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Hobby Offene Gärten im Landkreis Wittenberg feiern Jubiläum

Zum 20. Mal koordiniert Sabine Priezel die beliebte Veranstaltung.

Von Irina Steinmann 05.01.2022, 14:00
Der nächste Frühling kommt bestimmt! Sabine Priezel im März 2021 in ihrem eigenen Garten, der 2022 ebenfalls wieder öffnen wird.
Der nächste Frühling kommt bestimmt! Sabine Priezel im März 2021 in ihrem eigenen Garten, der 2022 ebenfalls wieder öffnen wird. Foto: Thomas Klitzsch

Wittenberg/MZ - Das neue Jahrtausend war noch jung, als die Wittenbergerin Sabine Priezel zu einer Englandreise aufbrach und aus dem Mutterland der Gartenkultur eine schöne Idee mitbrachte: Offene Gärten. Privatleute, die ihre Anlagen für die interessierte Allgemeinheit öffnen, das müsste doch auch hierzulande funktionieren, dachte sich Priezel und sollte recht behalten. Was mit vier Teilnehmern begann, hat sich über zwei Jahrzehnte zu einer festen Größe mit festem Stamm ausgewachsen. 2022 wird die Veranstaltung nun zum 20. Mal stattfinden im Landkreis Wittenberg.

Ausgefallen ist die Veranstaltung auch in den Corona-Jahren nicht

Priezel, studierte Gartenbau-Ingenieurin, Kräuterfrau und noch einiges mehr, koordiniert die „Offenen Gärten“ in Wittenberg und Umgebung von Anfang an und zeigte sich am Montag im MZ-Gespräch hoch erfreut darüber, dass auch bei Teilnehmern und Publikum „die Begeisterung nicht verloren gegangen ist“. Die Stammteilnehmerschaft umfasst inzwischen rund 20 Gartenbesitzer und selbst die Corona-Pandemie konnte der Veranstaltung wenig anhaben, es gab zwar Auflagen und Absagen, ausgefallen aber ist diese 2019 und 2020 nicht.

Vielleicht ist es der offene, lockere Ansatz, der die Offenen Gärten bis heute so schön sprießen lässt im Landkreis. „Wer sich meldet, der meldet sich“, hatte Sabine Priezel schon beim zarten Start gedacht und dabei ist es letztlich geblieben: „Ich gehe nicht hin und bewerte“, plädiert sie für „Vielfalt statt Einfalt“; Kriterien festzulegen - wie es andere Veranstalter machten, die Offenen Gärten gibt es bundesweit - fände sie „furchtbar“, denn „jeder ist doch stolz auf seinen Garten“. Und mögliche Geschmacksverirrungen erledigen sich irgendwann von selbst, so ihre Erfahrung, wenn nämlich das Publikum ausbleibt. Ihren eigenen Garten nennt sie „antiautoritär“, das geht in Richtung naturbelassen, das mag nicht jeder, aber sehr, sehr viele mögen gerade das. Wie überhaupt ein Garten immer im Werden, nie fertig ist.

Warum sie das sagt? Damit „sich noch viele andere trauen mitzumachen“. Die Stammkundschaft von Holzdorf bis Wörlitz ist angeschrieben, bis Ende Februar werden nun Bewerbungen erwartet für die Offene-Gärten-Saison 2022, die üblicherweise im Mai mit den Rhododendren beginnt und bis September andauert.

Auch dies ist eine Wittenberger Besonderheit, an manchen anderen Orten in Deutschland sind die Offenen Gärten ein einziger Tag mit entsprechend geballtem Angebot. Aber so einen Garten, findet Sabine Priezel, müsse man doch auf sich wirken lassen - und dort ausführlich mit Gleichgesinnten fachsimpeln sowieso.

All dies wird 2022 aller Voraussicht nach wieder einfacher sein als in den beiden zurückliegenden Corona-Jahren. „Wir haben mehr Möglichkeiten durch die Impfungen“, sagt die Kräuterfrau. Sie hoffe im Übrigen sehr, dass auch der Herr aus Holzdorf wieder mitmacht, der wegen der Pandemie zuletzt sicherheitshalber ausgesetzt hatte, in normalen Jahren mit seinem blühenden Reich aber zahlreiche Besucher anzieht.

Kräuterschule macht ein bisschen Pause

Für Sabine Priezel sind die Offenen Gärten freilich nur ein Hobby, wenn auch ein sehr schönes, im grünen Universum ihrer Berufstätigkeit. In der eigenen Kräuterschule „Querbeet“ versucht sie ihre Begeisterung weiterzugeben. Pandemiebedingt findet dort derzeit kaum etwas statt, die kurzen Veranstaltungen gar nicht und auch die mehrmonatige „Kräuterausbildung“ beginnt, naturgemäß, erst im Frühjahr wieder. Ersatzweise virtuelle Angebote bereitzustellen hat sie verworfen. „Pflanzen muss man mit allen Sinnen erfassen“, da reicht das Auge nicht, sagt Sabine Priezel. Als Gartentherapeutin hat sie ohnehin zu tun, sei es an der Klinik Bosse oder auch in einem Altenheim in Wurzen, wo sie Personal entsprechend ausbildet.

Für die Offenen Gärten indes muss die Spendendose reichen, denn Eintritt wird dort nirgends verlangt. Anders als in England.

Kontakt zu Sabine Priezel:

Tel. 03491/66 43 59