Nabu-Zentrum Nabu-Zentrum : Wenig Resonanz auf großes Engagement von Teenagern

Wittenberg - Es ist Sonnabend, Punkt 14 Uhr, zwei Mädchen stehen erwartungsvoll am Eingang zum Nabu-Zentrum im Wittenberger Stadtwald. Vom Gelände ertönt Musik, Kaffee, Saft und selbst gebackener Kuchen stehen bereit, ein buntes, abwechslungsreiches Programm für Kinder von Kindern - vom Dosenwerfen über Bastelangebote bis zu Kinderschminken und einem Glücksrad - ist vorbereitet, auch eine Märchenstunde und ein Theaterstück sind geplant. Jetzt fehlen nur noch die Gäste.
Langsam nur trudeln sie an diesem heißen Sommertag ein, jeder einzelne wird von den beiden Elfjährigen freundlich begrüßt. „Wir sind schon ein bisschen traurig“, gestehen Kemi Pötzsch und Jonah Urmersbach angesichts einer eher mageren Resonanz. Schließlich haben die engagierten Teenager jede Menge Zeit und Arbeit investiert für ihren Aktionstag.
Die Idee, Spenden für das Nabu-Zentrum zu sammeln, hatte Kemi bereits im Spätfrühling. Zusammen mit ihrer Freundin Jonah machte sie sich ab Juni daran, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Die beiden Schülerinnen, die ihre Freizeit gern und oft schon dort im Grünen verbracht haben, sammelten Ideen und Unterstützer, klapperten unzählige Geschäfte in der Lutherstadt ab, warben Sachspenden und Geld ein und ließen sich durch Bedenken nicht abschrecken.
„Ich organisiere gerne Feste“, sagt Kemi, „und das Nabu-Zentrum ist eine tolle Sache, die verdient Unterstützung“. So hielt sie vehement dagegen, wenn der eine oder andere Erwachsene den Kopf schüttelte und befand, das gehe doch nicht, das sei viel zu viel Arbeit, das sei nicht zu schaffen.
„Es war noch mehr Arbeit“, bekennen die Freundinnen freimütig, „und es ging doch“. Mit Unterstützung von Eltern, Freunden und Sponsoren, mit Energie und dem unbändigen Willen zu helfen, hatten die beiden schließlich ihren Aktionstag auf die Beine gestellt.
Sie begrüßen die Gäste am Sonnabend selbstbewusst mit einer kleinen Rede, für die musikalische Begrüßung sorgt Freundin Mai Chi Ngo am Keyboard, andere Freunde und Mitschüler verkaufen Tombola-Lose oder betreuen die Stände. „Eine tolle Idee“, findet Petra Henkelmann.
Dabei hatte die Leiterin des Nabu-Zentrums am Anfang selbst Zweifel, als sie die jungen Unterstützerinnen zum ersten Mal leibhaftig vor sich sah. „Die haben das alles gemanagt - engagiert, überzeugt und überzeugend.“ Schon im Vorfeld des Aktionstages seien auf dem Nabu-Konto mehr Spenden eingegangen, als sonst.
Allein, am Tag selbst bleibt der Ansturm aus. Trotz aller Bemühungen. Denn so professionell Kemi und Jonah ihr Projekt angegangen sind, so liebevoll und energiegeladen sie es umgesetzt haben - beim Timing hatten sie kein gutes Händchen, liefen doch am Wochenende zahlreiche Veranstaltungen parallel.
Zudem sorgten die, bei der Planung freilich nicht vorhersehbaren, hochsommerlichen Temperaturen von knapp 34 Grad Celsius wohl für eine gewisse Trägheit. Zwar bot das Blättergrün des Stadtwaldes lauschige Schattenplätze, doch das kühle Nass von Badeseen und Freibädern war offensichtlich für einige verlockender.
Nicht so für Christin Schmidt. Die Wittenbergerin die im Culinela in der Innenstadt arbeitet, hatte die beiden Mädchen bei einer Spendensammeltour im Zentrum kennengelernt. „Es ist eine große Leistung so etwas auf die Beine zu stellen“, findet sie. Um den beiden und der guten Sache zum Erfolg zu verhelfen, ist sie deshalb mit ihren beiden Kindern zu einem Ausflug Richtung Stadtwald aufgebrochen.
„Wenn jeder etwas dazutut, kommt am Ende etwas Schönes heraus“, sagt Regina Eilemann. Die Lesefee spricht über das Märchen „Die Steinsuppe“, das sie an diesem Nachmittag einer kleinen Zuhörerschar vorträgt.
Es handelt von einer Gruppe von Tieren, die gemeinsam kochen und am Ende friedlich zusammen essen. In der Realität aber sind es doch zu wenige Leute, durch Anwesenheit etwas dazuzutun. Dabei haben die beiden jungen Initiatorinnen des Aktionstages unbestritten etwas Schönes entwickelt. (mz)

