Rettung für Ferdinand Rettung für Ferdinand: Jessica Boas und Kerstin Freier halfen einem kleinen Schwan

Wörlitz - Ramponiert. Das Wort drückt noch einigermaßen freundlich aus, in welchem Zustand sich Ferdinand befand, als ihn Jessica Boas am Rande des Stegs unweit der Roseninsel im Wörlitzer Park entdeckte. Das war am frühen Nachmittag des 24. Mai. Seither ist der kleine Schwan schon sichtlich in die Höhe geschossen und verspricht ein Prachtexemplar seiner Art zu werden.
Ein Wunder ist das nicht. Denn der Vogel wird nicht nur von Jessica Boas, die demnächst eine Lehre als Erzieherin beginnt, und ihrem Freund Roberto Krüger umsorgt.
Viele halfen um Ferdinand zu retten
Auch Kerstin Freier aus Vockerode und eine Familie aus Biederitz, auf deren Erfahrungen im Umgang mit pflegebedürftigen Tieren der Storchenhof in Loburg hinwies, gewährten Ferdinand schon Quartier und die Chance, Erfrischung zu finden und das eine oder andere naturnahe Bad zu nehmen.
„Tatsächlich haben Stefanie und Adolf Otto mit ihren Töchtern Antonia und Miriam den größten Teil der Arbeit übernommen. Wir sind den Biederitzern sehr dankbar, dass sie Ferdinand in ihre Obhut genommen haben.
Uns hätte hier vor allem der Platz gefehlt“, erzählt Kerstin Freier, die auf der Insel „Stein“ für die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz als Gästeführerin arbeitet. Für Jessica Boas und sie war es ganz besonders schön zu erleben, wie vorsichtig-fürsorglich sich Ottos Hund Duplo um das Schwänchen kümmerte.
Schwand Ferdinand bei seinen Pflegemuttis
Weil die Familie, die laut Kerstin Freier in der Vergangenheit schon einen Bussard und Stockenten versorgte, derzeit jedoch im verdienten Urlaub weilt, verbringt Ferdinand ein paar sonnige Ferienstunden in seiner alten Wörlitzer Heimat. Hier verfolgt er seine beiden aufmerksamen „Pflegemuttis“ mit seinen großen Füßen - Jessica Boas: „Ich habe gestaunt, wie warm die sind.“ - auf Schritt und Tritt.
Ferdinand ist offenbar eine dankbare und treue Seele. „Aber wenn man von hinten kommt und ihm über den Rücken streicheln will, das hat er nicht so gern“, hat seine Wörlitzer Finderin beobachtet.
„Ihm ist es lieber, er bekommt mit, wer etwas von ihm will. Abends möchte er immer kuscheln. Dann macht er es sich - gestärkt zum Beispiel von Maiskörnern - auf meinem Bauch oder Rücken bequem.“
Nächste Aufgabe: Ferdinand über den Winter bringen
Dass es der Schwan trotz aller Bemühungen schaffen würde, das schien unmittelbar nach dem Fund übrigens nicht ausgemacht. Zu lädiert wirkte der winzige Körper. Das Futter musste ihm mit Spritzen aus der Apotheke eingeflößt werden. „Sieht man jetzt jedoch seine Entwicklung, haben wir wahrscheinlich nicht viel falsch gemacht. Nun müssen wir bloß überlegen, wie wir Ferdinand über seinen ersten Winter bekommen“, meint Kerstin Freier.
Zumindest für die Vockeroderin ist das nicht die erste Hilfsaktion für einen Schwan. Vor sechs Jahren hatten Wachleute des Parks einen Vogel, der aus dem Schnabel blutete, zur Gästeführerin gebracht, die sich um die dringend notwendige tierärztliche Versorgung kümmerte.
Damals streckte Kerstin Freier das Geld für die Operation vor, bekam die Kosten wenig später aber von der Stiftung erstattet. Ihre Devise damals wie heute: „Es gehört zur Ehre, dass man sich um verletzte Tiere kümmert.“ (mz)