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Studenten aus zahlreichen Ländern Rekord bei den Sommerkursen an der Wittenberger Leucorea

180 meist junge Leute aus sehr verschiedenen Ländern haben sich der deutschen Sprache und der Landeskunde in Wittenberg gewidmet. Wie Studenten die Aufenthalte hier beurteilen.

Von Marcel Duclaud 25.09.2024, 15:00
Die letzten Teilnehmer der diesjährigen Sommerkurse am Institut für deutsche Sprache und Kultur
Die letzten Teilnehmer der diesjährigen Sommerkurse am Institut für deutsche Sprache und Kultur (Fotos: Marcel Duclaud)

Wittenberg/MZ. - Die Sommerkurse des Instituts für deutsche Sprache und Kultur an der Leucorea haben in diesem Jahr alle Rekorde gebrochen: „180 internationale Studenten, 15 Kurse“, bilanziert Institutsleiterin Stefanie Rieger. „So viele waren es noch nie.“

An diesem Mittwoch enden die Sommerkurse in Wittenberg, die jungen Leute, die noch da sind, packen nach der Abschlusspräsentation ihre Sachen und reisen zurück in ihre Heimat. Immerhin elf verschiedene Länder sind noch vertreten unter den 17 verbliebenen Teilnehmern: Japan und Togo, Benin und Ägypten, Rumänien und Israel, Polen und Tschechien, USA, Russland und Italien.

Abdou Rahibou Moukaila ist aus Togo nach Deutschland gekommen. Er lernt seit drei Jahren die deutsche Sprache und kann sich gut vorstellen, im nächsten Jahr eine Ausbildung als Krankenpfleger hier zu absolvieren. Die drei Wochen in Wittenberg nennt der 21-Jährige sehr spannend: „Die Gastfamilie ist nett, die Stadt cool.“ Insbesondere, und das bestätigen sämtliche Gesprächspartner, der öffentliche Nahverkehr sei ziemlich genial, namentlich das 49-Euro-Ticket. „Bei uns ist es deutlich teurer“, berichtet Abdou Rahibou Moukaila, schränkt allerdings ein, dass die vielen Verspätungen nicht so toll seien.

Berichten über ihre Zeit in Wittenberg:  Abdou Rahibou Moukaila aus Togo, Muhammad Ragab aus Ägypten und Pieter Hoekstra aus den USA (v.l.)
Berichten über ihre Zeit in Wittenberg: Abdou Rahibou Moukaila aus Togo, Muhammad Ragab aus Ägypten und Pieter Hoekstra aus den USA (v.l.)
(Foto: Duclaud)

Neben ihm sitzt der ebenfalls 21 Jahre alte Muhammad Ragab. Er kommt aus Ägypten, studiert dort Germanistik und arbeitet bereits nebenbei: als Betreuer für deutschsprachige Kunden, auch als Lehrer und beim Synchronisieren hat er sich versucht. Nach dem Abschluss im nächsten Jahr wartet der Militärdienst: „Das ist Pflicht bei uns.“ Danach kann sich der junge Mann eine Ausbildung in Deutschland vorstellen: zum Beispiel in Wittenberg. „Ich mag es hier. Eine ruhige Stadt zwischen Berlin und Leipzig.“ Und, wie schon erwähnt: super Nahverkehr.

Pieter Hoeksrta ist schon ein bisschen älter, 30 Jahre und Doktorand in Religionswissenschaften in Chicago (USA). „Dass ich in Wittenberg den Sprachkurs mache, ist ein guter Zufall“, bemerkt er angesichts der hiesigen Reformationsgeschichte. Sein Deutsch will Pieter Hoeksrta unter anderem deshalb verbessern, um Texte im Original lesen zu können. Er befasst sich nicht nur mit Religion, sondern auch mit englischer und deutscher Romantik. Wittenberg, sagt er, sei ein bisschen ruhiger als erwartet – und trotzdem schön: „Die Elbe zum Beispiel, ich habe die Natur schätzen gelernt.“ Und die Architektur in Dessau und Berlin: „Ich bin 20 Kilometer durch Berlin gelaufen, um mir die Häuser dort anzusehen.“

Stefanie Rieger und ihr Team arbeiten unterdessen an den nächsten Kursen. Es gibt neue Partner in den USA, das Wofford-College in South Carolina. Voraussichtlich Anfang Januar kommt eine Gruppe von dort nach Wittenberg. Im Februar findet die Winterakademie statt mit vielen japanischen Studenten. Ein Fragezeichen gibt es bei der Wittenberg-University (Ohio) und dem Wittenberg-Semester. Rieger: „Die schaffen die Fremdsprachen ab. Die Uni muss sparen. Ob sie wiederkommen, steht noch nicht fest.“