Nach Sprengstofffund bei Mühlanger Nach Sprengstofffund bei Mühlanger: Flakgranate erfolgreich gesprengt

Mühlanger - Ein Krater von gut zwei Metern Durchmesser und eineinhalb Metern Tiefe ist entstanden auf dem Acker zwischen Mühlanger und Wiesigk bei der Sprengung der Flak-Granate, die am Mittwoch auf einem Feld am Zörnigaller Weg entdeckt worden war.
Wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz wird gegen einen Wittenberger ermittelt. Es handelt sich laut Polizei um den mutmaßlichen Täter, der Mittwochnachmittag die 15 Kilogramm schwere Granate vom Fundort weggebracht und zwei Kilometer weiter in der Nähe eines Windrades abgelegt hat. Fundmunition sollte weder berührt noch verlagert werden. Wer solche findet, soll die Polizei über Notruf informieren und Personen im Umfeld vor der Gefahr warnen.
Nach Splittern braucht Jürgen Schmidt vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Sachsen-Anhalt nach der Sprengung am Donnerstag kurz nach 12 Uhr nicht lange zu suchen: Ein 15 Zentimeter langes Segment steckt an der Sprengstelle im Boden. Damit ist der Sicherheitsnachweis erbracht, „dass es wirklich die Granate war, die detoniert ist, und nicht nur der von den Experten an der Fundmunition angebrachte Zünder“, wie Schmidt erklärt.
10,5 Kilo Sprengstoff
Die Granate - etwa 30 Zentimeter lang und mit einem Durchmesser von 10,5 Zentimetern - war zuvor gut einen Meter tief in die Erde eingegraben worden, um den Splitterflug einzudämmen. „Bei Sprengung an der Oberfläche können die Splitter bis zu einem Kilometer weit fliegen“, so Schmidt. So war schon auf einen Kilometer Distanz in Windrichtung die Detonation nicht mehr zu hören. Die Säule aus Rauch und Erdreich schoss etwa 20 Meter hoch.
Die Hinterlassenschaft aus dem Zweiten Weltkrieg mit 10,5 Kilogramm Sprengstoff im Innern hat die Experten aus Magdeburg, die Polizei und das Ordnungsamt des Kreises seit Mittwochnachmittag beschäftigt. Ein Mitarbeiter der Agrargenossenschaft Mühlanger hatte das Geschoss beim Pflügen entdeckt, fotografiert und den Fund der Polizei gemeldet. Als die Behörden vor Ort eintrafen, war die Granate weg. Mit Hilfe eines Sprengmittel-Spürhundes wurde sie dann etwa zwei Kilometer weiter westlich entdeckt. Sie soll mit einem Traktor dorthin gebracht worden sein. Schmidt ist fassungslos über solchen Leichtsinn. „Das ist ein Blindgänger mit einem extrem gefährlichen Zünder“, erklärt er. Höchste Vorsicht hat am Donnerstag sein Team walten lassen, um den Sprengkörper etwa 500 Meter von dem Windrad weg zu transportieren, an dessen Fuß er abgelegt worden war. Für Schmidt sind solche Einsätze Alltag. Wie er berichtet, wurde erst zu Wochenbeginn beim Pflügen eines Feldes im Wittenberger Ortsteil Teuchel eine größere Granate vom Kaliber 15 gefunden - die war aber nicht abgeschossen worden. „Die haben wir auch gesprengt.“ Bevor die Kampfmittel-Experten am Donnerstagmittag in Mühlanger die „Zehnfünfer“ unschädlich machen konnten, sperrte die Polizei im Radius von gut einem Kilometer alle Wege ab und stellte sicher, dass sich keine Unbefugten mehr in dem Bereich aufhielten.
Durch das Areal führt ein offizieller Wanderweg und Hundebesitzer nutzen die Feldflur gerne für Spaziergänge. So auch der Rentner aus Mühlanger, der mit seiner Hündin Ronja unterwegs war und von den Ordnungshütern zurückgeschickt wurde. „Ich bin mir sicher, da liegt noch einiges in der Erde“, sagt der Mann.
Sicher mit Aufschlagzünder
In Wiesigk am Friedhof war 1945 eine Flak (Flugabwehrkanone) postiert, die das Zwangsarbeiterlager des Arado-Flugzeugwerkes auf dem Mittelfeld sichern sollte. Der aus Mühlanger stammende Erhard Heinrich, der Augenzeuge des US-Bomber-Absturzes bei Prühlitz war, hält es allerdings für unwahrscheinlich, dass das Geschütz, welches die hier gefundene Granate abfeuerte, auf ein Flugzeug gerichtet war. „Dafür haben sie Granaten mit Zeitzündern verwendet. Ich habe aber noch nie gehört, dass solche Granaten nicht explodiert sind. Es muss eine mit Aufschlagzünder gewesen sein“, meint Heinrich. In Mühlanger habe es beim Eintreffen der Roten Armee Bodenkämpfe gegeben, „da haben die sich auch mit Flak beschossen“, erzählt der 83-Jährige am Rande des Geschehens. (mz)
