Neuschnee in Wittenberg Neuschnee in Wittenberg: Um zwei ist die Nacht vorbei

Wittenberg - Eiskalt hat es gestern kaum jemanden erwischt. Der erste Schnee des Jahres war im Groben rechtzeitig vorausgesagt worden und vorbereitet waren auf jeden Fall jene, die mit dem Wintereinbruch professionell zu tun haben, längst. Ein Winter mit Schnee und Eis ist schließlich kein überraschendes Phänomen, auch wenn man zuweilen diesen Eindruck gewinnt.
„Wir können insgesamt nicht klagen“, sagt Elke Kraatz am ersten verschneiten Tag des Jahres. Die Betriebsleiterin der Vetter GmbH für den Landkreis Wittenberg weiß ziemlich genau, auf welchen Straßen es gut oder eben auch mal schlechter läuft, wenn es geschneit hat. Rund 50 Busse schickt das Unternehmen im Auftrag des Landkreises derzeit auf die Straßen. Wenn die Ferien vorbei sind, werden es wieder 88 sein. „Am Morgen gab es nur auf einigen Strecken in der Dübener Heide Schwierigkeiten. Die wurden wohl nicht so gut vom Winterdienst bedient.“
Kein Bus ausgefallen
Dabei würde sich Elke Kraatz wünschen, dass die ÖPNV-Strecken bevorzugt geräumt werden. „An solchen Tagen merken wir, dass viele Menschen auf den Bus umsteigen“, sagt Kraatz. Diese Kunden seien es dann aber auch, die zuweilen kein Verständnis haben, wenn ein Bus Verspätung hat. „Das bleibt natürlich nicht aus. Die Kollegen müssen vorsichtig fahren“, so die Betriebsleiterin, und vor allem auf Brücken und an Steigungen sei Vorsicht geboten. „Zum Glück ist aber bisher kein Bus ausgefallen“, bilanziert Kraatz am Nachmittag, als der Flockenwirbel etwas nachgelassen hat.
Die Brücken und Steigungen sind die bevorzugten Kontrollpunkte von Ricardo Naumann. Der Mitarbeiter der Wittenberger Kommunalservice GmbH (KSW) ist in diesen Tagen ein extremer Frühaufsteher. „Ab zwei Uhr muss er die Schwerpunkte kontrollieren“, sagt Manfred Sielaff, Geschäftsführer des Unternehmens, das in der Lutherstadt für den Winterdienst zuständig ist. „Das ist eine ziemlich verantwortungsvolle Aufgabe“, meint der KSW-Chef, denn Ricardo Naumann und zwei weitere Straßenkontrolleure sind diejenigen, die mitten in der Nacht entscheiden, wie viele Kollegen sie für die Straßenräumung aus den Betten klingeln. Gestern waren, so Manfred Sielaff, ab 3 Uhr exakt 28 Mitarbeiter im Einsatz. Insgesamt hat die Stadt über die KSW etwa 75 Kilometer Fahrbahn zu betreuen, hinzu kommen 4,5 Kilometer Fußgängerzone in der Altstadt, sowie 67 Querungen und 83 Bushaltestellen. Nach festem Tourenplan rollten fünf Großfahrzeuge und 16 Kleinfahrzeuge durch die Stadt, dazu kamen die Handkräfte, die vor allem an Bushaltestellen und Straßenquerungen zum Einsatz kommen. Jede Tour nehme vier Stunden, im Extremfall auch mal sechs Stunden in Anspruch. „In Wittenberg scheint es mir bei weitem nicht so schlimm wie andernorts“, meint Sielaff gestern. An seinem Wohnort in Dessau habe er weniger gute Zustände erlebt, als es für ihn am Morgen zur Arbeit in die Lutherstadt ging.
Seit November vorbereitet
Die KSW, so der Geschäftsführer, habe sich bereits im November auf den Winter vorbereitet, als die Fahrzeuge umgerüstet und längst 320 Tonnen Streusalz und 240 Kubikmeter Blähschiefer bestellt waren. „Den Blähschiefer nutzen wir zum Abstumpfen, gegenüber Salz muss man aber die sechs- bis achtfache Menge nehmen und das kostet natürlich auch mehr Zeit“, so Manfred Sielaff, der auf 20 Saisonkräfte zurückgreifen kann, wenn der Winter sich von seiner harten Seite zeigt. „Am Wochenende sind wieder Plusgrade vorausgesagt“, sieht er einer Verschnaufpause entgegen.
