Luisenschule in Wörlitz Luisenschule in Wörlitz: Senioren sind nicht mehr als Naturführer tätig

wörlitz/MZ - Eigentlich hätten die Grundschüler der Luisenschule in Wörlitz allen Grund zur Freude. Der Tastpfad in ihrem Schulgarten ist fertig. Barfuß können sie dort nun Kastanien, Sand oder Steine ertasten.
Angelegt wurde der Pfad von ihren „Naturführern“ - als Abschiedsgeschenk. Seit 2012 waren die zehn Frauen und Männer über die Maßnahme „Aktiv zur Rente“ mit Förderung des Landes und des Jobcenters an der Schule tätig. Zum 31. März läuft das Programm aus. „Sie werden uns sehr fehlen“, sagt Lehrerin Christiane Landeck. „Die Schüler sind wirklich traurig.“
Unter dem Motto „Natur erleben, selbst teilhaben und etwas aus eigener Kraft erreichen“ haben die Teilnehmer mit den Kindern Holzarbeiten gemacht, sie auf Ausflügen begleitet, im Sachkundeunterricht Unterstützung geleistet, bei der Verkehrserziehung geholfen oder den Schulgarten auf Vordermann gehalten.
Programm beendet
Die BVIK ist eine überregional tätige gemeinnützige GmbH mit Hauptsitz in Köthen. Die Abkürzung steht für ihre Angebote: Bilden – Vermitteln – Integrieren – kommunale Dienstleistungen.
2004 im Zuge der Hartz-Reformen gegründet, ist die Gesellschaft in den Bundesländern Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Niedersachsen aktiv. Selbst gesetzte Ziele sind u. a. den Kommunen bei der Nutzung der Möglichkeiten des zweiten Arbeitsmarktes zu helfen und die Maßnahmeteilnehmer im Bestreben, ihre Arbeitsfähigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen, zu stärken und zu fördern.
„Unsere Arbeit dient der Förderung der beruflichen Integration, der Verringerung der Arbeitslosigkeit und auch der sozialen Integration“, heißt es im Leitbild der Gesellschaft. (uko)
„Ab 1. April sitzen sie wieder zu Hause“, sagt Sieglinde Föse, Projektleiterin bei der BVIK GmbH in Wörlitz, die sich sehr darüber ärgert, dass die Fördermittel für die Maßnahme gestrichen worden sind. Alle zehn Teilnehmer verlieren mit Auslaufen des Projekts ihre Beschäftigung. Bei der BVIK sind es insgesamt 30 Personen. Grund dafür seien EU-Richtlinien, erklärt Sven Arlt, Pressesprecher des Jobcenters im Landkreis Wittenberg. Die Fördergelder stammen aus EU-Töpfen, und die Förderperiode für das Landesprogramm war am 31. Dezember 2013 beendet. Das bleibt auch so. Eine Verlängerung gibt es nicht.
57 Maßnahmen betroffen
57 Maßnahmen im Landkreis Wittenberg sind mit dem Programm „Aktiv zur Rente“ gefördert worden. So arbeiteten Teilnehmer beispielsweise auch im Frauentreff in Gräfenhainichen oder bei der Jessener Tafel. Insgesamt 1 436 Personen haben seit 2011 auf diese Weise zumindest kurzfristig Beschäftigung gefunden - gegen Ende der Maßnahme waren noch 216 im Einsatz.
Was nun aus den Teilnehmern wird? „Das wird ganz individuell entschieden“, sagt Arlt. Als nächstes stehen Gespräche mit den jeweiligen Integrationsfachkräften im Jobcenter an. Danach sei es durchaus möglich, dass die Teilnehmer - auch aufgrund ihrer neu erworbenen Kompetenzen durch „Aktiv zur Rente“ - wieder im ersten Arbeitsmarkt unterkommen. „Es ist alles offen, der Markt ist niemandem verschlossen“, so Arlt.
Doch diese Chance hält Sieglinde Föse für sehr gering. Die Männer und Frauen sind alle über 50 Jahre alt und waren oftmals schon vorher langzeitarbeitslos. Auch die Teilnehmer selbst sind wenig optimistisch. „Aber ich will nicht einfach auf die Rente warten“, sagt Anneliese Krüger. Die 57-Jährige wolle alles versuchen, wieder eine Beschäftigung zu bekommen. „Auch wir Älteren wollen Arbeit.“
Gudrun Wetzel hingegen hat nur noch ein Jahr bis zu offiziellen Rente. Sie gehörte nicht zu den „Naturführern“, war über „Aktiv zur Rente“ in den vergangenen Jahren jedoch zur guten Seele der Luisen-Schule in Wörlitz geworden. Sie unterstütze überall, wo Hilfe gebraucht wurde. „Hier war es so schön“, sagt sie. Wie sie dieses „letzte“ Jahr überbrückt, ist noch unklar. Eines steht aber fest: Besuchen wird sie ihre Kinder auch in Zukunft. „Na sicher!“, betont Wetzel.