MC Fläming Coswig MC Fläming Coswig: Alte Liebe rostet nicht

Coswig/MZ - „Der MC Fläming ist ein Aushängeschild für die Stadt Coswig“, sagt Hans-Jürgen Mohs, „der letzte noch lebende Mohikaner der Clubgründer“. 25 Jahre alt war er demnach, als am 30. Oktober 1963 der Motorsportclub unter dem Dach des Allgemeinen Deutschen Motorsportverbandes (ADMV) aus der Taufe gehoben wurde. Das Coswiger Bahnhofshotel - längst nicht mehr existent - war schon zuvor Treffpunkt einiger motorsportbegeisterter Männer wie Manfred Wricke, Werner Knoth, Werner Gareis und Heinz Gerstenberg.
Wie eine große Familie
Die Möglichkeit, mit Motorrädern Cross zu fahren, lockte seinerzeit vorzugsweise Jugendliche, andere fanden an den Rallyes, Orientierungsfahrten und touristischen Ausfahrten mit Pkw Gefallen. Und es gab noch einen ganz praktischen Grund, dem Club beizutreten - aus versicherungstechnischen Gründen durfte man seinerzeit nur als ADMV-Mitglied mit eigenem Kraftfahrzeug ins Ausland.
Jedenfalls platzte das Clubzimmer bald aus allen Nähten, ein neues Heim musste her und wurde mit der Obermühle am Flieth gefunden. Die Stadt hat es dem Club 1968 übertragen (der Pachtvertrag wurde 1997 erneuert) - und so wie die Clubmitglieder den historischen Fachwerkbau hergerichtet haben und in Schuss halten, wird der Verein schon im erste Punkt dem eignen Anspruch, Aushängeschild für Coswig zu sein, gerecht.
Auch Ehefrauen der Clubmitglieder haben dank separater Räume im Obergeschoss dort ihr Refugium gefunden. Am Rande offizieller Versammlungen schwelgt man in Erinnerungen, lässt die anderen teilhaben an Reiseerlebnissen, schmiedet man Reisepläne. In diesem Jahr wurde auch der Küchenbereich erneuert. Außerdem hat der Verein an der Ziekoer Landstraße ein Crossgelände hergerichtet. „Das vorzuhalten und zu erhalten, ist wichtig für ein funktionierendes Vereinsleben und um Jugendliche zu gewinnen“, sagt Heiko Fritzsche, der durch seinen Vater in den Verein hineingewachsen und seit seinem zehnten Lebensjahr Mitglied ist.
1968 wurde Osmar Fritzsche Clubvorsitzender, und wie ein Kapitän hat er bis an sein Lebensende 2012 den Club hoch gehalten und durch alle Fahrwasser der Zeiten gelotst. 1973 wurden die Motorwassersportler aus Coswig und Bitterfeld dem Club angegliedert, was sich jedoch aufgrund der unterschiedlichen Interessen nicht bewährte. Sie spalteten sich 1983 wieder ab.
Es gibt Bilder aus den 1970er Jahren, wo Zuschauer die Straßen säumen, während sich Trabi-Fahrer auf dem Coswiger Innenstadtring Rennen liefern. „Die Coswiger Motorsportveranstaltungen waren legendär“, sagt Mohs. Ebenso ernteten die Coswiger Motorsportler viel Lorbeer bei auswärtigen Veranstaltungen. Vorbildlich war die Coswiger ADMV-Gruppe seinerzeit auch in der Verkehrserziehung, das belegen Urkunden an den Wänden im Vereinsheim. „Nach der Wende war das irgendwie nicht mehr gewollt“, erklärt Mohs.
Angesteckt vom Sammelfieber
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands sank die Mitgliederzahl, der Club löste sich vom ADMV und ließ sich als Verein eintragen. Trabis, Wartburgs, Skodas, Dacias kamen in der DDR notgedrungen in die Jahre, die meisten dieser Fahrzeuge hatten dann auch bald ausgedient. Aber manche Coswiger Motorsportfreunde gewährten ihnen in ihren Garagen das Gnadenbrot, und irgendwann brach dann die Sammelleidenschaft aus. Die erstreckt sich mittlerweile auf noch ältere Modelle und auf Nutzfahrzeuge. Heiko Fritzsche ist Leiter der Interessengemeinschaft Old- und Youngtimer. Alle zwei Jahre wird zum großen Treffen eingeladen - auf dem Vereinsgelände in der Ziekoer Landstraße kommen weit über 150 Fahrzeuge zusammen.
„Wir sind gut vernetzt und pflegen Zusammenarbeit mit vielen anderen Vereinen“, sagt er und nennt als Beispiele die Johanniter-Unfallhilfe, die Oldtimerfreunde in Wittenberg und Dessau, die Freiwillige Feuerwehr und die Mansfelder Schlepperfreunde.
Der große Hingucker bei solchen Treffen ist dann immer das rollende Studio des DDR-Fernsehfunks, das demnächst auch in der aktuellen Staffel der ARD-Serie „Weißensee“ zu sehen sein wird. Robert Nellen ist im Verein der Chef der Studiotechnik.
Und Armin Knauth trainiert auf dem Vereinsgelände die Moto-Cross-Fahrer. Acht Mitglieder sind in dem Sport aktiv. In letzter Zeit gebe es auch wieder mehr Zulauf von jüngeren Leuten. Touristische Ausfahrten unternehmen die Motorsportfreunde nach wie vor und Orientierungsfahrten machen ihnen auch im Zeitalter der GPS-Navigation noch großen Spaß.
