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Projektwoche Evangelische Gesamtschule Projektwoche Evangelische Gesamtschule: Nähkurs "Jubelhüte" inklusive

Von Corinna Nitz 25.08.2018, 08:33
Kleider machen Leute und Schüler machen Kleider: Mädchen und Jungen der Evangelischen Gesamtschule haben in einem Nähkurs Gewänder aus der Zeit Philipp Melanchthons angefertigt.
Kleider machen Leute und Schüler machen Kleider: Mädchen und Jungen der Evangelischen Gesamtschule haben in einem Nähkurs Gewänder aus der Zeit Philipp Melanchthons angefertigt. Thomas Klitzsch

Wittenberg - An Philipp Melanchthon führt in diesen Tagen in Wittenberg kaum ein Weg vorbei. Eine Ausstellung gibt es und Vorträge. Das vom Evangelischen Kirchenkreis in Auftrag gegebene Oratorium für den Universalgelehrten „Gott.alein./die.Ehr.“ steht kurz vor seiner Uraufführung.

Und im einstigen Wohnhaus des „Außenministers“ der Reformation bereitet die Stiftung Luthergedenkstätten für Sonnabend ein ganzes Melanchthonfest vor. Da versteht es sich von selbst, dass sich auch die Evangelische Gesamtschule intensiv mit dem Praeceptor Germaniae beschäftigt, denn sie trägt seinen Namen - und das verpflichtet.

Im Rahmen einer Melanchthon-Projektwoche nähern sich praktisch alle Jahrgangsstufen zum Teil fächerübergreifend dem gebürtigen Brettener, der am 25. August 1518 in Wittenberg eintraf und drei Tage später in der Schlosskirche seine vielbeachtete Antrittsrede hielt. Zu den eher spielerischen Möglichkeiten der Auseinandersetzung gehört dabei ein Nähkurs in der Malschule der Cranach-Stiftung.

In ihr Melanchthonjahr 2018 gestartet sind sie an der Evangelischen Gesamtschule bereits im Februar anlässlich des 521. Geburtstags ihres Namensgebers. Mit der heute endenden Projektwoche, für die eigens ein hauseigenes „Melanchthon-Presseteam“ gegründet werden sollte, und der Andacht am 28. August findet das „Jubiläum“ anlässlich der Ankunft von Philipp Melanchthon am 25. August vor 500 Jahren in Wittenberg seinen Höhepunkt.

Dann wird besonders an die Antrittsrede erinnert, die der Gelehrte am 28. August 1518 in der Schlosskirche hielt. Die Andacht am Dienstagmorgen wird von Pfarrer Stefan Günther gehalten und von Schülern mitgestaltet. Jene Schüler übrigens, die im Rahmen der Projektwoche außerschulisch unterwegs waren, kommen ums Lernen nicht umhin. Nach Auskunft von Silke Woitschig werden für sie im Unterricht Mitschriften angefertigt.

Unterdessen „gedeiht“ das neue Domizil der Evangelischen Gesamtschule, das in der Wittenberger Friedrichstraße entsteht. Wie es am Donnerstag hieß, sei der Umzug ab dem 15. Oktober und die Eröffnung am 26. Oktober geplant.

Zwölf Schülerinnen fertigen unter der Anleitung von Henry Keppler historische Gewänder. Sie reichen von schlichten Modellen, wie sie womöglich die Landbevölkerung getragen hat, über Bürgergewänder bis hin zum Talar. Am Donnerstag zeigt sich, dass noch einiges zu tun ist, aber die Schülerinnen wirken nicht so, als hätten sie Sorge, es nicht zu schaffen. Laut Keppler, der seit vielen Jahren für seine Mode- und Designkurse an der Cranach-Malschule bekannt ist, haben einige Schülerinnen bereits Vorkenntnisse im Nähen, was gewiss kein Schaden ist. Andere sagen, „beim Nähen lernt man, ohne dass man’s merkt.“ Auch schön.

Hergestellt werden die Gewänder nach Auskunft von Silke Woitschig, die für die Schulorganisation zuständig ist, für die Bildungseinrichtung. Getragen werden sollen sie zum Tag der offenen Tür, den es geben wird, wenn das neue Schulgebäude fertig ist (siehe „Neubau gedeiht“). Im Gespräch sei aber auch, die Gewänder womöglich bei einer Andacht am kommenden Dienstag in der Schlosskirche anzuziehen. Und für den Fall, dass es dann Grund für Beifallsbekundungen geben sollte, lässt Kursleiter Keppler auch Kopfbedeckungen herstellen, die er Jubelhüte nennt.

Parallel zum Nähkurs, bei dem es ausgesucht fröhlich zugeht, ist an diesem Donnerstag eine achte Klasse der Evangelischen Gesamtschule im Melanchthon-Haus unterwegs. Nach Auskunft von Ulrike Bachmann, Geschichts- und Religionslehrerin, gebe es eine „allgemeine“ Kooperation mit der Stiftung Luthergedenkstätten. Die Zusammenarbeit soll weiter verstetigt werden - und Gründe, sich immer wieder aufs Neue mit dem Namensgeber der Schule zu beschäftigen, gibt es viele angesichts seines umfassenden Wirkens.

Dass eine Pädagogin besonderen Wert darauf legt, den Schülern im Hier und Heute zu vermitteln, welche „Bildungsoffensive“ die Reformation und Melanchthon angestoßen haben, versteht sich auch. Nach Bildung zu streben, die Quellen zu kennen, betont Bachmann, das waren Melanchthons Ideale. Welche Ideale haben junge Menschen heute?

Auch darüber kann man dann nachdenken und diskutieren, denn Melanchthon sagte: „Die Jugend recht bilden ist etwas mehr als Troja erobern.“ Ein Zitat, das sie auch auf ihren Schul-T-Shirts tragen. (mz)