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Möllensdorfer Sägewerk Möllensdorfer Sägewerk: Standort bleibt dem Holz treu

Von Ilka Hilliger 10.11.2015, 09:12
Maik Gensigke hat das Möllensdorfer Sägewerk gekauft und betreibt dort jetzt ein Möbelfachgeschäft. Anke Schröter managt den Verkauf
Maik Gensigke hat das Möllensdorfer Sägewerk gekauft und betreibt dort jetzt ein Möbelfachgeschäft. Anke Schröter managt den Verkauf BaumBach Lizenz

Möllensdorf - In Möllensdorf stehen die großen Sägen still. Zur Jahresmitte hat das Unternehmen „Holzschroeter“ seinen Betrieb eingestellt. Dass die Adresse Zum Sägewerk 6 trotzdem nicht verwaist, hat Maik Gensigke verhindert. Am Montag hat er dort sein Möbelfachgeschäft MG Möbelsysteme eröffnet. Und auch wenn nun am Sägewerk nicht mehr produziert wird, so bleibt der Standort doch dem Holz treu.

Schnelle Entscheidung

„Ich habe Ende 2014 von der nahenden Schließung erfahren und mich dann schnell entschieden“, erzählt der Geschäftsmann. Im Frühjahr folgten die Verhandlungen mit den Besitzern, im Juli war Gensigke der neue Pächter der Verkaufs- und Büroräume und des Lagers. Neu war dem Wittenberger das Gelände nicht, denn „schon seit 2010 habe ich Holzschroeter mit meinem Sortiment beliefert, war also ein Geschäftspartner“. Als Handelsvertreter für natürliche Bettsysteme und ergonomische Stühle in den neuen Bundesländern und im Norden von Hamburg bis Flensburg agierte Maik Gensigke seit 2009 von der Wittenberger Friedrichstraße aus. „Bei 35 Quadratmetern Ladenfläche hatte ich jedoch weder Lager- noch Ausstellungsfläche“, erklärt der 43-Jährige seinen Umzug von Wittenberg nach Möllensdorf.

Keine Laufkundschaft

Leicht machte er sich seine Überlegungen trotzdem nicht. Doch viele Einsichten bestärkten ihn. „Mit Touristen und Laufkundschaft habe ich ohnehin wenig zu tun. Einen guten Bettenkauf erledigt man nicht auf die Schnelle“, weiß der Fachmann. Auch viele seiner Kollegen, so hatte er recherchiert, haben ihre Niederlassungen eher dezentral. „Und hier draußen kann man sich so richtig Zeit nehmen für die Beratung“, meint Gensigke. Die braucht es, denn der Unternehmer hat viel zu erklären. Bei ihm gibt es nicht die herkömmlichen Bettsysteme mit Lattenrost, sondern das Tellersystem. Auf der Standardfläche eines Bettes sind dabei 45 Holzteller in verschiedenen Holzarten dreidimensional auf Spezialfederkörpern gelagert. Naturlatexmatratzen, Auflagen und verschiedene Kissen machen sein natürliches Angebot für einen guten Schlaf komplett.

Schlafen gehen mit Luther

So beispielsweise beim Lutherbett mit Lavendelauflage und Kissen mit Dinkel oder Hirsefüllung. „Luther hat auch natürlich geschlafen“, meint der Händler, der neben seinem neuen Laden in Möllens-dorf auch weiterhin noch seine Geschäftspartner in Deutschland beliefert. Die Lutheredition will Gen- sigke auch als Verneigung vor der Tradition seines Standortes in Möllensdorf verstanden wissen. Wald und Mühlen in Möllensdorf gehörten im 16. Jahrhundert dem Maler und Bürgermeister von Wittenberg Lucas Cranach d. Ä. Das hatte der einstige Mitinhaber des Sägewerkes, Karl-Heinz Schröter, nach einigen vagen Hinweisen mit Hilfe des Landesarchivs im Landbuchregister des Amtes Coswig entdeckt. 1997 war das, als es schon einmal ein bundesweites Cranach-Jahr gab und die Geschichte von den inzwischen legendären Möllensdorfer Waldweihnachtsmärkten ihren Anfang nahm.

„Den Weihnachtsmarkt gibt es natürlich weiterhin“, kündigt Maik Gensigke an und wirbt für den Markt an den Adventswochenenden in seinem Geschäft. Dort sitzt hinterm Verkaufstresen Anke Schröter, die bisher Holzhandel und Sägewerk führte und für Gen-sigke nun den Verkauf managt. Ein Mitarbeiter für Logistik und Lagerwirtschaft macht das kleine Trio im neuen Geschäft komplett.

Laden wurde komplett umgekrempelt

Bevor man sich dort einrichten und die Ausstellungsstücke aufbauen konnte, war in vier Monaten einiges zu tun. „Wir haben den Laden komplett umgekrempelt“, berichtet Möbelhändler Gensigke. Aus früherem Büro und Konferenzraum wurde Ausstellungsraum, das Lager ist renoviert und um einen Raum erweitert. „Auch das Außengelände haben wir schick gemacht.“ Nun gibt es so viel Platz, dass sich ein Raum ganz der Einrichtung von Kinderzimmern widmet, eine Tür weiter gibt es Beispiele für die individuelle Einrichtung von Büros. Das Lager hält Restposten bereit und soll künftig auch als Ort für Schlafseminare dienen, in denen Gensigke seiner Kundschaft das gesunde Schlafen nahe bringen will.

Dabei setzt der Händler auf die Zirbe, eine Kiefernart, die im Alpenraum heimisch ist und aus der vor allem in Österreich Möbel gefertigt werden. „Schläft man in einem Zirbe-Bett, sollen sich die Herzschläge nachts um 3.500 verringern“, sagt Gensigke, der selbst in solch einem Bett ruht. „Und zwar ausgezeichnet. Es ist ja so, dass man auch im Österreichurlaub gut schläft.“ Wie das kommt? „Österreich ist das Land des Schlafes. Dort legt man Wert auf gesunden Schlaf und viele Hersteller kommen von dort“, sagt Gensigke und hat nun die österreichische Schlafkultur nach Möllensdorf geholt. (mz)