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Pfarrer Thomas Pfennigsdorf Pfarrer Thomas Pfennigsdorf: Kirchentags-Konsument wird Macher

Von Ilka Hillger 18.05.2017, 12:37
Im Wörlitzer Bibelturm gibt es eine neue Ausstellung.
Im Wörlitzer Bibelturm gibt es eine neue Ausstellung. Archiv/Klitzsch

Wörlitz - Pfarrer Thomas Pfennigsdorf ist ein Kirchentag-Fan. „In den vergangenen zehn Jahren habe ich mit meiner Familie keinen verpasst“, erzählt er. Mai oder Juni in den ungeraden Jahren waren für Besuche in ganz Deutschland fest reserviert. Nach Dresden ist er mit einer Radgruppe gefahren, in Stuttgart saß er mit Jugendlichen im Bus und nächtigte in einer Turnhalle, in Hamburg kamen die Pfennigsdorfs mit Kind und Kegel bei einer jungen Familie unter.

Und nun - wieder in einem ungeraden Jahr und mit dem Evangelischen Kirchentag vor der eigenen Haustür - ist der Wörlitzer Pfarrer selbst ein Gastgeber.

„Für mich ist das auch eine gewisse Dankbarkeit gegenüber den Menschen, die den Kirchentag andernorts bisher vorbereitet und ausgerichtet haben“, sagt Pfennigsdorf. Bislang nur Konsument sei er nun Macher, einer, dem in all dem Organisationsstress das Lachen nicht vergangen ist, der das große Festwochenende in wenigen Tagen vor allem als Chance sieht.

Zum Kirchentag auf dem Weg hat die Wörlitzer Petrikirche ihre Öffnungszeiten verlängert. Mittwoch und Sonntag kann die neue Bibelturmausstellung „feste feiern“ von 11 bis 17 Uhr, und Do-Sa von 10.30 bis 19 Uhr besucht werden. Zusätzlich gibt es die Ausstellung „Blitzschlag - Luther und die Reformation“ mit Arbeiten der Künstlerin Renate Wandel aus Bad Hersfeld. Von Donnerstag bis Samstag gibt es im Gemeinderaum immer von 21 bis 22.30 Uhr ein Gute-Nacht-Café. Eine Andacht hält Pfarrer Pfennigsdorf am Himmelfahrttag um 9 Uhr und am Samstag um 19.30 Uhr mit Taizé-Gesängen.

Dabei muss sich Wörlitz ohnehin nicht über Besuchermangel in der Saison beklagen. Aber solch ein Kirchentag ist dann eben doch noch mal ein ganz anderes Kaliber. „Das ist eine schöne Sache und hat die Gegend richtig aufgemischt“, findet der Pfarrer. Beim Aufmischen hat er tüchtig mitgeholfen. Wörlitz hat ein eigenes kleines Programm bekommen beim Kirchentag auf dem Weg in Dessau-Roßlau.

„Ich dachte mir, ich stelle lieber selbst etwas auf die Beine, ehe wir im Sog des Großen vereinnahmt werden“, erklärt der Wörlitzer. Er spricht von 800 Übernachtungsgästen in der Parkstadt am letzten Maiwochenende. Die Hälfte davon komme wegen des Kirchentages. „Wenn alle anderen noch etwas von unseren Angeboten mitnehmen, wäre das toll“, meint er.

Vor allem in die Morgen- und Abendstunden habe man Führungen, Vorträge, Andachten und Gespräche gelegt, denn „tagsüber sind die Leute schließlich anderswo unterwegs“.

In Dietrich Bungeroth, Pfarrer im Ruhestand, fand er einen Partner, der mit seinem Engagement für den Wörlitzer Toleranzweg gleich mehrere Programmpunkte beisteuert. So schon am Mittwoch vor Himmelfahrt eine Führung (15 Uhr, auch 26. Mai, 15 Uhr) und einen Vortrag zur Jüdischen Gemeinde (19.30 Uhr, auch 27. Mai, 17 Uhr).

Die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz hat Führungen zur Reformation im Gotischen Haus (26./27. Mai, jeweils 11 Uhr) und zu Bäumen des Wörlitzer Parks (26./27. Mai, jeweils 11 Uhr) gleichfalls in das Programm eingebettet.

Dazu gibt es am Freitag ab 19.30 Uhr in der Petrikirche ein Orgelkonzert „Von Bach bis Mendelssohn“, am Samstag ab 14 Uhr eine inszenierte Entdeckungsreise „Im Garten der Erkenntnis“, bei der die Flaneure im Park auf Zeitgenossen des Fürsten Franz treffen (Treffpunkt Eichenkranz). Saltatio Burgus zeigt Samstag, 15 Uhr, Tänze aus der Renaissance und dem Frühbarock in der Kirche. „Wir machen das, was wir sonst auch machen und noch etwas mehr“, sagt der Pfarrer.

Thomas Pfennigsdorf selbst steht mit dem Freitag ein anstrengender Tag bevor. Dann will er um 9.30 Uhr an der Dessauer Johanniskirche eine Fahrrad-Tour zu den Gartenreichkirchen starten. Stationen sind Vockerode, Wörlitz, Riesigk, Rehsen und die Wittenberger Schlosskirche als Schlusspunkt mit einer Führung um 16.30 Uhr. Teilnehmer aus Hannover, Mainz und Stuttgart haben sich dafür angemeldet.

„Mit dem eigenen Rad können die Leute jederzeit dazu stoßen, beispielsweise gegen 12 Uhr in Wörlitz“, wirbt Pfennigsdorf. Seine Kantorin nimmt er mit auf die Tour, so dass in den Kirchen des Gartenreiches auch Orgelspiel erklingt.

Am Sonntag, dem Tag des Abschlussgottesdienstes auf den Elbwiesen bei Wittenberg, holt der Wörlitzer Pfarrer das Rad nochmal raus, packt den Talar in die Satteltaschen und tritt gen Pratau in die Pedale. Beim Abendmahl wird er einen der Tische betreuen. Jugendliche der Gemeinde nimmt er mit. Mit Birkenzweig, Oblaten und Abendmahlskelch werden sie durch ihren Block ziehen.

Pfennigsdorf will sich dann bald wieder auf den Weg zurück nach Wörlitz zu seinen Gästen machen. Im Pfarrhaus ist schließlich die Familie aus Hamburg untergekommen, bei der die Pfennigsdorfs 2013 zum Kirchentag übernachteten. „Das ist das Schöne an Kirchentagen. Die guten Kontakte bleiben bestehen“, sagt der Pfarrer. (mz)