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Oranienbaum Oranienbaum: Die Heide blüht

Von ulf rostalsky 19.08.2012, 16:43

ORanienbaum/MZ. - Sabine Tischew hat das Büro mit einem Logenplatz der besonderen Art getauscht. Die Professorin an der Hochschule Anhalt ist unterwegs in der Oranienbaumer Heide. Nicht allein. Danach steht ihr und ihren Mitstreitern nicht der Sinn. "Wir möchten einfach, dass die Bürger verstehen, was wir hier tun. Und natürlich auch warum." Die Hochschullehrerin spannt sich vor den Zug und führt eine Gruppe Neugieriger durch eine Landschaft, die momentan ein beeindruckendes Kleid trägt.

Die Heide blüht. Die violetten Töne dominieren auf den weiten Flächen, die von gängigen Straßen nicht einmal zu erahnen sind. "Ich bin einfach neugierig", erzählt Erhard Richter. Der Mann aus Dessau-Ziebigk ist begeisterter Radler und öfter schon auf der Straße von Dessau nach Oranienbaum unterwegs gewesen. "Aber hier war ich noch nie." Umso mehr staunt Richter über das Naturschutzgebiet, das sich zur gemeinsamen Exkursion von Hochschule, Förder- und Landschaftspflegeverein Biosphärenreservat Mittelelbe sowie der Primigenius gGmbH in Bestform präsentiert. Die Heide blüht, die Sonne strahlt. Von den Tieren, die seit 2008 für den Erhalt des Offenlandes sorgen sollen, ist allerdings nichts zu sehen. "Wir haben derzeit 60 Konikpferde und 65 Heckrinder hier", erklärt Andreas Wenk von der Primigenius gGmbH, die für den Tierbestand verantwortlich zeichnet. "Die Tiere vermehren sich. Ein sehr gutes Zeichen", sagt er. Dass die Tiere in der Heide unterwegs sind und unerwünschte Pflanzen niederhalten, ist offensichtlich. Auf schmalen Pfaden zeichnen sich Hufabdrücke ab. Kuhfladen sind nicht zu übersehen. Nur die Rinder und Pferde fehlen. "Schade", so der Tenor unter den Naturfreunden.

"Sie sind schwer zu sehen, zeigen sich selten", wissen Wolfgang und Oliver Warnke. Vater und Sohn sind häufiger in der Heide unterwegs und haben zur Exkursion den fast zweijährigen Ben mitgebracht. Während der durchs Heidekraut tippelt, erzählen die Männer, das eine oder andere Mal doch Pferde und Rinder ausgemacht zu haben. "Von weitem."

Sehr oft ganz dicht dran an den mächtigen Tieren ist Peter Poppe. "Unser Mann vor Ort", sagt Sabine Tischew auf einer offensichtlich stark in Mitleidenschaft gezogenen Fläche. Fast kahl ist der kreisrunde Bereich, auf dem die Naturfreunde stehen. Mit Lecksteinen wurden die Rinder angelockt. Sie haben nach Herzenslust gefressen und für den gewünschten Kahlschlag gesorgt. "Sieht aber schlimmer aus als es ist." Die Professorin zeigt das frische Grün der Heide.

Die Fachleute haben im Sinn, auf den ehemaligen Militärflächen Pflanzen unterschiedlichen Alters und Wachstumsstadiums zu etablieren. "Es funktioniert", so der Kommentar der Experten, die Fotos zeigen und mit einer Fülle an Namen hantieren.

Die Oranienbaumer Heide ist reich an Pflanzen und Tieren. Neben Pferden und Rindern gibt es Raubwürger, Ödlandschrecken. "So etwas ist doch interessant", meint die Jüdenbergerin Juliane Koch. Sie ist mit Tochter Marlene in die praktisch vor der Haustür gelegene Heide gekommen. Erklärungen zur Tier- und Pflanzenwelt von Experten gefallen ihr. Die spätblühende Traubenkirsche ist alles andere als ein Segen für die Heide. Sie wuchert, schmeckt aber offensichtlich den Rindern. "Sie machen Bonsais draus." Auch eine Professorin wie Sabine Tischew kann noch staunen in der Heide.