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Montagsdemonstration in Wittenberg Montagsdemonstration in Wittenberg: Beharrlich im Protest gegen Hartz IV

11.05.2014, 19:44

Wittenberg/MZ - Zum 500. Mal findet heute um 18 Uhr in Wittenberg eine Montagsdemonstration gegen Sozialabbau statt. Mit 600 Teilnehmern hatte der Protest am 17.  August 2004 seinen Anfang genommen. Er richtete sich gegen die Agenda 2010 der von Gerhard Schröder geführten rot-grünen Bundesregierung, deren Kernpunkt die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zum so genannten „Hartz IV“ war.

Heute sind es zwischen zehn und 15 Betroffene, die sich Montag für Montag am Rande des Marktplatzes versammeln. Der Protest wird mit Plakaten am Auto deutlich gemacht. Die Zusammenkunft ist eine Plattform geworden, um sich über Änderungen im Sozialgesetzbuch, die den Langzeitarbeitslosen immer aufs Neue Kopfzerbrechen bereiten, zu informieren. Hier tauscht man sich aus und sucht Beistand. „Hilfe zur Selbsthilfe“ nennt Altekrüger das. Die Informationen bringen Hartmut König und Wolfram Altekrüger, beide gehören zu den Protestlern der ersten Stunde, mit. Altekrüger, wegen seiner gesundheitlichen Einschränkung noch immer „abeitsuchend“, ist ehrenamtlich als Gewerkschafter in Erwerbsloseninitiativen unterwegs, aber auch als Schöffe am Arbeits- und Sozialgericht tätig. Ein aktuelles Thema ist die Zwangsverrentung mit 63, berichtet er. Das entlaste zwar nicht die Sozialkasse, bereinige aber die Arbeitslosenstatistik. „Wenn Langzeitarbeitslose den Rentenantrag nicht von sich aus stellen, macht das das Amt für sie, und durch die Abschläge werden ihre Rentenansprüche noch geringer, so dass sie Hilfe zum Lebensunterhalt beantragen müssen.“ Dafür wiederum könnten die Kinder herangezogen werden, erklärt Altekrüger. „Es betrifft viele, aber viele haben das nicht begriffen“, sagt er. „Die Leute haben sich eingerichtet oder die Scham, sich öffentlich zu wehren, ist zu groß.“

Meist seien es ortsfremde Passanten, die stehenbleiben, mit Teilnehmern ins Gespräch kommen und sie in ihrem Tun bestätigen. „Wer sich nicht wehrt, kann nichts verändern“, ist bis heute das Motto der Montagsdemo.