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Renaissance-Musikfestival in Wittenberg Renaissance-Musikfestival in Wittenberg: 13. Auflage wird am Freitag eröffnet

25.10.2018, 10:56
Die Batzdorfer Hofkapelle eröffnet am 26. Oktober in der Schlosskirche das 13. Wittenberger Renaissance-Musikfetsival.
Die Batzdorfer Hofkapelle eröffnet am 26. Oktober in der Schlosskirche das 13. Wittenberger Renaissance-Musikfetsival. Veranstalter/ Xenia Loeffler

wittenberg - Das von dem Lautenisten Thomas Höhne begründete Wittenberger Renaissance-Musikfest gilt vielen in Form und Anlage bundesweit als einzigartig. In der Stadt, aber ganz besonders in der Musikwelt scheint man diese Rarität zu schätzen. Längst füllen namhafte Ensembles das Programm, ein Schwerpunkt ist die Jugendarbeit.

Thematisch schauen die Künstlerinnen und Künstler 2018 auf die Musik im Dreißigjährigen Krieg, der von 1618 bis 1648 schier unvorstellbares Leid über die Menschen brachte. Über das Motto und den Stand der Dinge unterhielt sich die MZ kurz vor dem Eröffnungskonzert mit Thomas Höhne. Das Gespräch führte Corinna Nitz.

Morgen Abend beginnt das 13. Renaissance-Musikfestival. Wie geht es Ihnen?
Thomas Höhne: Ich fühle mich entspannt.

Sind alle Vorbereitungen getroffen, oder gab es noch Unsicherheiten?
Es gibt keine großen Unsicherheiten. Wir haben über ein Jahr kontinuierlich daraufhin gearbeitet, wir sind auch den ganzen Kleinkram noch mal durchgegangen und sind gut vorbereitet.

Welchen Kleinkram?
Es passiert immer mal was. Zum Beispiel rief eine Dame an, die in ihrer Begeisterung 2017 schon das Zimmer für 2018 gebucht hat. Jetzt war ihr aufgefallen, dass sie dabei ganz vergessen hatte, sich auch für den Kurs anzumelden.

Konnten Sie helfen?
Ja. Ihr gewünschter Kurs war zwar schon ausgebucht, aber ich konnte sie in einen anderen Kurs umlenken.

Wie gestaltet sich eigentlich der Kartenvorverkauf? Das gewählte Thema ist ja nicht direkt leichte Kost?
Der Ticketverkauf läuft wie in den Jahren davor. Und das Thema - es ist nicht schwer. Es heißt doch Klänge statt Klingen - und es sind schöne Klänge.

Das heißt, niemand muss sich auf Trauermusik einstellen?
Nein. Das Leben ging auch während des Krieges weiter, es wurde geliebt, geheiratet, Kinder wurden geboren. Wir wollen das Lebensfrohe betonen. Am Ende gibt es immer einen Sonnenstrahl.

In Ihrem Grußwort zum Programm teilen Sie mit, dass sich das gastgebende Ensemble, die von Ihnen geleitete Wittenberger Hofkapelle, gerade neu erfindet. Was darf man sich darunter vorstellen? Und was meinen Sie, wenn Sie sagen, das Festival selbst wolle künftig neue inhaltliche Schwerpunkte setzen?
Nach 2017 überlegen ja viele, wie es weitergehen kann. Ich hatte nach der Gründung des Festivals einen Haufen musikalische Ideen. Dann kam die Lutherdekade und ich habe versucht, mich an den Themenjahren zu orientieren. Nun will ich nach anderen musikalischen Richtungen schauen. Was ist vor der Renaissance entstanden und danach, wie haben sich bestimmte Instrumente entwickelt und verändert.

Wird es strukturelle Veränderungen des Festivals geben?
Kurse und Instrumentenausstellung laufen gut, das soll bleiben. Der Tanzball ist schon seit Sommer ausverkauft, er bleibt auch. Natürlich bleiben die Konzerte. Ins Festival aufgenommen werden könnten vielleicht mehr wissenschaftliche Vorträge. Als zusätzlicher Baustein.

