Neuer Leerstand Neuer Leerstand: Das war's mit dm in der Wittenberger Altstadt

Wittenberg - Letztes Wochenende startete der Ausverkauf, ab diesem Sonnabend findet sich der Drogeriemarkt dm anderswo, auf der grünen Wiese. Am Freitag, 14 Uhr sollte Schluss sein mit dem Verkauf im Herzen der Altstadt. Fortan, so hieß es in einer Mitteilung der Firmenzentrale, wolle man den Kunden in Wittenberg einen „familienfreundlichen Einkauf“ ermöglichen, mit „kostenlosen Parkplätzen vor der Haustür“: ab 19. August im Carat-Park.
Das Ende der Filiale in der Collegienstraße kam jetzt sogar schon ein paar Stündchen eher. Bereits am Donnerstag wurde hier nichts mehr verkauft. Kunden in spe rieben sich verdutzt die Augen, der eine oder andere vermutete zunächst auch bloß eine kaputte Automatiktür.
Aber heute ist doch nicht der 19.!, sagt verärgert eine junge Frau, die sich bloß mal eben ein Deo holen wollte und jetzt im Schaufenster liest, dass sie das ab dem 19. im Carat-Park tun kann und hier jetzt jedenfalls zu sei. Registrierte Kunden waren vorab darüber informiert worden, dass der Verkauf schon früher enden könnte, aber das ja ist nicht jeder.
dm-Umzug in den Carat-Park: Frau bedauert Leerstand in der Altstadt
Katrin und Alexander Kluge, junge Eltern, sind eigens aus Wartenburg angereist, weil sie bei dm immer robuste Windeln fürs Söhnchen kaufen. Daraus wird nun nichts, mit dem Umzug haben zumindest diese beiden aber kein Problem, es werde dann einfacher mit dem Parken, findet der Mann - während seine Frau den „Leerstand“ bedauert.
Der Drogerie nicht auf die Grüne Wiese hinterherziehen will, wie sie sagt, eine 78-Jährige aus Bietegast, die ebenfalls mit dem Auto unterwegs ist. Bisher habe sie, sozusagen „im Vorbeigehen“, ihre Einkäufe bei dm in der Altstadt gleich miterledigt, wenn sie andere Termine dort hatte. „Alles habe ich praktisch hier besorgt“, fügt sie fast wehmütig an. Von der Alternative im „Arsenal“ will sie (noch?) nichts wissen, andere Kunden jedoch lenken am Donnerstag ihre Schritte gleich zu Rossmann.
Aber Reisenden soll man bekanntlich nicht nachweinen und so bewegt die verprellte Kundschaft im Wittenberger Zentrum jetzt denn auch vor allem die Frage, was kommt in der Collegienstraße 90/91, nachdem vor dem Drogeriemarkt Ende 2016 bereits der Bekleidungshändler C&A den Abflug gemacht hatte.
Nach dm-Schließung: Kommt Müller nach Wittenberg?
Müller kommt, raunt es seit Wochen in der Stadt. Müller, das würde bedeuten, dass es neben den verzogenen Drogerie-Artikeln im früheren Kaufhaus - wir erinnern uns an „Multistore“ - mehr geben würde, insbesondere Haushaltswaren, Schreib- und Spielzeug, aber auch modische Accessoires und Multimedia. Fast ein kleines Kaufhaus, wenn man so will.
Mit einer Ansiedlung in Wittenberg würde sich die in der Nordhälfte Deutschlands und vor allem im Osten noch etwas spärlich besetzte Landkarte der Müller-Filialen weiter füllen. Leider aber schweigt das Unternehmen, eine Anfrage der MZ blieb zunächst unbeantwortet.
Auch die Stadtverwaltung, die sich nach Bekanntwerden der ersten Hiobsbotschaft - dem Weggang von C&A - mächtig ins Zeug legen wollte, wobei ihre Mittel in solchen Fällen freilich ohnehin begrenzt sind, hebt derzeit die Hände. „Wir wissen nur, dass es Interessenten gibt und dass es derzeit dazu Verhandlungen gibt“, sagte am Donnerstag Sprecherin Karina Austermann.
Vermieter Fielmann bestätigte am selben Tag, „dass wir derzeit in Verhandlungen stehen“, man bitte aber „im Sinne aller Beteiligten um Verständnis, dass wir uns derzeit noch nicht zu Ihrer Anfrage äußern können“, so die Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Brillen-Imperiums, Ulrike Abratis.
Klar dürfte damit sein: Es wird zumindest für eine gewisse Zeit eine weitere Leer-Stelle geben in der von imposanten Fußgängerscharen gefüllten Innenstadt. (mz)