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Operette Operette: "Der Vogelhändler" kommt leicht und beschwingt

Von Stefanie Hommers 03.02.2014, 19:39
Vogelhändler samt Käfig vor Minimalkulisse.
Vogelhändler samt Käfig vor Minimalkulisse. achim kuhn Lizenz

wittenberg/MZ - Fesche Dirndl und stramme Kerle in Lederhosen, Rollentausch und Liebesränke, beschwingte Melodien und ein Happy End – Carl Zellers Operette „Der Vogelhändler“ aus dem Jahre 1891 verfügt über die klassischen Merkmale des Genres und gehört zu jenem halben Dutzend Operetten, die sich seit der Uraufführung ununterbrochen im Repertoire deutschsprachiger Bühnen behauptet haben.

Bei ihrem Gastspiel im KTC am Sonntagnachmittag hatten sich die Mitglieder des Johann Strauß-Chors sowie des gleichnamigen Orchesters des Klassikers angenommen, und sie bewiesen, dass die mehr als 100 Jahre alten Evergreens auch ohne großes Bühnenbild betören können. Denn das im großen Saal des KTC die Kulissen zu kurz kamen, ließen die musikalischen Leistungen von Ensemble und Solisten, die koketten szenischen Einlagen und nicht zuletzt die liebenswürdig-lässige Moderation von Dirigent Erik Schober schnell vergessen.

In einer knappen Stunde absolvierten sie den kurzweiligen musikalischen Spaziergang durch das Operettengeschehen: Mit munterem Querflötengezwitscher, herzzerreißenden Violinenklängen und den klaren Stimmen von Anne Görner (Sopran), Daniel Blumenschein (Bariton) und Stephan Scherpe (Tenor) nahmen sie das Publikum für sich ein, verschenkten „Rosen aus Tirol“, stellten die „Christel von der Post“ vor, ließen („Haben Sie gehört?“) die Gerüchteküche brodeln und am Ende natürlich die Hochzeitsglocken für Christel und ihren Vogelhändler Adam läuten – ganz wie es sein muss, denn „in der Oper sterben die Menschen zum Schluss“, so Erik Schober, „in der Operette heiraten sie“.

2009 gründete der spätberufene Berufsmusiker, der zunächst Mathematik und Musik auf Lehramt studiert hatte, das Orchester sowie den Chor. Seither gastieren die beiden Leipziger Ensembles, die sich de heiteren Saiten der Musik verschrieben haben, erfolgreich in vielen Städten Deutschlands. Auch in Wittenberg und Bad Schmiedeberg waren sie bereits zu Gast und haben offensichtlich Eindruck hinterlassen, denn der Konzertsaal präsentierte sich mit vollen Sitzreihen und Schobers Wunsch, die Zuhörer nach der Pause wiederzusehen, ging ebenfalls in Erfüllung.

Im zweiten Teil der Aufführung machten die Musiker ihrem Namen alle Ehre und präsentierten Strauß-Melodien wie die „Tritsch-Tratsch-Polka, den „Kaiser-Jäger-Marsch“, den Walzer „An der schönen blauen Donau“ sowie Klänge andere Komponisten im Dreivierteltakt, so auch von Dimitri Schostakowitsch. Der eine oder andere Oberkörper im Zuschauerraum schwang selbstvergessen im Takt der Musik mit, ein Lächeln auf den Lippen.

„Musik machen“ hat Erik Schober einmal in einem Interview auf die Frage geantwortet, was sein Lebensziel sei, und ergänzt, er wolle damit Menschen glücklich machen. Dem großen hehren Ziel scheint er am Sonntagnachmittag mindestens nahegekommen zu sein – mit Unterstützung von Ensemble und Solisten, die professionell und voller Spielfreude agierten und nicht ohne eine Zugabe von der Bühne kamen.