Muss sich dafür die finanzielle Ausstattung verändern? Referenten kommen ja nicht für einen Gotteslohn?
Wir bekommen 2018 vom Land Sachsen-Anhalt nur noch 15000 Euro. Dass das Renaissance-Musikfest dieses Jahr noch stattfindet, grenzt schon an ein Wunder. Und dafür kann man der Stadt Wittenberg nicht genug danken, gerade auch in der aktuellen Situation.

Aber die Stadt kann vermutlich nicht kompensieren, was das Land streicht?
Nein, doch seit einigen Jahren gibt es von der Stadt eine feste Förderung von 25000 Euro.

Stadt und Land sind nicht alleinige Geldgeber. Was passiert aber, wenn Zuwendungen weiter schrumpfen? Macht das dann noch Spaß?
Da kann man nur noch mehr an sich selber sparen. Die Arbeit wird trotzdem Freude machen. Aber wenn man sieht, dass Honorare gerade im Bereich Alte Musik weiter fallen, dann ist die Schmerzgrenze überschritten.

Was wünschen Sie sich jetzt für das aktuelle Festival?
Dass alle, die kommen, schöne Eindrücke mit nach Hause nehmen. Und emotionale Augenblicke während der Konzerte, dass die Leute merken, es gibt noch etwas anderes als zum Beispiel eine verfehlte Bildungspolitik.

Volles Programm an sechs Tagen und mehreren Spielorten

1618 begann der Dreißigjährige Krieg, der auch in der Musik Spuren hinterließ. Im Gedenken an diesen Krieg, der unermessliches Leid über weite Landstriche des heutigen Europas brachte, präsentiert das 13. Wittenberger Renaissance-Musikfestival unter dem Motto „Klänge statt Klingen“ vom 26. bis 31. Oktober elf Konzerte, zehn Kurse für Instrumentalspiel und Tanz, einen Tanzball sowie eine Instrumentenausstellung. Das Eröffnungskonzert gestaltet am Freitag um 19 Uhr in der Schlosskirche die Batzdorfer Hofkapelle. Ihr Programm steht unter dem Motto „Krieg und Klag’“ (Battaglie e Lamenti des 17. Jahrhunderts). Weiter geht’s am 27. Oktober um 15 Uhr. Ebenfalls in der Schlosskirche präsentiert das Nachwuchsensemble der gastgebenden Wittenberger Hofkapelle, das Praetorius Consort Wittenberg, zusammen mit dem Alte-Musik-Ensemble The Muses’ Fellows aus Hamburg das Konzert „Jetzt blicken aus des Himmels Saal“, das eine Wiederentdeckung des Kirchenmusikers Thomas Selle ermöglicht. Der 1599 in Zörbig geborene Selle war der erste Kirchenmusikdirektor der Stadt - und auch der weltlichen Musik sehr zugetan. Unterstützt werden die Kinder und Jugendlichen von der Sopranistin Julla von Landsberg. Am Sonntag sind die Gastgeber selbst zu erleben - und zwar zweimal: Um 15 Uhr überreicht die Wittenberger Hofkapelle mit dem Praetorius Consort im Alten Rathaus unter dem Motto „The Lark in the Morning“ irische und englische Tänze der Renaissance. Das Programm vereint beliebte englische, schottische und irische Folksongs wie „Star of the County Down“ und „Greensleeves“, dargeboten auf

Geigen, Blockflöten, Harfe und Gamben. Und 19 Uhr beginnt im Alten Rathaus das Konzert „Ein Land jenseits von Lärm und Tod“, in dem die Gastgeber Liebeslieder des 17. Jahrhunderts präsentieren.

Das ganze Programm und Ticketinfos sind unter www.wittenberger-renaissancemusik.de abrufbar.

(mz)