Öffentliche Toiletten in Wittenberg Öffentliche Toiletten in Wittenberg: Nach Sanierung wieder nutzbar

Wittenberg - Niemand liebt,sie, jeder braucht sie (mal): öffentliche Bedürfnisanstalten. Die Lutherstadt überholt ihre gerade, Anlass ist natürlich das Reformationsjubiläum, und mit einem Gesamtumfang von 350.000 Euro handelt es sich auch um kein kleines Bauprojekt.; 80 Prozent der Mittel fließen aus einem Förderprogramm zur „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“.
Betroffen sind die WC am Schlossplatz, in der Pfaffengasse, hinterm Alten Rathaus (Markt 30) sowie die Anlage in der östlichen Wallstraße nahe der Leucorea. Bis auf letztere beide, die wegen Verzögerungen nun schlimmstenfalls erst Ende Juni fertig werden, sollten nach Auskunft der Stadtverwaltung alle per Ende April neu und sämtlich natürlich barrierefrei gestaltet sein, also gerade noch pünktlich zum großen Andrang.
Eines der ältesten WC-Häuschen ist die Toilette in der Pfaffengasse, deren Anfänge den Angaben zufolge durchaus 100 Jahre zurückreichen dürften. Dort stehen demnächst ein Damen-, ein Herren- und ein Behinderten-WC zur Vefügung.
Samt einer funkelnagelneuen Belüftungsanlage, die das Problem der (unzureichenden) Belüftung durch die Fensterchen beseitigt. „Sie hören sie fast nicht“, sagt Bauleiterin Ilona Wapp stolz. Das mag freilich nicht immer von Vorteil sein. Hatten bereits unvorhergesehene Schäden am Boden, der laut Wapp komplett saniert werden musste, für Verzögerungen gesorgt, so wartet die Stadt jetzt noch auf das, was ein öffentliches WC ja erst zum Stillen Örtchen macht: Türen.
Hier deuteten sich am Freitag vergangener Woche weitere Verzögerungen an, am Endtermin 30. April halte man aber fest, so Marina Georgi vom Gebäudemanagement der Stadt.
Noch ein gutes Stück älter als die an der Pfaffengasse ist, als Gebäude, die viel frequentierte Anlage am Schlossplatz. Eingebettet in die Gewölbe der früheren Wittenberger Festungsanlagen sind es auch die einzigen Toiletten, die nicht durch Münzeinwurf bzw. Euroschlüssel funktionieren, sondern von einem Menschen betreut werden, Jörg Hänig von der Wittenberger Firma ACC, die auch für die weiteren Anlagen zuständig ist.
Am Schlossplatz lässt sich inzwischen auch schon besichtigen, wie die neuen WC der Lutherstadt aussehen können: Die Damentoilette mit ihren roten Kabinen ist bereits seit einigen Wochen fertiggestellt und muss derzeit als Unisex-Toilette herhalten, weil an den „Herren“ noch gewerkelt wird.
Die werden gendermäßig traditionell in blauem Umfeld ihre Geschäfte verrichten, allerdings, berichtet Bauleiterin Wapp, gibt es auch hier wie bei den Damen einen Wickeltisch, integriert in den Behinderten-Bereich.
Komplett abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden soll demgegenüber das WC hinter dem alten Rathaus, das insbesondere wegen einer tückischen Tür, so Georgi, sehr havarieanfällig war.
Wegen eines Formfehlers im Ausschreibungsverfahren gebe es dort allerdings Verzögerungen, man hoffe aber, dass das neue Haus, das im Stück aufgestellt wird, doch noch weit vor dem 30. Juni fertig wird. Der Abriss des Vorgängers soll etwa 14 Tage vor dem Neubau stattfinden.
In der Wallstraße gab es bisher zwei Toilettenhäuschen, erhalten bleibt wie berichtet nur das an der früheren Musikschule. Dafür beginne in diesen Tagen die beschränkte Ausschreibung, so Georgi.
Eine Gnadenfrist hat unterdessen das WC am Parkplatz Wallstraße/Elbstraße. Es werde weiter genutzt, bis das andere in der Wallstraße steht. Als Alternative nennt die Stadt auch das WC am Haltepunkt „Altstadt“, welches aber nicht Bestandteil des laufenden Projekts war.
Kein WC soll es indes, wie von Lokalpolitikern verschiedentlich angeregt, am Lutherhaus geben, wo früher laut Georgi mal das Häuschen aus der Elbstraße stand. Auch das Konzept „Nette Toilette“ - die Ausweitung des öffentlichen Angebots durch die pauschal abgegoltene Nutzung von WC in der Gastronomie - hat die Schubladen mangels Resonanz offenbar nicht verlassen.
Dass die neuen Wittenberger WC barrierefrei zugänglich und auch mit Alarmknopf ausgerüstet sind, ist kein besonderes Entgegenkommen der Stadt sondern laut Georgi Fördermittel-Auflage.
Keinen Zugang per Euroschlüssel gebe es allerdings am Schlossplatz, wo wie gesagt Jörg Hänig den Einlass regelt. Im Reformationsjahr würden die Öffnungszeiten dort aber verlängert, so Georgi. Und insbesondere Menschen mit Behinderung könnten alternativ auch WC in der Jugendherberge und im Alten Rathaus nutzen.
Noch nicht festgelegt sind laut Stadt die Kosten: Am Schlossplatz ist man allerdings bereits seit längerem bei 70 Cent angelangt, am Hauptbahnhof ist sogar ein ganzer Euro fällig. (mz)