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Luther-Melanchthon-Gymnasium Luther-Melanchthon-Gymnasium: Anja Aichinger, die Rückkehrerin

Von Irina Steinmann 04.08.2017, 16:52
Anja Aichinger ist die neue Direktorin des Luther-Melanchthon-Gymnasiums. Dort war sie früher schon mal Lehrerin.
Anja Aichinger ist die neue Direktorin des Luther-Melanchthon-Gymnasiums. Dort war sie früher schon mal Lehrerin. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Müsste sie sich entscheiden, sie würde Melanchthon wählen. Aber das muss sie gar nicht. Mit diesem Schuljahr ist Anja Aichinger, 44 Jahre alt und gebürtige Bad Schmiedebergerin, Direktorin der Wittenberger Schule mit dem Doppelnamen, des Luther-Melanchthon-Gymnasiums (LMG).

Zwei historische Persönlichkeiten, zwei Traditionslinien, die es weiterzuverfolgen gelte in der täglichen Arbeit. Wie auch das Europa-Profil der Bildungseinrichtung.

„Ich wollte immer Lehrer werden, weil ich an die Kraft der Bildung glaube“, sagt Aichinger und das hätte Philipp Melanchthon, der Lehrer Deutschlands, wohl kaum besser formuliert. Jetzt ist sie also Schulleiterin, das bedeutet weniger Lehrer, mehr Verwaltung und doch habe sie sofort zugegriffen, als das Angebot kam.

Dass die Ferien für Anja Aichinger nicht wirklich welche waren, hängt nicht nur mit ihrem neuen Job zusammen: Vor den „Parkfesten“ sei das eigentlich immer so. Und erst recht 2017: Die alle drei Jahre stattfindende Veranstaltung des LMG ist diesmal gleichzeitig einer der vier „Wittenberg-Abende“, mit denen sich die Stadt am Reformationsjubiläum beteiligt. Wochenlang haben sich sämtliche Schüler und Lehrer an der Vorbereitung beteiligt, die Federführung hat eine dreiköpfige Steuerungsgruppe, das sind die Lehrerinnen Heike Masser, Elke Kunze und Jana Wiederhold. Herausgekommen sind sagenhafte 45 Projekte rund um das diesjährige Parkfest-Thema „Der Mensch ist das Modell der Welt“, dessen Ausgangspunkt der Renaissance-Humanismus ist, mithin jene Epoche, die, wie es Wiederhold am Freitag bei einer Pressekonferenz mit Oberbürgermeister Torsten Zugehör im Neuen Rathaus formulierte, Voraussetzung war für die Reformation. Das Parkfest bzw. der 3. Wittenberg-Abend findet rund um die „Hundertwasserschule“ am 18. August von 16 bis 20 Uhr statt. Man reist besser nicht mit dem Auto an, extra Parkplätze gibt es nämlich nicht.

Für die körperlich grazile und mental zupackende Frau bedeutet der Ruf nach Wittenberg nämlich eine Rückkehr an ihre alte Schule. („Es ist schön, wieder zu Hause zu sein“, sagt sie tatsächlich.) Dort unterrichtete sie lange Jahre Deutsch und Englisch, bevor sie vor fünf Jahren quasi die Seiten wechselte und seither im Schulverwaltungsamt Halle tätig war.

Erfahrungen, die ihr, wie auch das berufsbegleitende Managementstudium, das sie zusätzlich absolviert hat, in der neuen Position ausgesprochen nützlich sein dürften. Aichinger war wie berichtet die Wunschkandidatin des langjährigen Direktors Michael Sandau, der der Schule als neuer Vorsitzender des Fördervereins erhalten bleibt - was wiederum seine Nachfolgerin sehr schätzt.

Dass sie, immer entlang der hauseigenen Traditionslinien, auch einiges anders machen wird, versteht sich. Dafür sorgen schon allein die veränderten Rahmenbedingungen. Ein „sensibles Thema“, sagt sie, sei die Digitalisierung, da ist hinsichtlich der Ausstattung auch am LMG offenbar noch Luft nach oben.

Was das Dauerthema Lehrermangel angeht, das in diesen Tagen vor dem Schulanfang gerade wieder sehr stark die Debatten im Land beherrscht, zeigt sich die neue Schuldirektorin pragmatisch. Ja, sagt sie, die Situation sei in der Tat „angespannt“. Die „Welt ein kleines Stück besser zu machen“, der Anspruch, an dem sie sich als Pädagogin messen lassen möchte, müsse aber so oder so gelingen.

Weil die Kinder, die jetzt da sind, jetzt da sind. Weit über 1.000 sind es am LMG, und von den 75 Lehrern werden viele für Aichinger neue, junge Kollegen sein.

Die Schlachten von gestern zwischen „Luther“ und „Melanchthon“ spielen für Anja Aichinger keine Rolle. Wie es ist, wenn eine Schule geschlossen wird, hat sie anderswo selbst erfahren - bis zu dessen Aus arbeitete sie am Gymnasium in Pretzsch.

Eine Rolle aber spielt für sie der Rückgewinn des Hauses Melanchthon, das der Schule zwischenzeitlich verlustig ging. Wie schon ihr Vorgänger möchte auch sie dafür kämpfen, dass das Haus an der Neustraße saniert wird und wieder als Schule nutzbar ist. Schon wegen der Aula. (mz)