Richtige Hochzeit bei Luthers Hochzeit: Richtige Hochzeit bei Luthers Hochzeit: Luthers sind länger als drei Tage vereint

Wittenberg - Ein bisschen aufgeregt wirken Marco Glaß und Ramona Weiss schon, als sie im Alten Rathaus von Wittenberg stehen. Nicht wegen der zahlreichen Aufgaben innerhalb des Stadtfestes „Luthers Hochzeit“. Nein, es ist ihre eigene Trauung, die ihnen Herzklopfen bringt. Ob einer geweint hat? Und was sagt eigentlich Oberbürgermeister Torsten Zugehör dazu, der doch alle drei Trauungen durchgeführt hat?

Seit fast neun Jahren sind die beiden schon zusammen, haben also das „verflixte siebte Jahr“ schon hinter sich. Am Heiligen Abend, verraten sie, habe er um ihre Hand angehalten. Beim Neujahrsempfang der Stadt seien viele Fragen gekommen, ob sie den schon verheiratet wären so das Paar.

„Wir waren uns einig, dass wir zum Stadtfest heiraten“, sagt die Braut. „Als bekennende Wittenberger“, fügt er hinzu. Ihr Glück: Sie müssen den großen allgemeinen Hochzeitstrubel in der Stadt nicht bezahlen.

So stehen sie kurz vor 10 Uhr am Samstagvormittag in ihren historischen Gewändern da, in denen sie während des Festes als Lutherpaar erkennbar sind. Das Kleid der Braut ist von der Schneiderin Kathrin Deisinger in Absprache mit dem Trachtenverein genäht. Auch der Standesbeamte, Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör, kommt natürlich historisch gewandet daher.

„Wie geht’s allen?“, fragt er locker in der Hochzeitsgesellschaft in die Runde und findet, dass die Antwort „blendend“ nicht mit so manch müdem Augenpaar übereinstimmt.

Die Trauung findet mit den Familien hinter verschlossenen Türen statt, Trauzeugen sind Rando Gießmann und Sandra Schuchardt. Dann, nach knapp einer halben Stunde, zeigen sich Marco und Ramona Glaß der Öffentlichkeit. Es regnet Rosenblätter vom Altan des Rathauses auf das Paar, das sich zum Fototermin aufstellt.

Botenläufer Rudolf Kaufhold nimmt sich des Paares an und richtet einige markige Ermahnungen an Braut und Bräutigam, was deren Zukunft im ehelichen Leben, die Pflichten und auch die Frage betrifft, wer Entscheidungen trifft.

Inzwischen ist das nächste Paar im Trauzimmer, insgesamt drei Paare geben sich an diesem Stadtfestsamstag das Ja-Wort. Das erste Paar, das für den Rest des Tages wieder Martin und Katharina ist, hat sich mit der Hochzeitsgesellschaft ins historische Bürgermeisterzimmer zurückgezogen und feiert dort bis Mittag. „Ein Zugeständnis von der Stadt, da ja unsere Hochzeitsgesellschaft den Tag über nichts von uns hat“, erklärt Marco Glaß.

Eine Nachfeier nach dem Stadtfesttrubel werde es nicht geben, sagt Ramona Glaß, die wie ihr Ehemann nun sehr gelöst wirkt. „Wir hatten dafür einen tollen Polterabend mit über hundert Gästen. Das war total schön, und damit waren auch alle zufrieden.“ Ihre erste Aufgabe nach der Trauung ist es, die anderen Paare des Tages noch im Rathaus mit einem kleinen Sektempfang im Stand der Ehe zu begrüßen. Das nehmen sie gern wahr.

„Es war sehr schön, und es war sehr emotional“, beschreibt auch Torsten Zugehör die Trauung. „Sie haben es beide genossen.“ Auch für ihn sei es etwas besonderes gewesen, dennoch „muss man darauf achten, dass Spiel und Spaß von der echten Trauung zu trennen sind. Das ist ein staatlicher Akt, das müssen wir alle wissen, und darüber habe ich auch mit allen drei Paaren gesprochen.“ Was er noch verrät: „Luther hat überraschend nahe am Wasser gebaut.“

Zum Stadtfest gaben sich zudem Christina Gorsler und Mario Selinger das Eheversprechen. Für sie war für die Anfahrt zum Rathaus die Rikscha gebucht, nach der Trauung stand die Besteigung der Türme der Stadtkirche an. Von dort hatten sie einen tollen Blick auf das Fest in der Stadt.

Geheiratet haben auch Björn Schloss und Madeleine Weinert, die von der Wittenberger Stadtwache zur Trauung geleitet wurden. Die Hochzeitsfeier war für den Abend auf der Schlosswiese mit „Luthers Freunden“ angesetzt.

(mz)