aus den Maltesern - ist mit der Reformation evangelisch geworden. Das offizielle Tagungsprogramm startet denn auch in der Schlosskirche und endet mit einem Abschlussgottesdienst am Sonntag in der Stadtkirche St. Marien.

Ein Empfang im Alten Rathaus mit Oberbürgermeister Torsten Zugehör gehört allerdings ebenso zum Festprogramm. „Uns liegt viel daran, mit den Vertretern der Stadt Kontakt zu halten“, betont von Gehren. Die Johanniter seien keineswegs „ein versponnener Club“, sie stünden vielmehr mitten im Leben. Die Mitglieder verpflichteten sich, für den Glauben einzutreten und sich zugleich sozial zu engagieren.

36.000 Menschen helfen ehrenamtlich bei der Johanniter Unfall-Hilfe

Der Einsatz für Kranke und Hilfsbedürftige findet seinen augenscheinlichsten Ausdruck in der Johanniter Unfall-Hilfe. Mit mehr als 20.000 Beschäftigten, knapp 36.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern und rund 1,3 Millionen Fördermitgliedern zählt sie zu einer der größten Hilfsorganisationen Europas.

Rettungs- und Sanitätsdienst, Katastrophenschutz und Erste-Hilfe-Ausbildung gehören zu ihren Aufgaben, hinzu kommen soziale Dienste wie die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie die Betreuung und Pflege von älteren und kranken Menschen. International engagieren sich die Johanniter zudem in der humanitären Hilfe, etwa bei Hunger- und Naturkatastrophen.

Martin von Gehrens Ehefrau Carlotta etwa setzt sich in der Johanniter Hilfsgemeinschaft für das Projekt „Lernen durch Engagement“ in der Altmark ein. Das Vorhaben ist an den Deutschunterricht in Grundschulen angedockt. Es ermutigt Schüler, das Lesen nicht nur zu lernen, sondern anzuwenden – durch Vorlesen in Kitas und Altenheimen.

Vier Männer werden am Wochenende in Wittenberg in den Orden aufgenommen

Ein Ritter ist Carlotta von Gehren jedoch nicht, das ist Männern vorbehalten. Die Diskussion über die Zulassung von Frauen sei zwar durchaus ein Thema, so Martin von Gehren, doch gebe es weiterhin sowohl Befürworter als auch Gegner. Seine Ehefrau ist indes überzeugt, dass die Gleichberechtigung kommen wird – irgendwann. „Man muss am Ball bleiben“, sagt sie freundlich lächelnd und energisch zugleich.

Neu aufgenommen in den Orden werden an diesem Wochenende vorerst vier Männer – unter anderem der Chefredakteur der mitteldeutschen Kirchenzeitung „Glaube und Heimat“, Willi Wild. Anhalts Kirchenpräsident Joachim Liebig ist bereits seit fünf Jahren Ritterbruder; aus diesem Grund wird ihm am Wochenende das Ehrenritterkreuz verliehen.

Zum Abschlussgottesdienst am Sonntag um 11.30 seien im Übrigens alle Interessierten herzlich eingeladen, betont Martin von Gehren. Im Anschluss und zum Ausklang stärken sich die Ritter und ihre Angehörigen auf dem Kirchplatz – mit Erbsensuppe von der Johanniter Unfall-Hilfe. (mz)