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Melanchthonshaus in Wittenberg Melanchthonshaus in Wittenberg: Gartenparadies eröffnet

Von Corinna Nitz 05.06.2016, 17:03
Gartenträume in Wittenberg: Melanchthons Kräuterparadies ist wiedereröffnet worden.
Gartenträume in Wittenberg: Melanchthons Kräuterparadies ist wiedereröffnet worden. Klitzsch

Wittenberg - Philipp Melanchthon (1497 bis 1560) war Theologe, Philologe, Philosoph, Humanist, Lehrbuchautor und Dichter. Über 3.000 Werke hat er verfasst, Hunderte Gedichte, mehr als 10.000 Briefe sind erhalten.

Dass er sich auch in der Botanik auskannte und als eine Art Hausarzt etwa beim Kollegen Martin Luther geschätzt war, mögen bislang vor allem die Experten gewusst haben.

Jetzt kann sich über diese Facette jeder informieren, der den Weg ins einstige Wohnhaus des Universalgelehrten in Wittenberg sucht: Dort wurde am Sonntag Melanchthons Garten wiedereröffnet.

Dem Besucher präsentiert sich ein einzigartiges Areal. Einzigartig ist es schon deshalb, weil, wie Stefan Rhein, Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, zu der auch das Melanchthon-Haus gehört, zur Eröffnung betont, nur dort die Stadt der Melanchthon-Zeit mit der Abfolge von Straße, Haus, Garten und historischer Stadtmauer ablesbar ist. Insoweit lag es nahe, dass 2014/15 nicht nur der Garten neu gestaltet, sondern auch die Mauer saniert wurde.

Angelegt wurde der Garten als Kräutergarten, 14 symmetrisch angeordnete Hochbeete sind nach Krankheiten gegliedert, respektive nach jenen Pflanzen, die zur Linderung dien(t)en.

Jedenfalls veranschaulicht das Pflanzenkonzept sieben Hauptthemen damaliger Arzneibücher; u. a. umfasst es reinigende Pflanzen, Giftpflanzen, gynäkologische Heilpflanzen oder Wundpflanzen. Weiter hinten im Garten, Richtung Süden hin tut sich ein großes Hochbeet mit einer Wildblumenwiese auf.

Bau-Ensemble vervollständigt

Über die Symmetrie, die auf romantisch veranlagte Gärtner befremdlich wirken mag, sagt Rhein: „Für Melanchthon war die Ordnung der Schöpfung wichtig. Und es ging ihm um den Nutzen.“

Ziergärten bildeten jedenfalls im 16. Jahrhundert eher die Ausnahme. Sieht man von Romantikern unter den Gärtnern ab und auf einige Besucher, die es zahlreich an diesem Unesco-Welterbesonntag in Melanchthons Garten zieht, findet man auch Begeisterung.

„Man muss Städte und Gärten auch weiterbauen dürfen“, meint etwa Wittenbergs Bürgermeister Jochen Kirchner. Er lobt den Bauherrn, dem es wieder gelungen sei, „den Bogen zu spannen von der Tradition zur Moderne“.

Das freilich hat diesem Bauherrn schon manchmal Prügel eingebracht, erinnert sei etwa an die Fassade des Erweiterungsbaus zum historischen Melanchthon-Haus. Das war 2010 geschlossen und grundhaft saniert worden, bevor es 2013 wiedereröffnet werden konnte.

Mit der Fertigstellung des Gartens ist das Gesamtensemble vollendet. 2010 war es übrigens auch, als der Weg für die Gartenträume geebnet wurde. Damals hatte die angrenzende Stiftung Leucorea das Grundstück erworben und der Stiftung Luthergedenkstätten auf 99 Jahre in Erbpacht überlassen.

Deren heutige Geschäftsführerin Marianne Schröter freut sich auf eine gemeinsame Nutzung, etwa wenn wissenschaftliche Tagungen nun an lauen Sommerabenden im benachbarten Garten ausklingen können. In dieser Hinsicht habe man sich mit der Anschaffung von Gartenmobiliar beteiligt.

Die Gartengestaltung am Melanchthon-Haus in Wittenberg einschließlich der Sanierung der historischen Mauern kostete 600.000 Euro. Nach Angaben der verantwortlichen Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt stammen die Mittel vom Land Sachsen-Anhalt, von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie aus Eigenmitteln der Stiftung.

Ein Besuch des Gartens ist nur über das Museum möglich. Das ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Am 30. Juli startet offiziell die Museumspädagogik im Melanchthon-Haus. Informationen zu den unterschiedlichen Angeboten gibt es bei Stephanie Roth, die für die kulturelle Bildung im Melanchthon-Haus zuständig ist (Tel. 03491/4 20 31 16).

Der Entwurf der Gartengestaltung stammt von Marc Pouzol vom „atelier la balto“. Realisiert hat er ihn in Kooperation mit Rüdiger Claussen vom Büro GFSL. Auch die Landschaftsarchitekten sind zur Eröffnung des Gartens gekommen.

Sie erinnern an die Genese des Projektes, erklären verwendete Materialien - von Fertigbetonteilen bis hin zu Fruchtschiefer, der aus dem Thüringischen geholt wurde.

Um aber noch einmal auf Melanchthons Qualitäten als Heilkundiger zurückzukommen: Einmal, weiß Rhein am Rande der Eröffnung zu berichten, ging es Luther nachts schlecht, dem Vernehmen nach litt er an Magenproblemen infolge des Konsums von schlechtem Wein.

Doch statt nach einem Arzt zu rufen, schickte man nach Melanchthon. Er habe Luther heiße Wickel gemacht. Und dann, so Rhein, habe er Luther eigenen Wein serviert. Besseren. Natürlich. (mz)

Eine Blumenwiese gefällig? Bitte sehr. Oder lieber Abkühlung? Geht auch, Nele macht’s vor - am Röhrwasserbrunnen.
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Klitzsch
Eine Blumenwiese gefällig? Bitte sehr. Oder lieber Abkühlung? Geht auch, Nele macht’s vor - am Röhrwasserbrunnen.
Eine Blumenwiese gefällig? Bitte sehr. Oder lieber Abkühlung? Geht auch, Nele macht’s vor - am Röhrwasserbrunnen.
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