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Hartnäckiger Husten und keuchendes Einziehen der Luft Mehr Fälle von Keuchhusten im Kreis Wittenberg

Wieso die meldepflichtige Krankheit, die nicht nur für Säuglinge und Ältere gefährlich werden kann, im Landkreis Wittenberg um ein Vielfaches öfter auftritt als üblich. Wie die Lage in der Region ist, welche Behandlungen und welche Schutzmöglichkeiten es gibt.

Von Marcel Duclaud Aktualisiert: 02.11.2024, 16:48
Der Schutz gegen Keuchhusten kann durch regelmäßige Impfungen aufgefrischt werden.
Der Schutz gegen Keuchhusten kann durch regelmäßige Impfungen aufgefrischt werden. (Foto: Fabian Sommer/dpa)

Wittenberg/MZ. - Auch im Landkreis Wittenberg treten in diesem Jahr verstärkt Fälle von Keuchhusten auf, eine hoch ansteckende, meldepflichtige Krankheit, die insbesondere für Säuglinge, alte Menschen und Vorerkrankte gefährlich werden kann. Wittenbergs Amtsarzt Michael Hable bestätigt auf Anfrage der MZ ein Ansteigen derartiger Erkrankungen.

Bisher sind 136 Fälle registriert, im vergangenen Jahr waren es lediglich 21, davor 18. Allerdings gab es auch schon früher Jahre mit vermehrten Krankheitsfällen im Landkreis – so 2019, als der Statistik zufolge 74 auftraten.

Massiver Ausbruch in der EU

In Veröffentlichungen ist von einem „massiven Ausbruch in der EU“ zu lesen, und auch bundesweit steigen Fälle dieser Infektionskrankheit, die mit krampfartigen Hustenanfällen einhergeht. Bis Mitte Oktober verzeichnete das Robert Koch-Institut fast 20.000 Fälle von Keuchhusten-Infektionen, beinahe sechsmal so viele wie im ganzen Jahr 2023.

Dass die gemeldeten Fälle vermutlich eher die Spitze des Eisbergs sind, davon geht Amtsarzt Hable aus. Weil nicht immer ein Abstrich erfolgt und weil die Krankheit manchmal nicht erkannt wird. Der Mediziner weist darauf hin, dass selbst der Verdacht meldepflichtig ist. Die Behörde nimmt dann Kontakt mit der betroffenen Familie auf, fragt nach womöglich gefährdeten Personen und empfiehlt eine Chemoprophylaxe für nicht ausreichend geimpfte oder eben gefährdete Menschen. Auch Hable betont, dass mit Keuchhusten nicht zu spaßen sei, bei Säuglingen könne die Krankheit zu Atemaussetzern führen. Andere haben Wochen oder Monate mit den typischen Hustenanfällen zu tun: „Das kann sehr lange anhalten.“

Allerdings gibt es eben Impfungen, die recht gut schützen, wenn auch nicht immer allzu langanhaltend. Der Arzt spricht von einer Grundimmunisierung bei Säuglingen mit drei Impfungen: in der zweiten, der vierten und der elften Woche. Auffrischungen werden im Alter von fünf bis sechs Jahren und zwischen dem neunten und 16. Lebensjahr empfohlen, zudem später noch einmal im Erwachsenenalter (möglichst zehn Jahre nach der letzten Impfung).

Seit 2020 gibt es überdies eine Impfempfehlung für Schwangere, ab der 28. Schwangerschaftswoche. Der Impfschutz überträgt sich auf das Neugeborene. Geimpft sein sollten ebenfalls die Baby-Kontaktpersonen, etwa Tagesmütter oder Großeltern.

Generell, berichtet Michael Hable, besteht eine recht gute „Durchimpfungsrate“. Gerade im Osten. In der DDR existierte laut Wittenbergs Amtsarzt eine Impfpflicht gegen Keuchhusten schon in den 1970er Jahren. Es habe daher zeitweise in der DDR weniger Keuchhustenfälle als in Westdeutschland Todesfälle gegeben. Später sei der Impfrückstand im Westen aber aufgeholt worden.

Keine Todesfälle im Kreis

Dass es jetzt wieder vermehrt zu Infektionen kommt, könnte mit der Corona-Zeit zusammenhängen. Hable: „Während der Pandemie ist die Zahl der Erkrankungen zurückgegangen, wegen der Eindämmungsregeln. Jetzt werden es wieder mehr.“ Zudem führe eine erhöhte Sensibilisierung, auch durch die Berichterstattung, zu mehr Tests. Der Amtsarzt ist also nicht übermäßig beunruhigt: „Es sind nicht exorbitant mehr Erkrankungen im Vergleich zur Vor-Coronazeit.“ Zudem habe es im Landkreis in diesem Jahr bislang keine Todesfälle gegeben.

Trotzdem rät der Mediziner, Keuchhusten ernst zu nehmen und den Impfempfehlungen zu folgen. Wenn der Verdacht besteht, sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden. „Antibiotika wirken gut.“ Und wenige Tage später könne der Erkrankte dann auch wieder nach draußen gehen.