Tatsächlich soll es mit den flockigen Niederschlägen schon am heutigen Dreikönigstag vorbei sein. Es bleibt zwar noch kalt, aber bereits ab Freitag sollen die Temperaturen, laut den Vorhersagen, wieder im positiven Bereich liegen.
Zumeist bleiben sie jedoch noch immer unter sieben Grad und diese sind für Uwe Zenker eine magische Zahl. Unter der Sieben-Grad-Marke sollte man die Winterreifen aufziehen, weiß der Chef von Euromaster. Gestern musste er erleben, dass nicht jeder Autofahrer daran gedacht hat. „Es haben einige um einen Termin gebeten, erstaunlicherweise meist Frauen“, erzählt der Reifenspezialist, der sich seit Jahren bemüht, die Kundschaft auf das „O bis O, also von Oktober bis Ostern“ einzuschwören. „Das muss man üben, und irgendwann hat es dann auch der Letzte verstanden“, sagt der Chef der Euromaster-Werkstatt. Einen großen Andrang habe es keinesfalls gegeben. „Hätten wir solch ein Wetter im November gehabt, dann stünde hier eine Schlange“, sagt er. So aber gäbe es ausreichend Reifen als auch Termine für all jene, die „verdrängt haben, dass der Winter doch noch kommen kann“. Nun ist er also doch noch da.
Ein Dutzend Unfälle
Auf den Straßen hatten auch die Ordnungshüter am Dienstag gut zu tun. Bis zum Nachmittag zählte die Polizei zwölf glättebedingte Unfälle. Der dabei entstandene Sachschaden konnte noch nicht beziffert werden, einzig bei einem Crash zwischen Rehain und Ruhlsdorf bei Jessen gab es Verletzte. Gegen 10.20 Uhr kollidierten auf schneeglatter Fahrbahn zwei im Gegenverkehr befindliche Pkw, wobei alle drei in den Fahrzeugen befindliche Personen verletzt und vom Rettungsdienst in das Paul Gerhardt Stift nach Wittenberg gebracht wurden. Eines der Fahrzeuge war mit Sommerrädern unterwegs und ist wohl auf Grund der Glätte aus der Fahrspur geraten. An beiden Fahrzeugen entstand Totalschaden.
Behinderung durch Lkws
An der Bahnhofsbrücke in Wittenberg kam es nachmittags gegen 13.30 Uhr zu Verkehrsbehinderungen, als zwei Lastwagen die Steigung aufgrund der Straßenglätte nicht überwinden konnten. Nach 20 Minuten war die Fahrbahn dann soweit abgestumpft, dass der Verkehr wieder ungehindert rollen konnte.
Verletzte und Sachschäden
Schon um 8 Uhr war auf der Kreisstraße zwischen Gorsdorf und Schützberg eine 22-jährige Fordfahrerin in einer Rechtskurve aus der Spur geraten. Sie landete im Straßengraben. Verletzt wurde niemand. Auf der B107 bei Gräfenhainichen verunglückten am Vormittag gegen 10 Uhr eine 53-jährige Opelfahrerin, anderthalb Stunden später ein Peugeot-Fahrer. Gegen 13.30 Uhr verlor die 55-jährige Fahrerin eines Fords zwischen Bülzig und Zahna die Kontrolle. Sie kam in einer Linkskurve von der Fahrbahn ab und streifte einen Zaun. Verletzte wurde sie nicht. Eine Stunde später verletzte sich eine 46-jährige Golf-Fahrerin zwischen Düben und Hundeluft leicht, als sie ebenfalls in einer Linkskurve ins Rutschen geriet. Ihr Wagen landete auf der Seite. Auch südlich der Elbe gab es weiterhin Probleme. Zwischen Bad Schmiedeberg und Kemberg geriet gegen 15 Uhr der Peugeot eines 76-jährigen Fahrers ins Schlingern. Der Mann landete nach Polizeiangaben im Straßengraben. (mz)


