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Open Air Open Air: Das Gute siegt auch unter Baggern

Von ULF ROSTALSKY 09.08.2009, 16:21

GRÄFENHAINICHEN/MZ. - Verstärkung durch Effekte

Das haben Karin Müller (Regie) und Roland Mell (Dirigent) nie bestritten. Mit ihrer Inszenierung haben sie aber bewusst ein Stück mehr Wert gelegt auf Effekte. Sie haben die für die "Zauberflöte" seit ihrer Uraufführung 1791 typische Nutzung der kompletten Theatermaschinerie für die Freiluft-Inszenierung noch ausgebaut. Pyrotechnik und Artistik sollten die große Oper noch größer machen.

Mozarts Märchenoper mit der Geschichte um den Prinzen Tamino (Marian Kalus), der Pamina (Julia Baumeister), die Tochter der Königin der Nacht (Mandy Fredrich) befreien soll, am Ende ihr Herz gewinnt und zusammen mit dem Vogelfänger Papageno (Dejan Brkic) die Mächte des Dunklen in die Schranken weist, lebte in der Stadt aus Eisen von Effekten, Gesang und der Internationalen Mozart-Philharmonie.

Akrobaten auf der Bühne

Die Szenerie perfekt gemacht hätte allerdings ein deutliches Plus an Publikum. Die immer wieder ins Spiel gebrachte Möglichkeit der Oper, Kinder wie Erwachsene und Greise begeistern zu können, blieb weitestgehend aus. Die Zauberflöte war unter Baggern mehr eine Angelegenheit für eingefleischte Opernfans denn für die ganze Familie.

Die Gäste erlebten jedoch, wie der Zauberflöte ein etwas anderes und durchaus moderneres Gesicht gegeben werden kann, ohne mit der Tradition zu brechen. Kaum hatte das Orchester die ersten Takte gespielt, gewannen auf der Bühne Akrobaten die Oberhand. Es wurde jongliert und geturnt. Hier Christina Wintz mit der Tuchartistik unterm Bühnendach, dort die Showzwillinge Carmen und Claudia, die mit Hebungen und Handstandübungen überzeugen konnten.

Und die Sonne bricht sich Bahn

War in der Ankündigung noch davon die Rede, dass Jongleure und Akrobaten die Helden Tamino und Papageno auf ihrer Reise durch Märchenwelten begleiten sollten, stellte sich das zumindest im ersten Aufzug etwas anders dar. Lediglich die Zwillinge Carmen und Claudia betraten noch einmal die Bühne. Als Tigerkätzchenkostüm umstreiften sie die Helden des Abends. Die hatten auch unter Baggern ihre schweren Prüfungen zu bestehen. Sie mussten mit der List der Königin der Nacht leben, der es weniger um die offenbare Entführung ihrer Tochter Pamina durch Sarastro (Sascha Börris) ging.

Sie griff nach Macht, was der Erste im Orden der Weisheitslehre verhindern wollte. Mit magischen Hilfsmitteln - eine Zauberflöte für Tamino, ein Glockenspiel für Papageno - gelangten sie trotz mancherlei Hindernis zum Ziel.

Das Gute und die Liebe siegten wie im richtigen Märchen. Tamino und Pamina fanden zueinander. Der letzte große Coup der Königin der Nacht und ihrer Helfer verpuffte schließlich auch unter Baggern in Blitz und Donner. "Die Strahlen der Sonne", so der Chor zum großen Finale in lauer Sommernacht, brachen sich Bahn.