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Pop-Oratorium Luther Pop-Oratorium Luther: Mehr als 250 Sänger begeistern die Zuschauer

Von Rainer Schulz 28.08.2017, 08:41
13 Solisten und 250 Chorsängerinnen und -sänger führten stimmgewaltig durch die Lebensstationen des Reformators Martin Luther und begeisterten das Publikum auf der Wittenberger Schlosswiese.
13 Solisten und 250 Chorsängerinnen und -sänger führten stimmgewaltig durch die Lebensstationen des Reformators Martin Luther und begeisterten das Publikum auf der Wittenberger Schlosswiese. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Der Samstagabend in Wittenberg wird wohl bei vielen Besuchern als der musikalische Höhepunkt des Reformationsjahres haften bleiben. Obwohl das Konzert erst 19 Uhr losgeht, haben sich bereits 17 Uhr einige Hundert Konzertbesucher in die Warteschlange eingereiht.

Das deutschlandweit in den Medien angekündigte Pop-Oratorium Luther von Michael Kunze und Dieter Falk verfehlt seine ungeheure Zugkraft nicht. Kein Weg wurde gescheut, um nach Wittenberg zu gelangen, sei es aus München, Köln, Hamburg, Frankfurt, Berlin, Dresden oder Leipzig. Kaum ein Ort für diese Aufführung erweist sich als geeigneter und authentischer als Wittenberg – die Stadt Luthers.

Dieter Falk und Michael Kunze arbeiten seit 2013 am Pop-Oratorium Luther

Für den Komponisten Dieter Falk und den Librettisten Michael Kunze stand seit 2013 die Herausforderung, diesen hochbrisanten Stoff musikalisch umzusetzen. 25 Proben pro Jahr mit unterschiedlichen Chorbesetzungen galt es zu organisieren. Endlich war es soweit: Die Wittenberger Sängerin Carmen Kiefner brachte ihre Gefühle für all ihre Mitstreiter zuvor auf den Punkt:. „Der Chor ist meine Seele.“ Ähnlich euphorisch äußerten sich Claudia und Horst Leischner aus Köthen, die ihren Urlaub extra um einen Tag verkürzten, um in Wittenberg auf der Bühne zu stehen.

Ein weiteres Luther-Oratorium wird nach der Weltausstellung und vor den Feierlichkeiten am 17. September in der Phönix-Theaterwelt aufgeführt - als ein weiterer kultureller Höhepunkt im Jubiläumsjahr. Außer 2005 war das Werk ein zweites Mal 2007 in einer von Lohff überarbeiteten Fassung in Jessen zu hören - als Auftakt zur Luther-Dekade.

Das Oratorium zeichnet Luthers Lebensweg nach, beginnend bei der Auseinandersetzung des jungen Luther mit seinem Vater. Es zeigt, wie der künftige Reformator der Berufung nach Wittenberg, jenem „kotigen Städtchen“ (O-Ton Luther), zunächst eher unwillig folgte. Auch die Zweifel des eifrigen Mönchs und sein Hadern werden im Oratorium nachvollziehbar und lassen Luther nicht als Denkmal, sondern als Mensch erscheinen, der heute noch ankommt.

„Wir hatten auf der Fahrt die Partitur im Auto und sangen unterwegs die eine oder andere Passage“, meinten beide schmunzelnd. Kathrin und Gudrun aus dem Kirchenkreis Niederlausitz waren mit ihrem Kantor Andreas Jäger angereist, der als 2. Chordirigent auf der Bühne stand und ihnen Rückenhalt gab. Steve und Jean Godsall-Myers, die beiden US-Amerikaner auf Zeit in Wittenberg, erlebten als Sänger die Aufführung als das absolute Ereignis in der Lutherstadt. Für Schlosskirchenkantor Thomas Herzer war es selbstverständlich Herzenssache, in Wittenberg mitzuwirken.

Ein Klangkörper von überdimensionaler Größe mit 13 Solisten und 250 Chorsängern/innen aus der Region brachte das Areal um die Schlosswiese ab 19 Uhr zum musikalischen Beben. Für die 35 Wittenberger Sänger, aber auch die Chorsänger aus Dessau, Köthen, Jessen und Annaburg bedeutete der Auftritt ein einmaliges Erlebnis.

Pop-Oratorium in Wittenberg: Groovige Gitarrensounds und bekannte Choräle

„Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott“, ließ der Chor verlauten, worauf es Luther stets ankam. „Gott Du gabst mir ein Gewissen, Gott Du gabst mir den Verstand“, hieß es vom Luthersolisten gesungen. Das Pop-Oratorium wird im Laufe des Abends immer wieder diesem Genre gerecht.

Groovige Gitarrensounds wechseln mit bekannten Chorälen „Verleih uns Frieden“ oder die Hymne der Reformation „Ein feste Burg ist unser Gott“ - das alles in modernen Arrangements. Kaum eine Lebensstation Luthers wird ausgelassen. Da sind die Kindheitserinnerungen, die strengen Eltern, der Mönch und Zweifler, die Kritik an der Verschwendungssucht des Vatikans, das heilige Geschäft, die Thesen, seine Standhaftigkeit auf dem Reichstag zu Worms. Das musikalische Gerüst, dieses Thema in einem modernen Gewand zu verarbeiten, konnte kaum besser sein.

Michael Kunze und der Komponist Dieter Falk präsentierten dem begeisterten Publikum ein Meisterwerk, das bald in vielen deutschen Metropolen zur Aufführung gelangt. Ovationen ohne Ende! „3.400 Besucher erleben diesen wunderbaren Abend“, zeigt sich Christoph Vetter, Marketingchef fürs Reformationsjubiläum, sichtlich zufrieden.

(mz)

3.400 Gäste auf der Schlosswiese erlebten einen wunderbaren Abend.
3.400 Gäste auf der Schlosswiese erlebten einen wunderbaren Abend.
Thomas Klitzsch
Dabei sein ist alles. Künstler wie Zuschauer kamen aus ganz Deutschland.
Dabei sein ist alles. Künstler wie Zuschauer kamen aus ganz Deutschland.
Thomas Klitzsch