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Melanchthonhaus in Wittenberg Melanchthonhaus in Wittenberg: Mit Melanchthon lernen

Von Stefanie Hommers 05.08.2016, 06:48
Marie Warratz und Stephanie Roth beim Porträtmalen.
Marie Warratz und Stephanie Roth beim Porträtmalen. Dix

Wittenberg - Dass Philipp Melanchthon nicht nur ein ungemein gebildeter, sondern auch ein vielseitig vernetzter Mann war, zeigt nicht zuletzt seine umfassende Korrespondenz. Mehr als 9.000 seiner Briefe sind erhalten. Zu seinen Briefpartnern gehörten Monarchen wie Kaiser Karl V. und König Heinrich VIII. von England, Gelehrte wie Erasmus von Rotterdam, Theologen wie Martin Luther und Johannes Calvin genauso wie unbekannte Studenten und deren Verwandte.

Nach Amsterdam, London, Paris, Rom, Wien, Prag, Tirana, Riga und Tallin gingen seine, meist in Latein verfassten Briefe – unter anderem. Eine Landkarte im Garten des Melanchthonhauses Wittenberg markiert am Sonnabend eindrucksvoll die Weite seines Wirkens und ist Teil eines Angebots, den Humanisten und sein Werk spielerisch kennenzulernen.

Zu den neuen Angeboten, die durch die Förderung des Landes Sachsen-Anhalt sowie durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien realisiert werden konnten, gehören unter anderem Führungen und Aktionen mit dem Titel „Wer bin ich?“ - Melanchthon und die Wappenkunde, „Philipps Briefe und andere Geheimnisse“ - Philipp Melanchthon und die Brieffreundschaft, „Kraut und Rüben in Philipps Garten“ - Philipp Melanchthon und der Kräutergarten, „Ins richtige Licht gerückt: Porträtkunst in der Reformationszeit“. Philipp Melanchthon in der Kunst, „Philipp Melanchthon und die Reformation unter Druck“ sowie Melanchthon und der Holzschnitt.

Ein vollständiger Überblick und detaillierte Angaben zu den jeweiligen Programmen finden sich unter www.martinluther.de auf der Website der Stiftung Luthergedenkstätten.

Die Stiftung Luthergedenkstätten hatte dazu eingeladen, neue Offerten zur kulturellen Bildung in Augenschein zu nehmen und selbst aktiv zu werden. Federkiel, Tinte und Briefpapier lagen also bereit, ebenso Siegellack und Stempel. In Zeiten von E-Mail, SMS und Whatsapp ist das fast schon ein Abenteuer. Der Professor für Griechisch an der Wittenberger Leucorea ist jedoch nicht nur in Sachen Briefkultur eine schier unerschöpfliche Quelle für die Gestaltung museumspädagogischer Angebote. Dank seiner umfassenden Interessen können Kinder und Jugendliche im 21. Jahrhundert seinen Spuren auf den unterschiedlichsten Themengebieten folgen.

Rhetorik und Grammatik, Geschichte und Poetik, Theologie und Astrologie interessierten den Universalgelehrten gleichermaßen. Zudem studierte er auch antike und zeitgenössische botanische Fachbücher, machte mit seinen Studenten Exkursionen in den Elbwiesen zur Bestimmung von Kräutern. Sein Wissen um die Heilkraft einzelner Kräuter soll Philipp Melanchthon auch als „Hausarzt“ in seinem Umfeld zum praktischen Einsatz gebracht haben.

Der neu gestaltete Kräutergarten bietet denn auch in dieser Hinsicht allerlei Möglichkeiten, das eigene Know-how sehend, riechend und schmeckend zu erweitern. Auch selbst gemachte Kräuterlimonade ist - samt Rezept zum Mitnehmen - im Angebot. Dazu gibt es Kleider, wie sie im 16. Jahrhundert getragen wurden, Spiele von Kegeln über Reifentreiben bis Seilspringen und Stockziehen, mit denen sich einst Melanchthons Kinder vergnügten, und Porträts des Gelehrten und seiner Zeitgenossen zum Nachmalen – künstlerische Freiheit inklusive. „Bei uns darf Melanchthon auch mal grüne Haare haben“, bekennt Stephanie Roth lächelnd, die im Haus für die kulturelle Bildung verantwortlich ist.

In Wittenberg besteht das Team aus insgesamt vier Leuten, die auch für das Lutherhaus verantwortlich sind. Teamleiterin Claudia Meißner verspricht sich von den neuen Offerten auch, das Melanchthonhaus ein wenig bekannter zu machen und Besucher hierher zu leiten, wenn das Lutherhaus seine Pforten schließt. Denn der authentische Ort von Melanchthons Wohnhaus habe doch einen ganz besonderen Reiz. (mz)