Luther-Melanchthon-Gymnasium in Wittenberg Luther-Melanchthon-Gymnasium in Wittenberg: "The Lemming Project" betritt Neuland

Wittenberg - In der Aula des Luther-Melanchthon-Gymnasiums herrscht am Mittwochnachmittag eine Stimmung, die zwischen Konzentration und kreativem Chaos pendelt. Das Klavier gibt einen Melodiebogen vor, das Schlagzeug den Rhythmus, Bass, Gitarre und Trompete setzen ein, eine klare Stimme hebt an.
Die frisch gegründete Formation „The Lemming Project“ besteht aus sechs Schülern des Luther-Melanchthon-Gymnasiums in Wittenberg, die ihre Texte und ihre Musik selbst schreiben und arrangieren. Mitglieder sind Joschua Albrecht (Bass), Adela Bartlick Salcedo (Gesang), Marcus Haberland (Klavier), Damian John (Trompete), Lennart Schmidt (Schlagzeug) und Jakob Seifert (Gitarre). Fast alle Musiker sind noch in anderen Formationen aktiv und können sich vorstellen, dass die Musik einmal mehr als ein Hobby wird. Der erste öffentliche Auftritt findet am Freitag, 6. November um 18.30 Uhr in der Aula von „Haus Hundertwasser“ des Gymnasiums statt.
„Am Horizont ein einsam Schiff, kämpft gegen kalte Stürme“ erklingt es.
Befreiendes Gelächter
Adela Bartlick Salcedo schüttelt beim Singen unmerklich den Kopf und beschwert sich anschließend bei Jakob Seifert. „Hast du überlegt, dass ich zwischendurch auch mal atmen muss?“ Es wird musiziert, korrigiert, diskutiert, immer wieder löst ein befreiendes Gelächter die Anspannung.
Der Grundton ist leicht ironisch bei „The Lemming Project“, der Anspruch hoch. Vor rund einem Monat haben sich die sechs Schüler aus der zehnten und elften Klasse zusammengefunden, um miteinander Musik zu machen. Eigene Musik. Denn anders als der Name vermuten lässt, folgen die Lemminge keinem Herdentrieb. Sie betreten den Namensgebern gleich Neuland ohne auf bereits breit ausgetretenen Pfaden zu wandeln und ohne Mühen zu scheuen.
Hier ist alles selbstgemacht, Texte, Kompositionen, Arrangements. Hier fließen unterschiedliche musikalische Vorlieben von Blues und Rock über Jazz, Funk, Swing und etwas Pop zusammen und es entsteht eine ganz eigene Mixtur, gleichsam als „kleinster gemeinsamer Nenner“ der individuellen Präferenzen. „Wir nehmen alles – außer Klassik und Zwölftonmusik – und machen daraus etwas Eigenes“, beschreiben die jungen Musiker, die allesamt noch in anderen Formationen spielen, ihr Projekt.
Mal ist der Text aus der Feder von Adela Bartlick Salcedo zuerst da und Jakob Seifert entwirft eine Musik dazu, mal ist es umgekehrt. Bei den gemeinsamen wöchentlichen Proben meldet dann jeder seine Wünsche an, bringt eigene Ideen ein, und langsam entsteht so ein neuer Song. Die Betonung liegt auf langsam, denn es handelt sich um ein durchaus aufwendiges Verfahren, wie die Bandmitglieder zugeben. „Es dauert halt alles etwas länger“, sagt Adela.
Zu Beginn war der gesamte kreative Prozess Bestandteil der Probe, inzwischen haben sich die Lemminge darauf verlegt, einiges in Heimarbeit vorzubereiten – aus Effektivitätsgründen. Denn mehr als ein gemeinsames Treffen aller pro Woche sei nicht drin, befinden sich die Schüler doch in der Oberstufe, das Abitur in Sichtweite. Der Mittwoch ist für sie der einzige Termin, an dem alle etwa zeitgleich Schulschluss haben. Dass sie dafür die Schulaula nutzen können, freut die Bandmitglieder.
Wunsch: ein Proberaum
Mittelfristig steht allerdings ein eigener Proberaum ganz oben auf der Wunschliste. Dann könnte man sich auch mal abends zum Üben treffen und müsste bei der Lautstärke weniger Rücksicht auf parallel in der Schule stattfindende Konferenzen nehmen. Bis sich ein wohlmeinender Unterstützer dafür findet, gilt es indes die Probenzeit am Mittwoch zu nutzen.
Denn der erste Auftrittstermin steht schon fest. Am 6. November wird „The Lemming Project“ erstmals öffentlich eigene Songs zu Gehör bringen – bei einem Konzert im Rahmen der traditionellen Benefizwoche am Luther-Melanchthon-Gymnasium. (mz)